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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Erstes Buch.
ohne Wahrscheinlichkeit, daß die Weigerung des Reiches ihm
beizustehen, den Venezianern wieder Muth gemacht habe. 1
Das mächtige Padua, das schon besetzt war, gieng wieder
verloren, und Maximilian belagerte es nur vergebens; um
den Krieg fortsetzen zu können mußte er aufs neue die
Stände berufen.

Am 6ten März 1510 ward eine neue Reichsversamm-
lung zu Augsburg eröffnet. 2 Maximilian stellte die Noth-
wendigkeit vor, noch einmal mit Heereskraft gegen Vene-
dig vorzudringen. Schon habe er das Reich über Bur-
gund und die Niederlande erweitert: ihm ein erbliches
Recht auf Ungern verschafft: auch diese reichen Commu-
nen wolle er nun herbeibringen, auf welche anstatt der
Deutschen die Bürde des Reiches fallen solle.

Einen gewissen Eindruck machte diese Aussicht nun
wohl noch einmal auf die Stände, doch blieben sie sehr
friedfertig. Sie wünschten die Sache durch eine Abkunft
mit den Venezianern zu Ende zu bringen. Schon hatte
die Republik eine Zahlung von 100000 G. auf der Stelle
und eine jährliche Abgabe von 10000 G. versprochen, und
der Reichstag war sehr der Meinung, auf diese Grund-
lage zu unterhandeln. Man wird das begreiflich fin-

den,
1 Rovereyt 8 Nov. 1509. Als uns der Stend Hilf und Bei-
stand vorzigen und abgeschlagen, und den Venedigern das kund, wur-
den sy mehr gestärkt, suchten erst all ir Vermögen und bewegten
daneben den gemein Popl in Stetten. (Frkf. A.)
2 Häberlin ist ungewiß, ob der Reichstag auf den h. 3 Kö-
nigtag oder auf den 12 Jan. ausgeschrieben worden. Das Ausschrei-
ben lautet auf den achtenden der heil. drei Königtag d. i. 13 Jan.

Erſtes Buch.
ohne Wahrſcheinlichkeit, daß die Weigerung des Reiches ihm
beizuſtehen, den Venezianern wieder Muth gemacht habe. 1
Das mächtige Padua, das ſchon beſetzt war, gieng wieder
verloren, und Maximilian belagerte es nur vergebens; um
den Krieg fortſetzen zu können mußte er aufs neue die
Stände berufen.

Am 6ten März 1510 ward eine neue Reichsverſamm-
lung zu Augsburg eröffnet. 2 Maximilian ſtellte die Noth-
wendigkeit vor, noch einmal mit Heereskraft gegen Vene-
dig vorzudringen. Schon habe er das Reich über Bur-
gund und die Niederlande erweitert: ihm ein erbliches
Recht auf Ungern verſchafft: auch dieſe reichen Commu-
nen wolle er nun herbeibringen, auf welche anſtatt der
Deutſchen die Bürde des Reiches fallen ſolle.

Einen gewiſſen Eindruck machte dieſe Ausſicht nun
wohl noch einmal auf die Stände, doch blieben ſie ſehr
friedfertig. Sie wünſchten die Sache durch eine Abkunft
mit den Venezianern zu Ende zu bringen. Schon hatte
die Republik eine Zahlung von 100000 G. auf der Stelle
und eine jährliche Abgabe von 10000 G. verſprochen, und
der Reichstag war ſehr der Meinung, auf dieſe Grund-
lage zu unterhandeln. Man wird das begreiflich fin-

den,
1 Rovereyt 8 Nov. 1509. Als uns der Stend Hilf und Bei-
ſtand vorzigen und abgeſchlagen, und den Venedigern das kund, wur-
den ſy mehr geſtaͤrkt, ſuchten erſt all ir Vermoͤgen und bewegten
daneben den gemein Popl in Stetten. (Frkf. A.)
2 Haͤberlin iſt ungewiß, ob der Reichstag auf den h. 3 Koͤ-
nigtag oder auf den 12 Jan. ausgeſchrieben worden. Das Ausſchrei-
ben lautet auf den achtenden der heil. drei Koͤnigtag d. i. 13 Jan.
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[192/0210] Erſtes Buch. ohne Wahrſcheinlichkeit, daß die Weigerung des Reiches ihm beizuſtehen, den Venezianern wieder Muth gemacht habe. 1 Das mächtige Padua, das ſchon beſetzt war, gieng wieder verloren, und Maximilian belagerte es nur vergebens; um den Krieg fortſetzen zu können mußte er aufs neue die Stände berufen. Am 6ten März 1510 ward eine neue Reichsverſamm- lung zu Augsburg eröffnet. 2 Maximilian ſtellte die Noth- wendigkeit vor, noch einmal mit Heereskraft gegen Vene- dig vorzudringen. Schon habe er das Reich über Bur- gund und die Niederlande erweitert: ihm ein erbliches Recht auf Ungern verſchafft: auch dieſe reichen Commu- nen wolle er nun herbeibringen, auf welche anſtatt der Deutſchen die Bürde des Reiches fallen ſolle. Einen gewiſſen Eindruck machte dieſe Ausſicht nun wohl noch einmal auf die Stände, doch blieben ſie ſehr friedfertig. Sie wünſchten die Sache durch eine Abkunft mit den Venezianern zu Ende zu bringen. Schon hatte die Republik eine Zahlung von 100000 G. auf der Stelle und eine jährliche Abgabe von 10000 G. verſprochen, und der Reichstag war ſehr der Meinung, auf dieſe Grund- lage zu unterhandeln. Man wird das begreiflich fin- den, 1 Rovereyt 8 Nov. 1509. Als uns der Stend Hilf und Bei- ſtand vorzigen und abgeſchlagen, und den Venedigern das kund, wur- den ſy mehr geſtaͤrkt, ſuchten erſt all ir Vermoͤgen und bewegten daneben den gemein Popl in Stetten. (Frkf. A.) 2 Haͤberlin iſt ungewiß, ob der Reichstag auf den h. 3 Koͤ- nigtag oder auf den 12 Jan. ausgeſchrieben worden. Das Ausſchrei- ben lautet auf den achtenden der heil. drei Koͤnigtag d. i. 13 Jan.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/210>, abgerufen am 24.11.2024.