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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Zweites Buch. Zweites Capitel.

Maximilian war unaufhörlich bemüht, diese Einwen-
dungen und ihre tiefern Gründe zu beseitigen. Mit dem
römischen Hof ward wie über die Heraussendung der
Krone, 1 so über die Zurücknahme jener Constitution leb-
haft unterhandelt. Die sonderbarsten Pläne kamen zum
Vorschein. Maximilian dachte einmal zu abdiciren, um
das eine, und den Rest seiner Tage in Neapel zuzubrin-
gen, wohl nicht ohne durch die Krone dieses Landes für
seine Verzichtleistungen entschädigt zu werden, um das an-
dre jener Hindernisse wegzuräumen. Die Ärzte hatten ihm
ohnehin gesagt, daß er in Neapel wieder gesund werden
könne. Die deutschen Unterhandlungen dachte er auf einer
Zusammenkunft die im nächsten März in Frankfurt Statt
finden solle, zu beendigen. Auf das dringendste ließ er
Churf. Friedrich bitten, ja nicht auszubleiben: er selbst ge-
denke sich bald nach Neujahr zu erheben.

Das war ihm jedoch nicht bestimmt. Er erkrankte
noch auf der Reise in seine Erblande, zu Wels. Alle Tage
der Krankheit füllte er noch aus mit Fortsetzung der Un-
terhandlungen über die Succession: die schlaflosen Nächte
ließ er sich dann die Stammgeschichte seiner Altvordern
vorlesen; Vergangenheit und Zukunft seines Hauses beschäf-
tigten ihn, als er starb: 12 Jan. 1519.


1 Maximilian forderte sogar, der Papst selbst solle nach Trient
kommen und ihn krönen. Er führte an, daß er ja auch zu Franz I
nach Bologna gekommen sey. Aber der Cerimonienmeister hielt eine
Krönung außerhalb Roms überhaupt für unstatthaft. Wären selbst
Papst und Kaiser in Einer Provinz, so dürfe der Papst den Kaiser
daselbst nicht krönen, er müsse ihn lieber allein nach Rom ziehen und
dort von einem Cardinal krönen lassen. Paris de Grassis bei Hofs-
mann p. 425.
Zweites Buch. Zweites Capitel.

Maximilian war unaufhörlich bemüht, dieſe Einwen-
dungen und ihre tiefern Gründe zu beſeitigen. Mit dem
römiſchen Hof ward wie über die Herausſendung der
Krone, 1 ſo über die Zurücknahme jener Conſtitution leb-
haft unterhandelt. Die ſonderbarſten Pläne kamen zum
Vorſchein. Maximilian dachte einmal zu abdiciren, um
das eine, und den Reſt ſeiner Tage in Neapel zuzubrin-
gen, wohl nicht ohne durch die Krone dieſes Landes für
ſeine Verzichtleiſtungen entſchädigt zu werden, um das an-
dre jener Hinderniſſe wegzuräumen. Die Ärzte hatten ihm
ohnehin geſagt, daß er in Neapel wieder geſund werden
könne. Die deutſchen Unterhandlungen dachte er auf einer
Zuſammenkunft die im nächſten März in Frankfurt Statt
finden ſolle, zu beendigen. Auf das dringendſte ließ er
Churf. Friedrich bitten, ja nicht auszubleiben: er ſelbſt ge-
denke ſich bald nach Neujahr zu erheben.

Das war ihm jedoch nicht beſtimmt. Er erkrankte
noch auf der Reiſe in ſeine Erblande, zu Wels. Alle Tage
der Krankheit füllte er noch aus mit Fortſetzung der Un-
terhandlungen über die Succeſſion: die ſchlafloſen Nächte
ließ er ſich dann die Stammgeſchichte ſeiner Altvordern
vorleſen; Vergangenheit und Zukunft ſeines Hauſes beſchäf-
tigten ihn, als er ſtarb: 12 Jan. 1519.


1 Maximilian forderte ſogar, der Papſt ſelbſt ſolle nach Trient
kommen und ihn kroͤnen. Er fuͤhrte an, daß er ja auch zu Franz I
nach Bologna gekommen ſey. Aber der Cerimonienmeiſter hielt eine
Kroͤnung außerhalb Roms uͤberhaupt fuͤr unſtatthaft. Waͤren ſelbſt
Papſt und Kaiſer in Einer Provinz, ſo duͤrfe der Papſt den Kaiſer
daſelbſt nicht kroͤnen, er muͤſſe ihn lieber allein nach Rom ziehen und
dort von einem Cardinal kroͤnen laſſen. Paris de Graſſis bei Hofſ-
mann p. 425.
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[358/0376] Zweites Buch. Zweites Capitel. Maximilian war unaufhörlich bemüht, dieſe Einwen- dungen und ihre tiefern Gründe zu beſeitigen. Mit dem römiſchen Hof ward wie über die Herausſendung der Krone, 1 ſo über die Zurücknahme jener Conſtitution leb- haft unterhandelt. Die ſonderbarſten Pläne kamen zum Vorſchein. Maximilian dachte einmal zu abdiciren, um das eine, und den Reſt ſeiner Tage in Neapel zuzubrin- gen, wohl nicht ohne durch die Krone dieſes Landes für ſeine Verzichtleiſtungen entſchädigt zu werden, um das an- dre jener Hinderniſſe wegzuräumen. Die Ärzte hatten ihm ohnehin geſagt, daß er in Neapel wieder geſund werden könne. Die deutſchen Unterhandlungen dachte er auf einer Zuſammenkunft die im nächſten März in Frankfurt Statt finden ſolle, zu beendigen. Auf das dringendſte ließ er Churf. Friedrich bitten, ja nicht auszubleiben: er ſelbſt ge- denke ſich bald nach Neujahr zu erheben. Das war ihm jedoch nicht beſtimmt. Er erkrankte noch auf der Reiſe in ſeine Erblande, zu Wels. Alle Tage der Krankheit füllte er noch aus mit Fortſetzung der Un- terhandlungen über die Succeſſion: die ſchlafloſen Nächte ließ er ſich dann die Stammgeſchichte ſeiner Altvordern vorleſen; Vergangenheit und Zukunft ſeines Hauſes beſchäf- tigten ihn, als er ſtarb: 12 Jan. 1519. 1 Maximilian forderte ſogar, der Papſt ſelbſt ſolle nach Trient kommen und ihn kroͤnen. Er fuͤhrte an, daß er ja auch zu Franz I nach Bologna gekommen ſey. Aber der Cerimonienmeiſter hielt eine Kroͤnung außerhalb Roms uͤberhaupt fuͤr unſtatthaft. Waͤren ſelbſt Papſt und Kaiſer in Einer Provinz, ſo duͤrfe der Papſt den Kaiſer daſelbſt nicht kroͤnen, er muͤſſe ihn lieber allein nach Rom ziehen und dort von einem Cardinal kroͤnen laſſen. Paris de Graſſis bei Hofſ- mann p. 425.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/376>, abgerufen am 25.11.2024.