Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Reichstag zu Augsburg 1518. sition er dabei fand; -- schon erlangte Bewilligungender Stände waren doch nur vergeblich gewesen; -- jetzt hoffte er, in Verbindung mit dem Papst eher zum Ziele zu kommen. Ohne Widerrede hieß er den Plan des rö- mischen Hofes gut. Es scheint fast als sey nicht allein sein Interesse angeregt, sondern auch seine Phantasie er- griffen gewesen. In feurigen Briefen ermahnt er den Papst, in eigner Person, von seinen Cardinälen umgeben, unter der Fahne des Kreuzes, den Feldzug zu unternehmen; da werde Jedermann ihm zu Hülfe eilen; er wenigstens habe von Jugend an keinen höhern Wunsch gehabt, als die Türken zu bekämpfen. 1 Die Siege Selims I über die Mamluken erneuerten in ihm das Gefühl der allgemeinen Gefahr. Er rief die Reichsstände zusammen, um endlich eine austrägliche Hülfe wider die Türken zu beschließen, "denen bereits alles Asia gehöre, bis auf die Länder des Priester Johann; von denen nun auch Africa eingenom- men werde; denen man zuletzt gar nicht mehr werde wi- derstehen können." 2 Was er immer beabsichtigt, eine nach- haltige Kriegsverfassung einzuführen, das hoffte er, sollte ihm in diesem Augenblicke gelingen. Und so erscheint noch einmal nach langer Unterbre- 1 Schreiben Maximilians 28 Februar bei Rainaldus 1517. 2 -- 5. 2 Ausschreiben vom 9ten Februar in den Frankfurter Acten
Bd 33. Aus einem Schreiben von Fürstenberg (3 Juli 1518) sieht man, daß sich die Stände Anfang Juli einfanden. Reichstag zu Augsburg 1518. ſition er dabei fand; — ſchon erlangte Bewilligungender Stände waren doch nur vergeblich geweſen; — jetzt hoffte er, in Verbindung mit dem Papſt eher zum Ziele zu kommen. Ohne Widerrede hieß er den Plan des rö- miſchen Hofes gut. Es ſcheint faſt als ſey nicht allein ſein Intereſſe angeregt, ſondern auch ſeine Phantaſie er- griffen geweſen. In feurigen Briefen ermahnt er den Papſt, in eigner Perſon, von ſeinen Cardinälen umgeben, unter der Fahne des Kreuzes, den Feldzug zu unternehmen; da werde Jedermann ihm zu Hülfe eilen; er wenigſtens habe von Jugend an keinen höhern Wunſch gehabt, als die Türken zu bekämpfen. 1 Die Siege Selims I über die Mamluken erneuerten in ihm das Gefühl der allgemeinen Gefahr. Er rief die Reichsſtände zuſammen, um endlich eine austrägliche Hülfe wider die Türken zu beſchließen, „denen bereits alles Aſia gehöre, bis auf die Länder des Prieſter Johann; von denen nun auch Africa eingenom- men werde; denen man zuletzt gar nicht mehr werde wi- derſtehen können.“ 2 Was er immer beabſichtigt, eine nach- haltige Kriegsverfaſſung einzuführen, das hoffte er, ſollte ihm in dieſem Augenblicke gelingen. Und ſo erſcheint noch einmal nach langer Unterbre- 1 Schreiben Maximilians 28 Februar bei Rainaldus 1517. 2 — 5. 2 Ausſchreiben vom 9ten Februar in den Frankfurter Acten
Bd 33. Aus einem Schreiben von Fuͤrſtenberg (3 Juli 1518) ſieht man, daß ſich die Staͤnde Anfang Juli einfanden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0343" n="325"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Reichstag zu Augsburg</hi> 1518.</fw><lb/> ſition er dabei fand; — ſchon erlangte Bewilligungen<lb/> der Stände waren doch nur vergeblich geweſen; — jetzt<lb/> hoffte er, in Verbindung mit dem Papſt eher zum Ziele<lb/> zu kommen. Ohne Widerrede hieß er den Plan des rö-<lb/> miſchen Hofes gut. Es ſcheint faſt als ſey nicht allein<lb/> ſein Intereſſe angeregt, ſondern auch ſeine Phantaſie er-<lb/> griffen geweſen. In feurigen Briefen ermahnt er den Papſt,<lb/> in eigner Perſon, von ſeinen Cardinälen umgeben, unter<lb/> der Fahne des Kreuzes, den Feldzug zu unternehmen; da<lb/> werde Jedermann ihm zu Hülfe eilen; er wenigſtens habe<lb/> von Jugend an keinen höhern Wunſch gehabt, als die<lb/> Türken zu bekämpfen. <note place="foot" n="1">Schreiben Maximilians 28 Februar bei Rainaldus 1517.<lb/> 2 — 5.</note> Die Siege Selims <hi rendition="#aq">I</hi> über die<lb/> Mamluken erneuerten in ihm das Gefühl der allgemeinen<lb/> Gefahr. Er rief die Reichsſtände zuſammen, um endlich<lb/> eine austrägliche Hülfe wider die Türken zu beſchließen,<lb/> „denen bereits alles Aſia gehöre, bis auf die Länder des<lb/> Prieſter Johann; von denen nun auch Africa eingenom-<lb/> men werde; denen man zuletzt gar nicht mehr werde wi-<lb/> derſtehen können.“ <note place="foot" n="2">Ausſchreiben vom 9ten Februar in den Frankfurter Acten<lb/> Bd 33. Aus einem Schreiben von Fuͤrſtenberg (3 Juli 1518)<lb/> ſieht man, daß ſich die Staͤnde Anfang Juli einfanden.</note> Was er immer beabſichtigt, eine nach-<lb/> haltige Kriegsverfaſſung einzuführen, das hoffte er, ſollte<lb/> ihm in dieſem Augenblicke gelingen.</p><lb/> <p>Und ſo erſcheint noch einmal nach langer Unterbre-<lb/> chung die alte Vereinigung geiſtlicher und weltlicher Ge-<lb/> walt auf dem Reichstag. Statt ſich dem Papſt zu op-<lb/> poniren vereinigte ſich der Kaiſer mit demſelben; dagegen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [325/0343]
Reichstag zu Augsburg 1518.
ſition er dabei fand; — ſchon erlangte Bewilligungen
der Stände waren doch nur vergeblich geweſen; — jetzt
hoffte er, in Verbindung mit dem Papſt eher zum Ziele
zu kommen. Ohne Widerrede hieß er den Plan des rö-
miſchen Hofes gut. Es ſcheint faſt als ſey nicht allein
ſein Intereſſe angeregt, ſondern auch ſeine Phantaſie er-
griffen geweſen. In feurigen Briefen ermahnt er den Papſt,
in eigner Perſon, von ſeinen Cardinälen umgeben, unter
der Fahne des Kreuzes, den Feldzug zu unternehmen; da
werde Jedermann ihm zu Hülfe eilen; er wenigſtens habe
von Jugend an keinen höhern Wunſch gehabt, als die
Türken zu bekämpfen. 1 Die Siege Selims I über die
Mamluken erneuerten in ihm das Gefühl der allgemeinen
Gefahr. Er rief die Reichsſtände zuſammen, um endlich
eine austrägliche Hülfe wider die Türken zu beſchließen,
„denen bereits alles Aſia gehöre, bis auf die Länder des
Prieſter Johann; von denen nun auch Africa eingenom-
men werde; denen man zuletzt gar nicht mehr werde wi-
derſtehen können.“ 2 Was er immer beabſichtigt, eine nach-
haltige Kriegsverfaſſung einzuführen, das hoffte er, ſollte
ihm in dieſem Augenblicke gelingen.
Und ſo erſcheint noch einmal nach langer Unterbre-
chung die alte Vereinigung geiſtlicher und weltlicher Ge-
walt auf dem Reichstag. Statt ſich dem Papſt zu op-
poniren vereinigte ſich der Kaiſer mit demſelben; dagegen
1 Schreiben Maximilians 28 Februar bei Rainaldus 1517.
2 — 5.
2 Ausſchreiben vom 9ten Februar in den Frankfurter Acten
Bd 33. Aus einem Schreiben von Fuͤrſtenberg (3 Juli 1518)
ſieht man, daß ſich die Staͤnde Anfang Juli einfanden.
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