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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Maximilian.
das Oberhaupt sein persönliches Interesse von dem der
Gesammtheit trennt. Maximilian wenigstens hatte bei sei-
nem Thun und Lassen bei weitem weniger den Vortheil
des Reiches, als die Zukunft seines Hauses im Auge. Als
achtzehnjähriger Jüngling war er nach den Niederlanden
gegangen, und hatte durch die Verbindung von Bur-
gund und Östreich eine neue europäische Macht begründet.
Es giebt überall, in dem Staate wie in den Wissen-
schaften vermittelnde Thätigkeiten, die das Neue zwar noch
nicht zu Stande bringen, aber aus allen Kräften vorberei-
ten. Die Macht die sich bildete, kam unter Maximilian
noch nicht zu voller Erscheinung. Aber dadurch, daß er
die fürstlichen Gerechtsame so in den Niederlanden wie in
Östreich aufrecht erhielt, von dort die Franzosen, von hier
die Ungern abwehrte, daß er die große spanische Erbschaft
herbeiführte, zu der ungrisch-böhmischen definitiv den
Grund legte, ist seine Thätigkeit doch von dem größten
Einfluß auf die folgenden Jahrhunderte gewesen. Wie
ganz anders, als damals, da sein Vater von Östreich ver-
jagt, er selber in Brügge gefangen war, standen nun
seine Enkel! nie hatte ein Geschlecht großartigere umfassen-
dere Aussichten. Aus diesem Gesichtspunct sah er auch
die deutschen Verhältnisse an. Bis in die zweite Hälfte
des funfzehnten Jahrhunderts war Östreich von Deutsch-
land fast ausgeschlossen: wie griff es dagegen jetzt in die
Verhältnisse aller Landschaften so gewaltig ein; der welt-
lichen, wie der geistlichen; der städtischen und der ritter-
schaftlichen Territorien: es konnte sich nichts regen, mochte
man sich ihm nun anschließen oder widersetzen, wovon es

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Maximilian.
das Oberhaupt ſein perſönliches Intereſſe von dem der
Geſammtheit trennt. Maximilian wenigſtens hatte bei ſei-
nem Thun und Laſſen bei weitem weniger den Vortheil
des Reiches, als die Zukunft ſeines Hauſes im Auge. Als
achtzehnjähriger Jüngling war er nach den Niederlanden
gegangen, und hatte durch die Verbindung von Bur-
gund und Öſtreich eine neue europäiſche Macht begründet.
Es giebt überall, in dem Staate wie in den Wiſſen-
ſchaften vermittelnde Thätigkeiten, die das Neue zwar noch
nicht zu Stande bringen, aber aus allen Kräften vorberei-
ten. Die Macht die ſich bildete, kam unter Maximilian
noch nicht zu voller Erſcheinung. Aber dadurch, daß er
die fürſtlichen Gerechtſame ſo in den Niederlanden wie in
Öſtreich aufrecht erhielt, von dort die Franzoſen, von hier
die Ungern abwehrte, daß er die große ſpaniſche Erbſchaft
herbeiführte, zu der ungriſch-böhmiſchen definitiv den
Grund legte, iſt ſeine Thätigkeit doch von dem größten
Einfluß auf die folgenden Jahrhunderte geweſen. Wie
ganz anders, als damals, da ſein Vater von Öſtreich ver-
jagt, er ſelber in Brügge gefangen war, ſtanden nun
ſeine Enkel! nie hatte ein Geſchlecht großartigere umfaſſen-
dere Ausſichten. Aus dieſem Geſichtspunct ſah er auch
die deutſchen Verhältniſſe an. Bis in die zweite Hälfte
des funfzehnten Jahrhunderts war Öſtreich von Deutſch-
land faſt ausgeſchloſſen: wie griff es dagegen jetzt in die
Verhältniſſe aller Landſchaften ſo gewaltig ein; der welt-
lichen, wie der geiſtlichen; der ſtädtiſchen und der ritter-
ſchaftlichen Territorien: es konnte ſich nichts regen, mochte
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[355/0373] Maximilian. das Oberhaupt ſein perſönliches Intereſſe von dem der Geſammtheit trennt. Maximilian wenigſtens hatte bei ſei- nem Thun und Laſſen bei weitem weniger den Vortheil des Reiches, als die Zukunft ſeines Hauſes im Auge. Als achtzehnjähriger Jüngling war er nach den Niederlanden gegangen, und hatte durch die Verbindung von Bur- gund und Öſtreich eine neue europäiſche Macht begründet. Es giebt überall, in dem Staate wie in den Wiſſen- ſchaften vermittelnde Thätigkeiten, die das Neue zwar noch nicht zu Stande bringen, aber aus allen Kräften vorberei- ten. Die Macht die ſich bildete, kam unter Maximilian noch nicht zu voller Erſcheinung. Aber dadurch, daß er die fürſtlichen Gerechtſame ſo in den Niederlanden wie in Öſtreich aufrecht erhielt, von dort die Franzoſen, von hier die Ungern abwehrte, daß er die große ſpaniſche Erbſchaft herbeiführte, zu der ungriſch-böhmiſchen definitiv den Grund legte, iſt ſeine Thätigkeit doch von dem größten Einfluß auf die folgenden Jahrhunderte geweſen. Wie ganz anders, als damals, da ſein Vater von Öſtreich ver- jagt, er ſelber in Brügge gefangen war, ſtanden nun ſeine Enkel! nie hatte ein Geſchlecht großartigere umfaſſen- dere Ausſichten. Aus dieſem Geſichtspunct ſah er auch die deutſchen Verhältniſſe an. Bis in die zweite Hälfte des funfzehnten Jahrhunderts war Öſtreich von Deutſch- land faſt ausgeſchloſſen: wie griff es dagegen jetzt in die Verhältniſſe aller Landſchaften ſo gewaltig ein; der welt- lichen, wie der geiſtlichen; der ſtädtiſchen und der ritter- ſchaftlichen Territorien: es konnte ſich nichts regen, mochte man ſich ihm nun anſchließen oder widerſetzen, wovon es 23*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/373>, abgerufen am 25.11.2024.