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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Venezianischer Krieg 1509.
nig selbst nunmehr angenommen, beruhte auf dem Glücke
seiner Waffen in dem bairischen Kriege. Kein Wunder, daß
nach den großen Verlusten die er jetzt erfuhr, alles schwankte,
und die fast überwunden scheinenden Oppositionen sich aufs
neue erhoben. Das Glück, das Gelingen verbindet: das
Unglück zersetzt und zerstreut.

Es veränderte diese Stimmung nicht, daß Maximi-
lian durch den Widerwillen, den das Um-sich-greifen der
Venezianer auch anderwärts hervorgebracht hatte, unterstützt,
jetzt den Bund von Cambrai abschloß, in welchem sich nicht
allein der Papst und Ferdinand der Katholische, sondern
vor allem auch der König von Frankreich, den er so eben
bekämpft, mit ihm wider Venedig verbanden. 1 Dieses rasche
Aufgeben der so laut erklärten Antipathie gegen die Fran-
zosen, dieser plötzliche Umschlag der Politik konnte das Ver-
trauen der Stände nicht wieder herstellen.

Vielleicht wäre gegenwärtig wirklich der Moment ge-
wesen wo sich im Verein mit so mächtigen Verbündeten
Eroberungen in Italien hätten machen lassen: jedoch in
Deutschland verstand man sich nicht mehr dazu.

Als der Kaiser in der Versammlung der Stände, die nach
langer Verzögerung zusammengetreten, 2 zu Worms erschien

1 Matthias von Gurk giebt dem Churf. Friedrich 24 Sept.
Nachricht daß er sich mit einigen Räthen und der Tochter des Kai-
sers an einen Ort an der französischen Grenze begeben werde, um
mit dem Cardinal von Roan, der auch dahin kommen solle, über
den Frieden zu unterhandeln. "Frau Margareta handelt und muet
sich mit allem Vleiß und Ernst umb ain Frid."
2 Durch Ausschreiben Cölln vom 31sten Mai 1508 nach je-
ner Zusammenkunft der Churfürsten ward "ein eilender Reichstag"
auf den 16 Juli angekündigt; verschoben Boppard den 26 Juni

Venezianiſcher Krieg 1509.
nig ſelbſt nunmehr angenommen, beruhte auf dem Glücke
ſeiner Waffen in dem bairiſchen Kriege. Kein Wunder, daß
nach den großen Verluſten die er jetzt erfuhr, alles ſchwankte,
und die faſt überwunden ſcheinenden Oppoſitionen ſich aufs
neue erhoben. Das Glück, das Gelingen verbindet: das
Unglück zerſetzt und zerſtreut.

Es veränderte dieſe Stimmung nicht, daß Maximi-
lian durch den Widerwillen, den das Um-ſich-greifen der
Venezianer auch anderwärts hervorgebracht hatte, unterſtützt,
jetzt den Bund von Cambrai abſchloß, in welchem ſich nicht
allein der Papſt und Ferdinand der Katholiſche, ſondern
vor allem auch der König von Frankreich, den er ſo eben
bekämpft, mit ihm wider Venedig verbanden. 1 Dieſes raſche
Aufgeben der ſo laut erklärten Antipathie gegen die Fran-
zoſen, dieſer plötzliche Umſchlag der Politik konnte das Ver-
trauen der Stände nicht wieder herſtellen.

Vielleicht wäre gegenwärtig wirklich der Moment ge-
weſen wo ſich im Verein mit ſo mächtigen Verbündeten
Eroberungen in Italien hätten machen laſſen: jedoch in
Deutſchland verſtand man ſich nicht mehr dazu.

Als der Kaiſer in der Verſammlung der Stände, die nach
langer Verzögerung zuſammengetreten, 2 zu Worms erſchien

1 Matthias von Gurk giebt dem Churf. Friedrich 24 Sept.
Nachricht daß er ſich mit einigen Räthen und der Tochter des Kai-
ſers an einen Ort an der franzoͤſiſchen Grenze begeben werde, um
mit dem Cardinal von Roan, der auch dahin kommen ſolle, uͤber
den Frieden zu unterhandeln. „Frau Margareta handelt und muet
ſich mit allem Vleiß und Ernſt umb ain Frid.“
2 Durch Ausſchreiben Coͤlln vom 31ſten Mai 1508 nach je-
ner Zuſammenkunft der Churfuͤrſten ward „ein eilender Reichstag“
auf den 16 Juli angekuͤndigt; verſchoben Boppard den 26 Juni
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[183/0201] Venezianiſcher Krieg 1509. nig ſelbſt nunmehr angenommen, beruhte auf dem Glücke ſeiner Waffen in dem bairiſchen Kriege. Kein Wunder, daß nach den großen Verluſten die er jetzt erfuhr, alles ſchwankte, und die faſt überwunden ſcheinenden Oppoſitionen ſich aufs neue erhoben. Das Glück, das Gelingen verbindet: das Unglück zerſetzt und zerſtreut. Es veränderte dieſe Stimmung nicht, daß Maximi- lian durch den Widerwillen, den das Um-ſich-greifen der Venezianer auch anderwärts hervorgebracht hatte, unterſtützt, jetzt den Bund von Cambrai abſchloß, in welchem ſich nicht allein der Papſt und Ferdinand der Katholiſche, ſondern vor allem auch der König von Frankreich, den er ſo eben bekämpft, mit ihm wider Venedig verbanden. 1 Dieſes raſche Aufgeben der ſo laut erklärten Antipathie gegen die Fran- zoſen, dieſer plötzliche Umſchlag der Politik konnte das Ver- trauen der Stände nicht wieder herſtellen. Vielleicht wäre gegenwärtig wirklich der Moment ge- weſen wo ſich im Verein mit ſo mächtigen Verbündeten Eroberungen in Italien hätten machen laſſen: jedoch in Deutſchland verſtand man ſich nicht mehr dazu. Als der Kaiſer in der Verſammlung der Stände, die nach langer Verzögerung zuſammengetreten, 2 zu Worms erſchien 1 Matthias von Gurk giebt dem Churf. Friedrich 24 Sept. Nachricht daß er ſich mit einigen Räthen und der Tochter des Kai- ſers an einen Ort an der franzoͤſiſchen Grenze begeben werde, um mit dem Cardinal von Roan, der auch dahin kommen ſolle, uͤber den Frieden zu unterhandeln. „Frau Margareta handelt und muet ſich mit allem Vleiß und Ernſt umb ain Frid.“ 2 Durch Ausſchreiben Coͤlln vom 31ſten Mai 1508 nach je- ner Zuſammenkunft der Churfuͤrſten ward „ein eilender Reichstag“ auf den 16 Juli angekuͤndigt; verſchoben Boppard den 26 Juni

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/201>, abgerufen am 24.11.2024.