Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Zweites Buch. Zweites Capitel. Friedrich erwiederte, daß er dasselbe denke, und lehnte je-den Antrag ab. 1 Die Zeit war gekommen, wo auch sonst keine Zurückhaltung mehr zu beobachten war: er erklärte sich öffentlich für König Carl. Seine Stimme brachte auch Die zum Entschluß, die bisher noch schwankend ge- wesen waren. Am 28sten Juni ward nach altem Gebrauch die Sturm- Jedoch dachten die Churfürsten darauf, einem so mäch- 1 Auszug aus Lucas Geierberg Leben Philipsen Grafen von Solms hinter der Vorrede zu Göbels Beiträgen zur Staatsgeschichte von Europa p. XIX. 2 Revers bei Bucholtz III, 668. 3 Protocollum electionis in Goldasts Polit. Reichshändeln
p. 41. Die Reden die bei dieser Gelegenheit gehalten worden seyn sollen, sind erdichtet. Vgl. meine Schrift Zur Kritik neuerer Ge- schichtschreiber p. 62. Zweites Buch. Zweites Capitel. Friedrich erwiederte, daß er daſſelbe denke, und lehnte je-den Antrag ab. 1 Die Zeit war gekommen, wo auch ſonſt keine Zurückhaltung mehr zu beobachten war: er erklärte ſich öffentlich für König Carl. Seine Stimme brachte auch Die zum Entſchluß, die bisher noch ſchwankend ge- weſen waren. Am 28ſten Juni ward nach altem Gebrauch die Sturm- Jedoch dachten die Churfürſten darauf, einem ſo mäch- 1 Auszug aus Lucas Geierberg Leben Philipſen Grafen von Solms hinter der Vorrede zu Goͤbels Beitraͤgen zur Staatsgeſchichte von Europa p. XIX. 2 Revers bei Bucholtz III, 668. 3 Protocollum electionis in Goldaſts Polit. Reichshaͤndeln
p. 41. Die Reden die bei dieſer Gelegenheit gehalten worden ſeyn ſollen, ſind erdichtet. Vgl. meine Schrift Zur Kritik neuerer Ge- ſchichtſchreiber p. 62. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0394" n="376"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweites Buch. Zweites Capitel</hi>.</fw><lb/> Friedrich erwiederte, daß er daſſelbe denke, und lehnte je-<lb/> den Antrag ab. <note place="foot" n="1">Auszug aus Lucas Geierberg Leben Philipſen Grafen von<lb/> Solms hinter der Vorrede zu Goͤbels Beitraͤgen zur Staatsgeſchichte<lb/> von Europa <hi rendition="#aq">p. XIX.</hi></note> Die Zeit war gekommen, wo auch ſonſt<lb/> keine Zurückhaltung mehr zu beobachten war: er erklärte<lb/> ſich öffentlich für König Carl. Seine Stimme brachte<lb/> auch Die zum Entſchluß, die bisher noch ſchwankend ge-<lb/> weſen waren.</p><lb/> <p>Am 28ſten Juni ward nach altem Gebrauch die Sturm-<lb/> glocke gezogen, und die Churfürſten verſammelten ſich, in<lb/> ihren ſcharlachnen Amtskleidern, in jener engen, kleinen,<lb/> halbdunkeln Capelle am Chor der Bartholomäuskirche, die<lb/> ihnen zum Conclave diente. Schon waren ſie alle einmü-<lb/> thig. Mainz fragte wie das Herkommen gebot, zuerſt Trier:<lb/> Trier erwählte den Erzherzog Carl von Öſtreich, Prinzen<lb/> von Burgund, König von Spanien. So wählten ſie alle:<lb/> der König von Frankreich hatte keine Stimme. <note place="foot" n="2">Revers bei Bucholtz <hi rendition="#aq">III,</hi> 668.</note></p><lb/> <p>Jedoch dachten die Churfürſten darauf, einem ſo mäch-<lb/> tigen Fürſten wie ſie wählten gegenüber, zugleich auch die<lb/> Rechte des Reiches wahrzunehmen. Sie legten dem er-<lb/> wählten römiſchen König eine ziemlich ſtrenge Capitulation<lb/> vor: nach den Grundſätzen die ſchon während der letzten<lb/> Unterhandlungen Maximilians feſtgeſetzt worden. <note place="foot" n="3"><hi rendition="#aq">Protocollum electionis</hi> in Goldaſts Polit. Reichshaͤndeln<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 41. Die Reden die bei dieſer Gelegenheit gehalten worden ſeyn<lb/> ſollen, ſind erdichtet. Vgl. meine Schrift Zur Kritik neuerer Ge-<lb/> ſchichtſchreiber <hi rendition="#aq">p.</hi> 62.</note> Man<lb/> beſtimmte darin, daß die Ämter nur mit Deutſchen be-<lb/> ſetzt, die Verhandlungen nur in deutſcher Sprache geführt,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [376/0394]
Zweites Buch. Zweites Capitel.
Friedrich erwiederte, daß er daſſelbe denke, und lehnte je-
den Antrag ab. 1 Die Zeit war gekommen, wo auch ſonſt
keine Zurückhaltung mehr zu beobachten war: er erklärte
ſich öffentlich für König Carl. Seine Stimme brachte
auch Die zum Entſchluß, die bisher noch ſchwankend ge-
weſen waren.
Am 28ſten Juni ward nach altem Gebrauch die Sturm-
glocke gezogen, und die Churfürſten verſammelten ſich, in
ihren ſcharlachnen Amtskleidern, in jener engen, kleinen,
halbdunkeln Capelle am Chor der Bartholomäuskirche, die
ihnen zum Conclave diente. Schon waren ſie alle einmü-
thig. Mainz fragte wie das Herkommen gebot, zuerſt Trier:
Trier erwählte den Erzherzog Carl von Öſtreich, Prinzen
von Burgund, König von Spanien. So wählten ſie alle:
der König von Frankreich hatte keine Stimme. 2
Jedoch dachten die Churfürſten darauf, einem ſo mäch-
tigen Fürſten wie ſie wählten gegenüber, zugleich auch die
Rechte des Reiches wahrzunehmen. Sie legten dem er-
wählten römiſchen König eine ziemlich ſtrenge Capitulation
vor: nach den Grundſätzen die ſchon während der letzten
Unterhandlungen Maximilians feſtgeſetzt worden. 3 Man
beſtimmte darin, daß die Ämter nur mit Deutſchen be-
ſetzt, die Verhandlungen nur in deutſcher Sprache geführt,
1 Auszug aus Lucas Geierberg Leben Philipſen Grafen von
Solms hinter der Vorrede zu Goͤbels Beitraͤgen zur Staatsgeſchichte
von Europa p. XIX.
2 Revers bei Bucholtz III, 668.
3 Protocollum electionis in Goldaſts Polit. Reichshaͤndeln
p. 41. Die Reden die bei dieſer Gelegenheit gehalten worden ſeyn
ſollen, ſind erdichtet. Vgl. meine Schrift Zur Kritik neuerer Ge-
ſchichtſchreiber p. 62.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |