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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Erstes Buch.
Mitglieder des schwäbischen Bundes so gut wie die andern.
Am wenigsten konnten sie Lust haben sich gegen eine Re-
publik anzustrengen mit der sie in vortheilhaften Handels-
verbindungen standen, die sie als ein Muster und natür-
liches Oberhaupt aller städtischen Geweinwesen zu betrach-
ten gewohnt waren.

Auch unter den Fürsten gab es viel böses Blut. Die
Anforderungen des Kammergerichts, die Unregelmäßigkeiten
der Matrikel, deren wir noch gedenken werden, hatten eben
die mächtigsten verstimmt. Noch immer war die Pfalz
nicht versöhnt. Der alte Pfalzgraf war gestorben: seine
Söhne erschienen zu Worms, doch konnten sie nicht zu
ihren Lehen gelangen. Der kriegerische Eifer, der früher-
hin Manche für den Kaiser begeistert, hatte sich nach dem
schlechten Ausgang des ersten Unternehmens sehr gelegt.

Was aber noch mehr Eindruck machte als alles dieß,
war das Verfahren Maximilians bei seinen letzten Tracta-
ten. 1 In Costnitz hatten die Stände auf eine Gesandt-
schaft nach Frankreich, auf erneuerte Unterhandlungen mit
dieser Macht angetragen. Denn die Geschäfte des Rei-
ches wollten sie nicht so geradehin dem Oberhaupt über-

boten uf dem Reichstag zu Costnitz begegnet sind, gerathschlagt und
sunderlich verlassen ist, so die Röm. Königl. Mt wiederum ein Reichs-
tag fürnehmen wird, daß alsdann gemeine Frei und Reichsstätte gen
Speier beschrieben werden sollten."
1 In den weimarischen Acten findet sich ein Gutachten über
die Nothwendigkeit die Hülfe zu versagen, in welchem man beson-
ders über Leute klagt "so bei S. Kais. Mt sein und sich allwege
geflissen Ks. Mt dahin zu bewegen Hilf bei den Stenden des Rei-
ches zu suchen zu solchem Fürnemen, das doch ohne Rad und Be-
wußt der Stennde des h. Reichs beschehen ist."

Erſtes Buch.
Mitglieder des ſchwäbiſchen Bundes ſo gut wie die andern.
Am wenigſten konnten ſie Luſt haben ſich gegen eine Re-
publik anzuſtrengen mit der ſie in vortheilhaften Handels-
verbindungen ſtanden, die ſie als ein Muſter und natür-
liches Oberhaupt aller ſtädtiſchen Geweinweſen zu betrach-
ten gewohnt waren.

Auch unter den Fürſten gab es viel böſes Blut. Die
Anforderungen des Kammergerichts, die Unregelmäßigkeiten
der Matrikel, deren wir noch gedenken werden, hatten eben
die mächtigſten verſtimmt. Noch immer war die Pfalz
nicht verſöhnt. Der alte Pfalzgraf war geſtorben: ſeine
Söhne erſchienen zu Worms, doch konnten ſie nicht zu
ihren Lehen gelangen. Der kriegeriſche Eifer, der früher-
hin Manche für den Kaiſer begeiſtert, hatte ſich nach dem
ſchlechten Ausgang des erſten Unternehmens ſehr gelegt.

Was aber noch mehr Eindruck machte als alles dieß,
war das Verfahren Maximilians bei ſeinen letzten Tracta-
ten. 1 In Coſtnitz hatten die Stände auf eine Geſandt-
ſchaft nach Frankreich, auf erneuerte Unterhandlungen mit
dieſer Macht angetragen. Denn die Geſchäfte des Rei-
ches wollten ſie nicht ſo geradehin dem Oberhaupt über-

boten uf dem Reichstag zu Coſtnitz begegnet ſind, gerathſchlagt und
ſunderlich verlaſſen iſt, ſo die Roͤm. Koͤnigl. Mt wiederum ein Reichs-
tag fuͤrnehmen wird, daß alsdann gemeine Frei und Reichsſtaͤtte gen
Speier beſchrieben werden ſollten.“
1 In den weimariſchen Acten findet ſich ein Gutachten uͤber
die Nothwendigkeit die Huͤlfe zu verſagen, in welchem man beſon-
ders uͤber Leute klagt „ſo bei S. Kaiſ. Mt ſein und ſich allwege
gefliſſen Kſ. Mt dahin zu bewegen Hilf bei den Stenden des Rei-
ches zu ſuchen zu ſolchem Fuͤrnemen, das doch ohne Rad und Be-
wußt der Stennde des h. Reichs beſchehen iſt.“
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[186/0204] Erſtes Buch. Mitglieder des ſchwäbiſchen Bundes ſo gut wie die andern. Am wenigſten konnten ſie Luſt haben ſich gegen eine Re- publik anzuſtrengen mit der ſie in vortheilhaften Handels- verbindungen ſtanden, die ſie als ein Muſter und natür- liches Oberhaupt aller ſtädtiſchen Geweinweſen zu betrach- ten gewohnt waren. Auch unter den Fürſten gab es viel böſes Blut. Die Anforderungen des Kammergerichts, die Unregelmäßigkeiten der Matrikel, deren wir noch gedenken werden, hatten eben die mächtigſten verſtimmt. Noch immer war die Pfalz nicht verſöhnt. Der alte Pfalzgraf war geſtorben: ſeine Söhne erſchienen zu Worms, doch konnten ſie nicht zu ihren Lehen gelangen. Der kriegeriſche Eifer, der früher- hin Manche für den Kaiſer begeiſtert, hatte ſich nach dem ſchlechten Ausgang des erſten Unternehmens ſehr gelegt. Was aber noch mehr Eindruck machte als alles dieß, war das Verfahren Maximilians bei ſeinen letzten Tracta- ten. 1 In Coſtnitz hatten die Stände auf eine Geſandt- ſchaft nach Frankreich, auf erneuerte Unterhandlungen mit dieſer Macht angetragen. Denn die Geſchäfte des Rei- ches wollten ſie nicht ſo geradehin dem Oberhaupt über- 2 1 In den weimariſchen Acten findet ſich ein Gutachten uͤber die Nothwendigkeit die Huͤlfe zu verſagen, in welchem man beſon- ders uͤber Leute klagt „ſo bei S. Kaiſ. Mt ſein und ſich allwege gefliſſen Kſ. Mt dahin zu bewegen Hilf bei den Stenden des Rei- ches zu ſuchen zu ſolchem Fuͤrnemen, das doch ohne Rad und Be- wußt der Stennde des h. Reichs beſchehen iſt.“ 2 boten uf dem Reichstag zu Coſtnitz begegnet ſind, gerathſchlagt und ſunderlich verlaſſen iſt, ſo die Roͤm. Koͤnigl. Mt wiederum ein Reichs- tag fuͤrnehmen wird, daß alsdann gemeine Frei und Reichsſtaͤtte gen Speier beſchrieben werden ſollten.“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/204>, abgerufen am 22.11.2024.