Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Erstes Buch. tigte Rotte bei den Friedingern in Hohenkrähn (im He-gau) gesammelt: ursprünglich gegen Kaufbeuern, wo ein Edelmann vergeblich um die schöne Tochter eines Bürgers gebuhlt, dann schlechtweg eine Schaar von Räubern, die das Land unsicher machte: so daß der schwäbische Bund sich endlich hiegegen in Bewegung setzte, auch der Kaiser seine besten Stücke den Weckauf von Östreich und den Burlebaus heranbringen ließ, -- von deren Schüssen, wie das historische Lied schildert, der Berg sich wägte, der Felsen zerriß, die Mauern sich spalteten, bis die Ritter entflohen, ihre Leute sich ergaben und das Schloß von Grundaus geschleift wurde. 1 Aber noch gab es viele Schlösser in Baiern Schwaben und Franken denen man ein ähnliches Schicksal gegönnt hätte. Die Unsicherheit der Straßen, der Da zugleich eine Anzahl neuer Angriffe geschehen sind, auf Vilseck, bei Ochsenfurt, Mergentheim, bei denen sich auch der Ordenscomthur zu Mergentheim verdächtig gemacht, so erhebt sich endlich der schwä- bische Bund mit einem Heer, zu welchem die Nürnberger 600 M. z. F. und einen reisigen Zeug mit einigen Geschützen stoßen lassen. Gangolf von Geroldseck führt die Bundestruppen an; man rückt zuerst wider Frauenstein, Hans von Selbitz gehörig; Schlösser wer- den erobert, Güter eingezogen, und endlich bequemt sich alles zum Vertrag. Der Kaiser thut den Ausspruch, daß die Ritter 14000 G. Entschädigung zahlen sollen. Müllner will wissen, daß davon der Bi- schof von Würzburg 7000, der Pfalzgraf Ludwig 2000, eben so viel der Herzog von Wirtenberg, der Comthur von Mergentheim 1000, und Götz selber auch 2000 gezahlt habe. Er schließt daraus, daß jene Fürsten "dieser Fehd heimlich verwandt gewesen." Dagegen rühmt er den Bischof von Bamberg und Mkg. Friedrich von Bran- denburg. -- -- 1 Anonymi carmen de obsidione et expugnatione arcis
Hohenkrayen 1512. Fugger; auch der gedruckte. Gassari annales ad ann. 1512. Erſtes Buch. tigte Rotte bei den Friedingern in Hohenkrähn (im He-gau) geſammelt: urſprünglich gegen Kaufbeuern, wo ein Edelmann vergeblich um die ſchöne Tochter eines Bürgers gebuhlt, dann ſchlechtweg eine Schaar von Räubern, die das Land unſicher machte: ſo daß der ſchwäbiſche Bund ſich endlich hiegegen in Bewegung ſetzte, auch der Kaiſer ſeine beſten Stücke den Weckauf von Öſtreich und den Burlebaus heranbringen ließ, — von deren Schüſſen, wie das hiſtoriſche Lied ſchildert, der Berg ſich wägte, der Felſen zerriß, die Mauern ſich ſpalteten, bis die Ritter entflohen, ihre Leute ſich ergaben und das Schloß von Grundaus geſchleift wurde. 1 Aber noch gab es viele Schlöſſer in Baiern Schwaben und Franken denen man ein ähnliches Schickſal gegönnt hätte. Die Unſicherheit der Straßen, der Da zugleich eine Anzahl neuer Angriffe geſchehen ſind, auf Vilſeck, bei Ochſenfurt, Mergentheim, bei denen ſich auch der Ordenscomthur zu Mergentheim verdaͤchtig gemacht, ſo erhebt ſich endlich der ſchwaͤ- biſche Bund mit einem Heer, zu welchem die Nuͤrnberger 600 M. z. F. und einen reiſigen Zeug mit einigen Geſchuͤtzen ſtoßen laſſen. Gangolf von Geroldseck fuͤhrt die Bundestruppen an; man ruͤckt zuerſt wider Frauenſtein, Hans von Selbitz gehoͤrig; Schloͤſſer wer- den erobert, Guͤter eingezogen, und endlich bequemt ſich alles zum Vertrag. Der Kaiſer thut den Ausſpruch, daß die Ritter 14000 G. Entſchaͤdigung zahlen ſollen. Muͤllner will wiſſen, daß davon der Bi- ſchof von Wuͤrzburg 7000, der Pfalzgraf Ludwig 2000, eben ſo viel der Herzog von Wirtenberg, der Comthur von Mergentheim 1000, und Goͤtz ſelber auch 2000 gezahlt habe. Er ſchließt daraus, daß jene Fuͤrſten „dieſer Fehd heimlich verwandt geweſen.“ Dagegen ruͤhmt er den Biſchof von Bamberg und Mkg. Friedrich von Bran- denburg. — — 1 Anonymi carmen de obsidione et expugnatione arcis
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tigte Rotte bei den Friedingern in Hohenkrähn (im He-
gau) geſammelt: urſprünglich gegen Kaufbeuern, wo ein
Edelmann vergeblich um die ſchöne Tochter eines Bürgers
gebuhlt, dann ſchlechtweg eine Schaar von Räubern, die
das Land unſicher machte: ſo daß der ſchwäbiſche Bund
ſich endlich hiegegen in Bewegung ſetzte, auch der Kaiſer
ſeine beſten Stücke den Weckauf von Öſtreich und den
Burlebaus heranbringen ließ, — von deren Schüſſen, wie
das hiſtoriſche Lied ſchildert, der Berg ſich wägte, der Felſen
zerriß, die Mauern ſich ſpalteten, bis die Ritter entflohen,
ihre Leute ſich ergaben und das Schloß von Grundaus
geſchleift wurde. 1 Aber noch gab es viele Schlöſſer in
Baiern Schwaben und Franken denen man ein ähnliches
Schickſal gegönnt hätte. Die Unſicherheit der Straßen,
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1 Anonymi carmen de obsidione et expugnatione arcis
Hohenkrayen 1512. Fugger; auch der gedruckte. Gassari annales
ad ann. 1512.
2 Da zugleich eine Anzahl neuer Angriffe geſchehen ſind, auf Vilſeck,
bei Ochſenfurt, Mergentheim, bei denen ſich auch der Ordenscomthur
zu Mergentheim verdaͤchtig gemacht, ſo erhebt ſich endlich der ſchwaͤ-
biſche Bund mit einem Heer, zu welchem die Nuͤrnberger 600 M.
z. F. und einen reiſigen Zeug mit einigen Geſchuͤtzen ſtoßen laſſen.
Gangolf von Geroldseck fuͤhrt die Bundestruppen an; man ruͤckt
zuerſt wider Frauenſtein, Hans von Selbitz gehoͤrig; Schloͤſſer wer-
den erobert, Guͤter eingezogen, und endlich bequemt ſich alles zum
Vertrag. Der Kaiſer thut den Ausſpruch, daß die Ritter 14000 G.
Entſchaͤdigung zahlen ſollen. Muͤllner will wiſſen, daß davon der Bi-
ſchof von Wuͤrzburg 7000, der Pfalzgraf Ludwig 2000, eben ſo viel
der Herzog von Wirtenberg, der Comthur von Mergentheim 1000,
und Goͤtz ſelber auch 2000 gezahlt habe. Er ſchließt daraus, daß
jene Fuͤrſten „dieſer Fehd heimlich verwandt geweſen.“ Dagegen
ruͤhmt er den Biſchof von Bamberg und Mkg. Friedrich von Bran-
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