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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Reichstag zu Cölln 1505.
heiten standen günstig; Maximilians Sohn Philipp war
nach dem Tode seiner Schwiegermutter König von Casti-
lien geworden. In manchen guten Deutschen erwachte
die Hofnung, daß dieß ihr mächtiges Oberhaupt bestimmt
sey, die Türken zu verjagen und sich einmal Kaiser von
Constantinopel zu schreiben. Sie meinten, des Reiches
Bund sey so groß, daß ihm weder Böhmen noch Schwei-
zer noch auch die Türken würden widerstehn können. 1

Vor allem schritt man in Cölln zu einer Entschei-
dung der landshuter Streitsache. Der König konnte einmal
über das Schicksal eines großen deutschen Landes verfü-
gen. Er kam hiebei auf die Vorschläge zurück, die er
schon vor dem Anfang des Krieges gemacht hatte: für
die Nachkommen Pfalzgraf Ruprechts stiftete er die junge
Pfalz jenseit der Donau: sie sollte eine Rente von 24000
G. abwerfen; aus diesem Gesichtspunct wurden ihre Be-
standtheile zusammengesetzt. Wohl gelangte nun Landshut an
die Münchner Linie, jedoch nicht ohne mancherlei Schmä-
lerung. Die Herzoge selbst hatten die Hülfe, die sie em-
pfiengen, durch Abtretungen vergüten müssen; der König
behielt sich vor, was er Andern vor dem Spruch verlie-
hen; sein Interesse zog er nicht nur ein, sondern er er-
weiterte es noch. Und noch größere Verluste erlitt die
Pfalz: in diesem Gebiete waren die Verleihungen, die in
Anspruch genommenen Abtretungen, das königliche Interesse
am bedeutendsten. Es trug wenig aus, daß der alte Chur-

1 Der Sinn des geistreichen Liedes: die behemsch schlacht,
1504, aus einem fliegenden Blatt von Hormayr herausgegeben und
von Soltau wiederholt, p. 198.
11*

Reichstag zu Coͤlln 1505.
heiten ſtanden günſtig; Maximilians Sohn Philipp war
nach dem Tode ſeiner Schwiegermutter König von Caſti-
lien geworden. In manchen guten Deutſchen erwachte
die Hofnung, daß dieß ihr mächtiges Oberhaupt beſtimmt
ſey, die Türken zu verjagen und ſich einmal Kaiſer von
Conſtantinopel zu ſchreiben. Sie meinten, des Reiches
Bund ſey ſo groß, daß ihm weder Böhmen noch Schwei-
zer noch auch die Türken würden widerſtehn können. 1

Vor allem ſchritt man in Cölln zu einer Entſchei-
dung der landshuter Streitſache. Der König konnte einmal
über das Schickſal eines großen deutſchen Landes verfü-
gen. Er kam hiebei auf die Vorſchläge zurück, die er
ſchon vor dem Anfang des Krieges gemacht hatte: für
die Nachkommen Pfalzgraf Ruprechts ſtiftete er die junge
Pfalz jenſeit der Donau: ſie ſollte eine Rente von 24000
G. abwerfen; aus dieſem Geſichtspunct wurden ihre Be-
ſtandtheile zuſammengeſetzt. Wohl gelangte nun Landshut an
die Münchner Linie, jedoch nicht ohne mancherlei Schmä-
lerung. Die Herzoge ſelbſt hatten die Hülfe, die ſie em-
pfiengen, durch Abtretungen vergüten müſſen; der König
behielt ſich vor, was er Andern vor dem Spruch verlie-
hen; ſein Intereſſe zog er nicht nur ein, ſondern er er-
weiterte es noch. Und noch größere Verluſte erlitt die
Pfalz: in dieſem Gebiete waren die Verleihungen, die in
Anſpruch genommenen Abtretungen, das königliche Intereſſe
am bedeutendſten. Es trug wenig aus, daß der alte Chur-

1 Der Sinn des geiſtreichen Liedes: die behemſch ſchlacht,
1504, aus einem fliegenden Blatt von Hormayr herausgegeben und
von Soltau wiederholt, p. 198.
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[163/0181] Reichstag zu Coͤlln 1505. heiten ſtanden günſtig; Maximilians Sohn Philipp war nach dem Tode ſeiner Schwiegermutter König von Caſti- lien geworden. In manchen guten Deutſchen erwachte die Hofnung, daß dieß ihr mächtiges Oberhaupt beſtimmt ſey, die Türken zu verjagen und ſich einmal Kaiſer von Conſtantinopel zu ſchreiben. Sie meinten, des Reiches Bund ſey ſo groß, daß ihm weder Böhmen noch Schwei- zer noch auch die Türken würden widerſtehn können. 1 Vor allem ſchritt man in Cölln zu einer Entſchei- dung der landshuter Streitſache. Der König konnte einmal über das Schickſal eines großen deutſchen Landes verfü- gen. Er kam hiebei auf die Vorſchläge zurück, die er ſchon vor dem Anfang des Krieges gemacht hatte: für die Nachkommen Pfalzgraf Ruprechts ſtiftete er die junge Pfalz jenſeit der Donau: ſie ſollte eine Rente von 24000 G. abwerfen; aus dieſem Geſichtspunct wurden ihre Be- ſtandtheile zuſammengeſetzt. Wohl gelangte nun Landshut an die Münchner Linie, jedoch nicht ohne mancherlei Schmä- lerung. Die Herzoge ſelbſt hatten die Hülfe, die ſie em- pfiengen, durch Abtretungen vergüten müſſen; der König behielt ſich vor, was er Andern vor dem Spruch verlie- hen; ſein Intereſſe zog er nicht nur ein, ſondern er er- weiterte es noch. Und noch größere Verluſte erlitt die Pfalz: in dieſem Gebiete waren die Verleihungen, die in Anſpruch genommenen Abtretungen, das königliche Intereſſe am bedeutendſten. Es trug wenig aus, daß der alte Chur- 1 Der Sinn des geiſtreichen Liedes: die behemſch ſchlacht, 1504, aus einem fliegenden Blatt von Hormayr herausgegeben und von Soltau wiederholt, p. 198. 11*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/181>, abgerufen am 22.11.2024.