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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Einleitung.
lichkeit allenthalben den Vortritt. Im transjuranischen
Burgund waren es "die heiligen Väter, bei Mantala ver-
sammelt, die heilige Synode zugleich mit den Vornehm-
sten," die "unter Inspiration der Gottheit" den Grafen
Boso zum König wählten. 1 Aus dem Wahldecret für
Guido von Spoleto sieht man, daß "die demüthigen Bi-
schöfe, von verschiednen Seiten nach Pavia zusammenge-
kommen," es waren, welche ihn zu ihrem Herrn und König
wählten, 2 vor allem "weil er versprochen hat, die hei-
lige römische Kirche zu erhöhen und die kirchlichen Gerecht-
same aufrecht zu erhalten." Auch die Zusagen, zu wel-
chen sich Odo von Paris bei seiner Krönung verstand,
sind lediglich zu Gunsten der Geistlichkeit: er verspricht die
Rechte der Kirchen nicht allein zu beschützen, sondern nach
seinem besten Wissen und Können zu vermehren. 3 Ganz an-
ders gieng die Sache in Deutschland. Hier waren es vor
allem die weltlichen Großen, Sachsen, Franken und Baiern,
welche sich unter Leitung eines mißvergnügten kaiserlichen
Ministers um Arnulf sammelten und ihm die Krone über-
trugen. Die Bischöfe, selbst der Bischof von Mainz, wa-
ren eher dagegen, und erst nach einigen Jahren verstän-
digten sie sich durch förmliche Unterhandlung 4 mit dem

1 "nutu dei, per suffragia sanctorum, ob instantem neces-
sitatem." Electio Bosonis. Monum. III,
547.
2 Nos humiles episcopos ex diversis partibus Papiae con-
venientibus pro ecclesiarum nostrarum ereptione et omnis chri-
stianitatis salvatione etc. Electio Widonis regis. Ibid.
554.
3 Capitulum Odonis regis. Ibid.
4 De collegio sacerdotum gnaros direxerunt mediatores ad
praefatum regem etc. Arnulfi concilium Triburiense. Ib.
560.

Einleitung.
lichkeit allenthalben den Vortritt. Im transjuraniſchen
Burgund waren es „die heiligen Väter, bei Mantala ver-
ſammelt, die heilige Synode zugleich mit den Vornehm-
ſten,“ die „unter Inſpiration der Gottheit“ den Grafen
Boſo zum König wählten. 1 Aus dem Wahldecret für
Guido von Spoleto ſieht man, daß „die demüthigen Bi-
ſchöfe, von verſchiednen Seiten nach Pavia zuſammenge-
kommen,“ es waren, welche ihn zu ihrem Herrn und König
wählten, 2 vor allem „weil er verſprochen hat, die hei-
lige römiſche Kirche zu erhöhen und die kirchlichen Gerecht-
ſame aufrecht zu erhalten.“ Auch die Zuſagen, zu wel-
chen ſich Odo von Paris bei ſeiner Krönung verſtand,
ſind lediglich zu Gunſten der Geiſtlichkeit: er verſpricht die
Rechte der Kirchen nicht allein zu beſchützen, ſondern nach
ſeinem beſten Wiſſen und Können zu vermehren. 3 Ganz an-
ders gieng die Sache in Deutſchland. Hier waren es vor
allem die weltlichen Großen, Sachſen, Franken und Baiern,
welche ſich unter Leitung eines mißvergnügten kaiſerlichen
Miniſters um Arnulf ſammelten und ihm die Krone über-
trugen. Die Biſchöfe, ſelbſt der Biſchof von Mainz, wa-
ren eher dagegen, und erſt nach einigen Jahren verſtän-
digten ſie ſich durch förmliche Unterhandlung 4 mit dem

1 „nutu dei, per suffragia sanctorum, ob instantem neces-
sitatem.“ Electio Bosonis. Monum. III,
547.
2 Nos humiles episcopos ex diversis partibus Papiae con-
venientibus pro ecclesiarum nostrarum ereptione et omnis chri-
stianitatis salvatione etc. Electio Widonis regis. Ibid.
554.
3 Capitulum Odonis regis. Ibid.
4 De collegio sacerdotum gnaros direxerunt mediatores ad
praefatum regem etc. Arnulfi concilium Triburiense. Ib.
560.
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[18/0036] Einleitung. lichkeit allenthalben den Vortritt. Im transjuraniſchen Burgund waren es „die heiligen Väter, bei Mantala ver- ſammelt, die heilige Synode zugleich mit den Vornehm- ſten,“ die „unter Inſpiration der Gottheit“ den Grafen Boſo zum König wählten. 1 Aus dem Wahldecret für Guido von Spoleto ſieht man, daß „die demüthigen Bi- ſchöfe, von verſchiednen Seiten nach Pavia zuſammenge- kommen,“ es waren, welche ihn zu ihrem Herrn und König wählten, 2 vor allem „weil er verſprochen hat, die hei- lige römiſche Kirche zu erhöhen und die kirchlichen Gerecht- ſame aufrecht zu erhalten.“ Auch die Zuſagen, zu wel- chen ſich Odo von Paris bei ſeiner Krönung verſtand, ſind lediglich zu Gunſten der Geiſtlichkeit: er verſpricht die Rechte der Kirchen nicht allein zu beſchützen, ſondern nach ſeinem beſten Wiſſen und Können zu vermehren. 3 Ganz an- ders gieng die Sache in Deutſchland. Hier waren es vor allem die weltlichen Großen, Sachſen, Franken und Baiern, welche ſich unter Leitung eines mißvergnügten kaiſerlichen Miniſters um Arnulf ſammelten und ihm die Krone über- trugen. Die Biſchöfe, ſelbſt der Biſchof von Mainz, wa- ren eher dagegen, und erſt nach einigen Jahren verſtän- digten ſie ſich durch förmliche Unterhandlung 4 mit dem 1 „nutu dei, per suffragia sanctorum, ob instantem neces- sitatem.“ Electio Bosonis. Monum. III, 547. 2 Nos humiles episcopos ex diversis partibus Papiae con- venientibus pro ecclesiarum nostrarum ereptione et omnis chri- stianitatis salvatione etc. Electio Widonis regis. Ibid. 554. 3 Capitulum Odonis regis. Ibid. 4 De collegio sacerdotum gnaros direxerunt mediatores ad praefatum regem etc. Arnulfi concilium Triburiense. Ib. 560.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/36>, abgerufen am 24.11.2024.