verheißen wurden: auch wohl eine gewisse Besorgniß vor dem schwäbischen Bundesheer, das im Solde von Östreich noch immer im Felde stand; 1 aber dabei auch Abneigung gegen die Fremden, obwohl sie am Ende noch mehr Geld boten: Anhänglichkeit an das Haus das dem Reiche schon mehrere Kaiser gegeben, und eine gewohnte Verehrung ge- noß: die Gefahr die mit jeder andern Auskunft zusam- menhieng: Erwartung guter Folgen von der welche man traf; -- genug zugleich die persönlichsten Beziehungen und die Rücksicht auf das allgemeine Wohl.
Fügen wir aber hinzu, auch das Glück war dabei. An dem Tage der Wahl, ja in der Stunde derselben erfolgte in Niedersachsen eine Entscheidung, die wenn sie früher einge- treten wäre, die Sache leicht noch einmal zweifelhaft ma- chen, die französische Partei hätte beleben können.
Endlich nemlich waren jene geldrischen Reiter bei Her- zog Heinrich von Lüneburg eingetroffen, und ohne Verzug hatte er sich aufgemacht, das mit Raub beladene Heer sei- ner Vettern im Felde zu suchen. Unfern von Soltau an der Haide holte er es ein und begann auf der Stelle den Angriff ohne sein Fußvolk zu erwarten. Eben in der Rei- terei bestand seine Stärke. Diese warf sich zuerst auf das feindliche Geschütz und nahm es, dann sprengte sie die be- sten Haufen der Fußvölker aus einander, so daß auch die Übrigen, geworbene Knechte, in die Flucht geriethen und ihre Wehre in den Sand warfen; durch dieß glückliche
1Richard Pace to Cardinal Wolsey I, 157. Suerly they wold nott have electidde him yff fere of there persons hadde not dryven them thereunto.
Zweites Buch. Zweites Capitel.
verheißen wurden: auch wohl eine gewiſſe Beſorgniß vor dem ſchwäbiſchen Bundesheer, das im Solde von Öſtreich noch immer im Felde ſtand; 1 aber dabei auch Abneigung gegen die Fremden, obwohl ſie am Ende noch mehr Geld boten: Anhänglichkeit an das Haus das dem Reiche ſchon mehrere Kaiſer gegeben, und eine gewohnte Verehrung ge- noß: die Gefahr die mit jeder andern Auskunft zuſam- menhieng: Erwartung guter Folgen von der welche man traf; — genug zugleich die perſönlichſten Beziehungen und die Rückſicht auf das allgemeine Wohl.
Fügen wir aber hinzu, auch das Glück war dabei. An dem Tage der Wahl, ja in der Stunde derſelben erfolgte in Niederſachſen eine Entſcheidung, die wenn ſie früher einge- treten wäre, die Sache leicht noch einmal zweifelhaft ma- chen, die franzöſiſche Partei hätte beleben können.
Endlich nemlich waren jene geldriſchen Reiter bei Her- zog Heinrich von Lüneburg eingetroffen, und ohne Verzug hatte er ſich aufgemacht, das mit Raub beladene Heer ſei- ner Vettern im Felde zu ſuchen. Unfern von Soltau an der Haide holte er es ein und begann auf der Stelle den Angriff ohne ſein Fußvolk zu erwarten. Eben in der Rei- terei beſtand ſeine Stärke. Dieſe warf ſich zuerſt auf das feindliche Geſchütz und nahm es, dann ſprengte ſie die be- ſten Haufen der Fußvölker aus einander, ſo daß auch die Übrigen, geworbene Knechte, in die Flucht geriethen und ihre Wehre in den Sand warfen; durch dieß glückliche
1Richard Pace to Cardinal Wolsey I, 157. Suerly they wold nott have electidde him yff fere of there persons hadde not dryven them thereunto.
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Zweites Buch. Zweites Capitel.
verheißen wurden: auch wohl eine gewiſſe Beſorgniß vor
dem ſchwäbiſchen Bundesheer, das im Solde von Öſtreich
noch immer im Felde ſtand; 1 aber dabei auch Abneigung
gegen die Fremden, obwohl ſie am Ende noch mehr Geld
boten: Anhänglichkeit an das Haus das dem Reiche ſchon
mehrere Kaiſer gegeben, und eine gewohnte Verehrung ge-
noß: die Gefahr die mit jeder andern Auskunft zuſam-
menhieng: Erwartung guter Folgen von der welche man
traf; — genug zugleich die perſönlichſten Beziehungen und
die Rückſicht auf das allgemeine Wohl.
Fügen wir aber hinzu, auch das Glück war dabei. An
dem Tage der Wahl, ja in der Stunde derſelben erfolgte in
Niederſachſen eine Entſcheidung, die wenn ſie früher einge-
treten wäre, die Sache leicht noch einmal zweifelhaft ma-
chen, die franzöſiſche Partei hätte beleben können.
Endlich nemlich waren jene geldriſchen Reiter bei Her-
zog Heinrich von Lüneburg eingetroffen, und ohne Verzug
hatte er ſich aufgemacht, das mit Raub beladene Heer ſei-
ner Vettern im Felde zu ſuchen. Unfern von Soltau an
der Haide holte er es ein und begann auf der Stelle den
Angriff ohne ſein Fußvolk zu erwarten. Eben in der Rei-
terei beſtand ſeine Stärke. Dieſe warf ſich zuerſt auf das
feindliche Geſchütz und nahm es, dann ſprengte ſie die be-
ſten Haufen der Fußvölker aus einander, ſo daß auch die
Übrigen, geworbene Knechte, in die Flucht geriethen und
ihre Wehre in den Sand warfen; durch dieß glückliche
1 Richard Pace to Cardinal Wolsey I, 157. Suerly they
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/396>, abgerufen am 16.02.2025.
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