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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Zweites Buch. Drittes Capitel.
über Occam und den Canon von Biel; aristotelische Dia-
lectik und Physik; die schwierigsten Lehren der Dogmatik
und die Subtilitäten der nominalistischen Moral; dann
schritt er fort zu den Mystikern, nachdem er ihre seltensten
Schriften in die Hände bekommen: er machte sich daran,
wie er sagt, die orphisch-platonisch-ägyptisch-arabische
Philosophie damit in Verbindung zu bringen und alles in
fünf Theilen abzuhandeln. 1 Er war ein Gelehrter der die
Sachen im Grunde für abgethan hielt, nur mit dem distin-
guirenden Verstand und hauptsächlich dem Gedächtniß arbei-
tete, sich immer noch ein neues Feld anzueignen trachtete,
um damit Aufsehn zu erregen, weiter zu kommen, sich ein ge-
nußvolles und vergnügtes Leben zu verschaffen. Seine Nei-
gung galt vor allem der Disputation. Auf allen jenen
Universitäten, auch in Heidelberg Mainz Basel hatte er da-
durch geglänzt: in Freiburg schon früh der Bursa zum
Pfauen vorgestanden, wo man sich vorzugsweise mit Dis-
putirübungen beschäftigte; dann hatte er größere Reisen
unternommen: nach Wien, nach Bologna, ausdrücklich um
daselbst zu disputiren. Man muß lesen, mit welcher Ge-
nugthuung er besonders von dieser italienischen Reise er-
zählt: -- wie er von einem päpstlichen Nuntius dazu aufge-
muntert, noch vor seiner Abreise von den jungen Mark-
grafen von Brandenburg besucht, hierauf unterweges so in
Italien wie in Deutschland, von geistlichen und weltlichen
Herrn höchst ehrenvoll aufgenommen, zur Tafel gezogen

wor-
1 Eckii Epistola de ratione studiorum suorum in Strobels
Miscellaneen III, p. 97.

Zweites Buch. Drittes Capitel.
über Occam und den Canon von Biel; ariſtoteliſche Dia-
lectik und Phyſik; die ſchwierigſten Lehren der Dogmatik
und die Subtilitäten der nominaliſtiſchen Moral; dann
ſchritt er fort zu den Myſtikern, nachdem er ihre ſeltenſten
Schriften in die Hände bekommen: er machte ſich daran,
wie er ſagt, die orphiſch-platoniſch-ägyptiſch-arabiſche
Philoſophie damit in Verbindung zu bringen und alles in
fünf Theilen abzuhandeln. 1 Er war ein Gelehrter der die
Sachen im Grunde für abgethan hielt, nur mit dem diſtin-
guirenden Verſtand und hauptſächlich dem Gedächtniß arbei-
tete, ſich immer noch ein neues Feld anzueignen trachtete,
um damit Aufſehn zu erregen, weiter zu kommen, ſich ein ge-
nußvolles und vergnügtes Leben zu verſchaffen. Seine Nei-
gung galt vor allem der Disputation. Auf allen jenen
Univerſitäten, auch in Heidelberg Mainz Baſel hatte er da-
durch geglänzt: in Freiburg ſchon früh der Burſa zum
Pfauen vorgeſtanden, wo man ſich vorzugsweiſe mit Dis-
putirübungen beſchäftigte; dann hatte er größere Reiſen
unternommen: nach Wien, nach Bologna, ausdrücklich um
daſelbſt zu disputiren. Man muß leſen, mit welcher Ge-
nugthuung er beſonders von dieſer italieniſchen Reiſe er-
zählt: — wie er von einem päpſtlichen Nuntius dazu aufge-
muntert, noch vor ſeiner Abreiſe von den jungen Mark-
grafen von Brandenburg beſucht, hierauf unterweges ſo in
Italien wie in Deutſchland, von geiſtlichen und weltlichen
Herrn höchſt ehrenvoll aufgenommen, zur Tafel gezogen

wor-
1 Eckii Epistola de ratione studiorum suorum in Strobels
Miscellaneen III, p. 97.
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[400/0418] Zweites Buch. Drittes Capitel. über Occam und den Canon von Biel; ariſtoteliſche Dia- lectik und Phyſik; die ſchwierigſten Lehren der Dogmatik und die Subtilitäten der nominaliſtiſchen Moral; dann ſchritt er fort zu den Myſtikern, nachdem er ihre ſeltenſten Schriften in die Hände bekommen: er machte ſich daran, wie er ſagt, die orphiſch-platoniſch-ägyptiſch-arabiſche Philoſophie damit in Verbindung zu bringen und alles in fünf Theilen abzuhandeln. 1 Er war ein Gelehrter der die Sachen im Grunde für abgethan hielt, nur mit dem diſtin- guirenden Verſtand und hauptſächlich dem Gedächtniß arbei- tete, ſich immer noch ein neues Feld anzueignen trachtete, um damit Aufſehn zu erregen, weiter zu kommen, ſich ein ge- nußvolles und vergnügtes Leben zu verſchaffen. Seine Nei- gung galt vor allem der Disputation. Auf allen jenen Univerſitäten, auch in Heidelberg Mainz Baſel hatte er da- durch geglänzt: in Freiburg ſchon früh der Burſa zum Pfauen vorgeſtanden, wo man ſich vorzugsweiſe mit Dis- putirübungen beſchäftigte; dann hatte er größere Reiſen unternommen: nach Wien, nach Bologna, ausdrücklich um daſelbſt zu disputiren. Man muß leſen, mit welcher Ge- nugthuung er beſonders von dieſer italieniſchen Reiſe er- zählt: — wie er von einem päpſtlichen Nuntius dazu aufge- muntert, noch vor ſeiner Abreiſe von den jungen Mark- grafen von Brandenburg beſucht, hierauf unterweges ſo in Italien wie in Deutſchland, von geiſtlichen und weltlichen Herrn höchſt ehrenvoll aufgenommen, zur Tafel gezogen wor- 1 Eckii Epistola de ratione studiorum suorum in Strobels Miscellaneen III, p. 97.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/418>, abgerufen am 22.11.2024.