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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Zweites Buch. Zweites Capitel.
eine Zahlung von 45000 G. und zwar unter den drückend-
sten Bedingungen zugesagt ward. Dem Kaiser machte eine
Reichsdeputation Vorstellungen wegen dieses Landfriedens-
bruches; er wagte nichts dagegen zu thun: schon hatte er
Sickingen zu seinem Rath und Diener angenommen: er
hätte gefürchtet die Pfalz sich wieder zu entfremden.

In dieser Lage finden wir Kaiser Maximilian gegen
das Ende seiner Laufbahn.

Die Meinung welche in ihm den schöpferischen Be-
gründer der späteren Verfassung des Reiches erblickt, muß
nun wohl aufgegeben werden. Haben wir früher gesehn,
wie die organisirenden Ideen, welche in seinen ersten Jah-
ren hervortraten, von ihm vielmehr Widerstand erfuhren
als Förderung, wie er dann mit seinen eignen Entwürfen
so wenig durchdrang, so nehmen wir nunmehr wahr, daß
er auch die Fürsten des Reichs nicht zusammenzuhalten
vermochte: daß grade um ihn her sich alles in Parteien
gruppirte. Nothwendigerweise hatte man dann nach außen
hin eher Verluste erlitten als Fortschritte gemacht. In
Italien war nichts gewonnen: die Schweiz war zu grö-
ßerer Selbständigkeit gelangt: Preußen war eher noch mehr
gefährdet als gesichert: die Politik von Frankreich hatte
wieder Einfluß auf das innere Deutschland gewonnen:
Geldern und jetzt doch auch Wirtenberg hielten sich offen-
bar zu dieser Macht.

Wenn Maximilian dennoch, auch bei seinen Zeitgenos-
sen ein so rühmliches Andenken hinterlassen hat, so rührt
das nicht von dem Erfolge seiner Unternehmungen, sondern
von seinen persönlichen Eigenschaften her.


Zweites Buch. Zweites Capitel.
eine Zahlung von 45000 G. und zwar unter den drückend-
ſten Bedingungen zugeſagt ward. Dem Kaiſer machte eine
Reichsdeputation Vorſtellungen wegen dieſes Landfriedens-
bruches; er wagte nichts dagegen zu thun: ſchon hatte er
Sickingen zu ſeinem Rath und Diener angenommen: er
hätte gefürchtet die Pfalz ſich wieder zu entfremden.

In dieſer Lage finden wir Kaiſer Maximilian gegen
das Ende ſeiner Laufbahn.

Die Meinung welche in ihm den ſchöpferiſchen Be-
gründer der ſpäteren Verfaſſung des Reiches erblickt, muß
nun wohl aufgegeben werden. Haben wir früher geſehn,
wie die organiſirenden Ideen, welche in ſeinen erſten Jah-
ren hervortraten, von ihm vielmehr Widerſtand erfuhren
als Förderung, wie er dann mit ſeinen eignen Entwürfen
ſo wenig durchdrang, ſo nehmen wir nunmehr wahr, daß
er auch die Fürſten des Reichs nicht zuſammenzuhalten
vermochte: daß grade um ihn her ſich alles in Parteien
gruppirte. Nothwendigerweiſe hatte man dann nach außen
hin eher Verluſte erlitten als Fortſchritte gemacht. In
Italien war nichts gewonnen: die Schweiz war zu grö-
ßerer Selbſtändigkeit gelangt: Preußen war eher noch mehr
gefährdet als geſichert: die Politik von Frankreich hatte
wieder Einfluß auf das innere Deutſchland gewonnen:
Geldern und jetzt doch auch Wirtenberg hielten ſich offen-
bar zu dieſer Macht.

Wenn Maximilian dennoch, auch bei ſeinen Zeitgenoſ-
ſen ein ſo rühmliches Andenken hinterlaſſen hat, ſo rührt
das nicht von dem Erfolge ſeiner Unternehmungen, ſondern
von ſeinen perſönlichen Eigenſchaften her.


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[350/0368] Zweites Buch. Zweites Capitel. eine Zahlung von 45000 G. und zwar unter den drückend- ſten Bedingungen zugeſagt ward. Dem Kaiſer machte eine Reichsdeputation Vorſtellungen wegen dieſes Landfriedens- bruches; er wagte nichts dagegen zu thun: ſchon hatte er Sickingen zu ſeinem Rath und Diener angenommen: er hätte gefürchtet die Pfalz ſich wieder zu entfremden. In dieſer Lage finden wir Kaiſer Maximilian gegen das Ende ſeiner Laufbahn. Die Meinung welche in ihm den ſchöpferiſchen Be- gründer der ſpäteren Verfaſſung des Reiches erblickt, muß nun wohl aufgegeben werden. Haben wir früher geſehn, wie die organiſirenden Ideen, welche in ſeinen erſten Jah- ren hervortraten, von ihm vielmehr Widerſtand erfuhren als Förderung, wie er dann mit ſeinen eignen Entwürfen ſo wenig durchdrang, ſo nehmen wir nunmehr wahr, daß er auch die Fürſten des Reichs nicht zuſammenzuhalten vermochte: daß grade um ihn her ſich alles in Parteien gruppirte. Nothwendigerweiſe hatte man dann nach außen hin eher Verluſte erlitten als Fortſchritte gemacht. In Italien war nichts gewonnen: die Schweiz war zu grö- ßerer Selbſtändigkeit gelangt: Preußen war eher noch mehr gefährdet als geſichert: die Politik von Frankreich hatte wieder Einfluß auf das innere Deutſchland gewonnen: Geldern und jetzt doch auch Wirtenberg hielten ſich offen- bar zu dieſer Macht. Wenn Maximilian dennoch, auch bei ſeinen Zeitgenoſ- ſen ein ſo rühmliches Andenken hinterlaſſen hat, ſo rührt das nicht von dem Erfolge ſeiner Unternehmungen, ſondern von ſeinen perſönlichen Eigenſchaften her.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/368>, abgerufen am 22.11.2024.