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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Maximilian.
sich sein erfinderischer Geist am glänzendsten; da übertraf er
die Meister selbst; seine Biographen schreiben ihm eine ganze
Anzahl von glücklichen Verbesserungen zu; 1 auch die Spa-
nier die unter ihm dienten, sagen sie, habe er zum Gebrauch
des Handgeschützes angeleitet. Die Widersetzlichkeit, die
sich in diesen Söldnerhaufen bei der Unregelmäßigkeit sei-
ner Finanzerträge oftmals erhob, wußte er, wo er persön-
lich zugegen war, noch in der Regel zu beseitigen: man
erinnert sich, daß er in hohen Nöthen den Unmuth der
Leute durch die Possen eines Narren den er rufen ließ be-
schwichtigte. Überhaupt hatte er ein unvergleichliches Ta-
lent die Menschen zu behandeln. Die Fürsten welche seine
Politik verletzte, wußte er doch in persönlichem Umgang zu
befriedigen: "nie," sagte Churfürst Friedrich von Sachsen,
"sey ihm ein höflicherer Mann vorgekommen." Die wil-
den Ritter, gegen die er Reich und Bund aufbietet, er-
fahren doch wieder solche Äußerungen von ihm, daß es
ihnen, wie Götz von Berlichingen sagt, eine Freude im
Herzen ist, und sie nie etwas gegen Kaiserliche Majestät
oder das Haus Östreich gethan hätten. An den Festlich-
keiten der Bürger in den Städten, ihren Tänzen, ihren
Schießübungen nimmt er Antheil; nicht selten thut er sel-

1 Grünbeck bei Chmel p. 96: bellicas machinas in minutas
partes resolvere, parvis viribus bigis aptari et quocunque fert
voluntas faciliter deduci primus invenit
. Der handschriftliche Fug-
ger: durch S. Mt Erfindung sind die Poller und Mörser zu dem
werfen, auch die langen Ror zu dem weitraichen, desgleichen die
weiten kurzen Ror zu dem Haglschießen in die Streichwehre darin
auch etwa eisern Ketten und Schrot geladen werden, alsdann auch
die großen Karthaunen von neuen erfunden und zu gebrauchen auf-
bracht worden.
Ranke d. Gesch. I. 23

Maximilian.
ſich ſein erfinderiſcher Geiſt am glänzendſten; da übertraf er
die Meiſter ſelbſt; ſeine Biographen ſchreiben ihm eine ganze
Anzahl von glücklichen Verbeſſerungen zu; 1 auch die Spa-
nier die unter ihm dienten, ſagen ſie, habe er zum Gebrauch
des Handgeſchützes angeleitet. Die Widerſetzlichkeit, die
ſich in dieſen Söldnerhaufen bei der Unregelmäßigkeit ſei-
ner Finanzerträge oftmals erhob, wußte er, wo er perſön-
lich zugegen war, noch in der Regel zu beſeitigen: man
erinnert ſich, daß er in hohen Nöthen den Unmuth der
Leute durch die Poſſen eines Narren den er rufen ließ be-
ſchwichtigte. Überhaupt hatte er ein unvergleichliches Ta-
lent die Menſchen zu behandeln. Die Fürſten welche ſeine
Politik verletzte, wußte er doch in perſönlichem Umgang zu
befriedigen: „nie,“ ſagte Churfürſt Friedrich von Sachſen,
„ſey ihm ein höflicherer Mann vorgekommen.“ Die wil-
den Ritter, gegen die er Reich und Bund aufbietet, er-
fahren doch wieder ſolche Äußerungen von ihm, daß es
ihnen, wie Götz von Berlichingen ſagt, eine Freude im
Herzen iſt, und ſie nie etwas gegen Kaiſerliche Majeſtät
oder das Haus Öſtreich gethan hätten. An den Feſtlich-
keiten der Bürger in den Städten, ihren Tänzen, ihren
Schießübungen nimmt er Antheil; nicht ſelten thut er ſel-

1 Gruͤnbeck bei Chmel p. 96: bellicas machinas in minutas
partes resolvere, parvis viribus bigis aptari et quocunque fert
voluntas faciliter deduci primus invenit
. Der handſchriftliche Fug-
ger: durch S. Mt Erfindung ſind die Poller und Moͤrſer zu dem
werfen, auch die langen Ror zu dem weitraichen, desgleichen die
weiten kurzen Ror zu dem Haglſchießen in die Streichwehre darin
auch etwa eiſern Ketten und Schrot geladen werden, alsdann auch
die großen Karthaunen von neuen erfunden und zu gebrauchen auf-
bracht worden.
Ranke d. Geſch. I. 23
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[353/0371] Maximilian. ſich ſein erfinderiſcher Geiſt am glänzendſten; da übertraf er die Meiſter ſelbſt; ſeine Biographen ſchreiben ihm eine ganze Anzahl von glücklichen Verbeſſerungen zu; 1 auch die Spa- nier die unter ihm dienten, ſagen ſie, habe er zum Gebrauch des Handgeſchützes angeleitet. Die Widerſetzlichkeit, die ſich in dieſen Söldnerhaufen bei der Unregelmäßigkeit ſei- ner Finanzerträge oftmals erhob, wußte er, wo er perſön- lich zugegen war, noch in der Regel zu beſeitigen: man erinnert ſich, daß er in hohen Nöthen den Unmuth der Leute durch die Poſſen eines Narren den er rufen ließ be- ſchwichtigte. Überhaupt hatte er ein unvergleichliches Ta- lent die Menſchen zu behandeln. Die Fürſten welche ſeine Politik verletzte, wußte er doch in perſönlichem Umgang zu befriedigen: „nie,“ ſagte Churfürſt Friedrich von Sachſen, „ſey ihm ein höflicherer Mann vorgekommen.“ Die wil- den Ritter, gegen die er Reich und Bund aufbietet, er- fahren doch wieder ſolche Äußerungen von ihm, daß es ihnen, wie Götz von Berlichingen ſagt, eine Freude im Herzen iſt, und ſie nie etwas gegen Kaiſerliche Majeſtät oder das Haus Öſtreich gethan hätten. An den Feſtlich- keiten der Bürger in den Städten, ihren Tänzen, ihren Schießübungen nimmt er Antheil; nicht ſelten thut er ſel- 1 Gruͤnbeck bei Chmel p. 96: bellicas machinas in minutas partes resolvere, parvis viribus bigis aptari et quocunque fert voluntas faciliter deduci primus invenit. Der handſchriftliche Fug- ger: durch S. Mt Erfindung ſind die Poller und Moͤrſer zu dem werfen, auch die langen Ror zu dem weitraichen, desgleichen die weiten kurzen Ror zu dem Haglſchießen in die Streichwehre darin auch etwa eiſern Ketten und Schrot geladen werden, alsdann auch die großen Karthaunen von neuen erfunden und zu gebrauchen auf- bracht worden. Ranke d. Geſch. I. 23

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/371>, abgerufen am 25.11.2024.