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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Zweites Buch. Zweites Capitel.
mit dem Haus Zapolya ward nemlich dieser König den An-
sprüchen Östreichs auf Ungern höchst gefährlich. Maximi-
lian wünschte ihn damals auf der einen Seite durch den
Großfürsten von Moskau, auf der andern durch den Preu-
ßischen Orden in Zaum zu halten. Jetzt aber hatte sich
die Lage der Dinge sehr verändert. Im Jahr 1515 war
Siegmund von Polen mit dem Kaiser in das beste Ver-
nehmen getreten; er erkannte jetzt das Erbrecht von Öst-
reich auf Ungern an; er nahm selbst eine Gemahlin aus
der italienischen Verwandtschaft dieses Hauses. Dafür ließ
Maximilian die Ansprüche des Reiches fallen; er eximirte,
wie 1507 die Schweiz, so 1515 Danzig und Thorn von
dem Kammergericht; was hier um so mehr sagen wollte,
da nun eine polnische Gerichtsbarkeit an die Stelle der
deutschen trat; es ist doch in der That eine Art von Ab-
tretung. Und wie viel weniger konnte er nunmehr geneigt
seyn, ernstlich für den Orden einzuschreiten! Vielmehr war
schon in den Präliminarien der Übereinkunft festgesetzt, daß
der Kaiser den Frieden von Thorn anerkennen wolle, der
es eben war, wogegen der Hochmeister sich auflehnte,
wodurch er zu einem Vasallen von Polen gemacht wor-
den war. Hiedurch ward Preußen dem Kaiser wieder
entfremdet; und das wirkte doch auch auf die andern

Königs Laßlew zu dem Reich Ungarn -- -- befördern möcht, daß er dem-
selben etliche Könige und Fürsten zu Feinden machen wollt, und ward
durch S. Mt so vil gehandlet, daß Markg. Albrecht von Bran-
denburg Hochmeister in Preußen den hochernannten König Sigmundt
von Polen anfeindet. -- Die Verbindung mit Rußland ist ausdrück-
lich zur Wiedereroberung der von Polen abgerissenen Ordenslande ge-
schlossen. Es ist die berühmte Urkunde in welcher Zar durch Kaiser
übersetzt ward. Karamsin Russ. Gesch. VII, 45, 450.

Zweites Buch. Zweites Capitel.
mit dem Haus Zapolya ward nemlich dieſer König den An-
ſprüchen Öſtreichs auf Ungern höchſt gefährlich. Maximi-
lian wünſchte ihn damals auf der einen Seite durch den
Großfürſten von Moskau, auf der andern durch den Preu-
ßiſchen Orden in Zaum zu halten. Jetzt aber hatte ſich
die Lage der Dinge ſehr verändert. Im Jahr 1515 war
Siegmund von Polen mit dem Kaiſer in das beſte Ver-
nehmen getreten; er erkannte jetzt das Erbrecht von Öſt-
reich auf Ungern an; er nahm ſelbſt eine Gemahlin aus
der italieniſchen Verwandtſchaft dieſes Hauſes. Dafür ließ
Maximilian die Anſprüche des Reiches fallen; er eximirte,
wie 1507 die Schweiz, ſo 1515 Danzig und Thorn von
dem Kammergericht; was hier um ſo mehr ſagen wollte,
da nun eine polniſche Gerichtsbarkeit an die Stelle der
deutſchen trat; es iſt doch in der That eine Art von Ab-
tretung. Und wie viel weniger konnte er nunmehr geneigt
ſeyn, ernſtlich für den Orden einzuſchreiten! Vielmehr war
ſchon in den Präliminarien der Übereinkunft feſtgeſetzt, daß
der Kaiſer den Frieden von Thorn anerkennen wolle, der
es eben war, wogegen der Hochmeiſter ſich auflehnte,
wodurch er zu einem Vaſallen von Polen gemacht wor-
den war. Hiedurch ward Preußen dem Kaiſer wieder
entfremdet; und das wirkte doch auch auf die andern

Koͤnigs Laßlew zu dem Reich Ungarn — — befoͤrdern moͤcht, daß er dem-
ſelben etliche Koͤnige und Fuͤrſten zu Feinden machen wollt, und ward
durch S. Mt ſo vil gehandlet, daß Markg. Albrecht von Bran-
denburg Hochmeiſter in Preußen den hochernannten Koͤnig Sigmundt
von Polen anfeindet. — Die Verbindung mit Rußland iſt ausdruͤck-
lich zur Wiedereroberung der von Polen abgeriſſenen Ordenslande ge-
ſchloſſen. Es iſt die beruͤhmte Urkunde in welcher Zar durch Kaiſer
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[344/0362] Zweites Buch. Zweites Capitel. mit dem Haus Zapolya ward nemlich dieſer König den An- ſprüchen Öſtreichs auf Ungern höchſt gefährlich. Maximi- lian wünſchte ihn damals auf der einen Seite durch den Großfürſten von Moskau, auf der andern durch den Preu- ßiſchen Orden in Zaum zu halten. Jetzt aber hatte ſich die Lage der Dinge ſehr verändert. Im Jahr 1515 war Siegmund von Polen mit dem Kaiſer in das beſte Ver- nehmen getreten; er erkannte jetzt das Erbrecht von Öſt- reich auf Ungern an; er nahm ſelbſt eine Gemahlin aus der italieniſchen Verwandtſchaft dieſes Hauſes. Dafür ließ Maximilian die Anſprüche des Reiches fallen; er eximirte, wie 1507 die Schweiz, ſo 1515 Danzig und Thorn von dem Kammergericht; was hier um ſo mehr ſagen wollte, da nun eine polniſche Gerichtsbarkeit an die Stelle der deutſchen trat; es iſt doch in der That eine Art von Ab- tretung. Und wie viel weniger konnte er nunmehr geneigt ſeyn, ernſtlich für den Orden einzuſchreiten! Vielmehr war ſchon in den Präliminarien der Übereinkunft feſtgeſetzt, daß der Kaiſer den Frieden von Thorn anerkennen wolle, der es eben war, wogegen der Hochmeiſter ſich auflehnte, wodurch er zu einem Vaſallen von Polen gemacht wor- den war. Hiedurch ward Preußen dem Kaiſer wieder entfremdet; und das wirkte doch auch auf die andern 1 1 Koͤnigs Laßlew zu dem Reich Ungarn — — befoͤrdern moͤcht, daß er dem- ſelben etliche Koͤnige und Fuͤrſten zu Feinden machen wollt, und ward durch S. Mt ſo vil gehandlet, daß Markg. Albrecht von Bran- denburg Hochmeiſter in Preußen den hochernannten Koͤnig Sigmundt von Polen anfeindet. — Die Verbindung mit Rußland iſt ausdruͤck- lich zur Wiedereroberung der von Polen abgeriſſenen Ordenslande ge- ſchloſſen. Es iſt die beruͤhmte Urkunde in welcher Zar durch Kaiſer uͤberſetzt ward. Karamſin Ruſſ. Geſch. VII, 45, 450.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/362>, abgerufen am 22.11.2024.