in diesen Kampf geworfen hätte; die auf das eiligste mehr zusammengerafften als zusammengetretenen Stände faßten unter andern zu Mainz doch auch nur einseitige und nicht entschiedne Beschlüsse; im Grunde waren es nur die Mit- glieder des schwäbischen Bundes die den König unterstütz- ten, und auch diese waren nicht geneigt, ihr Leben in ei- ner Feldschlacht mit den harten Bauern zu wagen.
Und wie wäre man vollends im Stande gewesen, dem König Ludwig in jenen italienischen Unternehmungen, die man hatte verhüten wollen, die Spitze zu bieten! Wäh- rend man am Oberrhein in Fehde lag, giengen die Fran- zosen über die Alpen und nahmen Mailand ohne Mühe ein. Maximilian mußte sich bequemen, einen sehr unvor- theilhaften Frieden mit den Schweizern zu schließen, durch welchen nicht allein jenes Landgericht verloren gieng, son- dern auch ihre Selbständigkeit überhaupt unerschütterlich Fuß faßte.
Ein glücklicher Krieg würde die Verfassung befestigt haben: diese Niederlagen mußten sie entweder zerstören oder doch umgestalten.
Reichstag zu Augsburg und dessen Folgen.
Zunächst war ihre Wirkung, daß die Autorität des Königs noch mehr beschränkt wurde als zuvor; das stän- dische Prinzip trug abermal einen Sieg davon, durch den es aufs neue und für immer das Übergewicht zu erhal- ten schien.
Auf dem Reichstage, der am 10 April 1500 zu Augsburg eröffnet ward, gestand man sich ein, daß die
Erſtes Buch.
in dieſen Kampf geworfen hätte; die auf das eiligſte mehr zuſammengerafften als zuſammengetretenen Stände faßten unter andern zu Mainz doch auch nur einſeitige und nicht entſchiedne Beſchlüſſe; im Grunde waren es nur die Mit- glieder des ſchwäbiſchen Bundes die den König unterſtütz- ten, und auch dieſe waren nicht geneigt, ihr Leben in ei- ner Feldſchlacht mit den harten Bauern zu wagen.
Und wie wäre man vollends im Stande geweſen, dem König Ludwig in jenen italieniſchen Unternehmungen, die man hatte verhüten wollen, die Spitze zu bieten! Wäh- rend man am Oberrhein in Fehde lag, giengen die Fran- zoſen über die Alpen und nahmen Mailand ohne Mühe ein. Maximilian mußte ſich bequemen, einen ſehr unvor- theilhaften Frieden mit den Schweizern zu ſchließen, durch welchen nicht allein jenes Landgericht verloren gieng, ſon- dern auch ihre Selbſtändigkeit überhaupt unerſchütterlich Fuß faßte.
Ein glücklicher Krieg würde die Verfaſſung befeſtigt haben: dieſe Niederlagen mußten ſie entweder zerſtören oder doch umgeſtalten.
Reichstag zu Augsburg und deſſen Folgen.
Zunächſt war ihre Wirkung, daß die Autorität des Königs noch mehr beſchränkt wurde als zuvor; das ſtän- diſche Prinzip trug abermal einen Sieg davon, durch den es aufs neue und für immer das Übergewicht zu erhal- ten ſchien.
Auf dem Reichstage, der am 10 April 1500 zu Augsburg eröffnet ward, geſtand man ſich ein, daß die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0158"n="140"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Erſtes Buch</hi>.</fw><lb/>
in dieſen Kampf geworfen hätte; die auf das eiligſte mehr<lb/>
zuſammengerafften als zuſammengetretenen Stände faßten<lb/>
unter andern zu Mainz doch auch nur einſeitige und nicht<lb/>
entſchiedne Beſchlüſſe; im Grunde waren es nur die Mit-<lb/>
glieder des ſchwäbiſchen Bundes die den König unterſtütz-<lb/>
ten, und auch dieſe waren nicht geneigt, ihr Leben in ei-<lb/>
ner Feldſchlacht mit den harten Bauern zu wagen.</p><lb/><p>Und wie wäre man vollends im Stande geweſen, dem<lb/>
König Ludwig in jenen italieniſchen Unternehmungen, die<lb/>
man hatte verhüten wollen, die Spitze zu bieten! Wäh-<lb/>
rend man am Oberrhein in Fehde lag, giengen die Fran-<lb/>
zoſen über die Alpen und nahmen Mailand ohne Mühe<lb/>
ein. Maximilian mußte ſich bequemen, einen ſehr unvor-<lb/>
theilhaften Frieden mit den Schweizern zu ſchließen, durch<lb/>
welchen nicht allein jenes Landgericht verloren gieng, ſon-<lb/>
dern auch ihre Selbſtändigkeit überhaupt unerſchütterlich<lb/>
Fuß faßte.</p><lb/><p>Ein glücklicher Krieg würde die Verfaſſung befeſtigt<lb/>
haben: dieſe Niederlagen mußten ſie entweder zerſtören oder<lb/>
doch umgeſtalten.</p></div><lb/><divn="2"><head>Reichstag zu Augsburg und deſſen Folgen.</head><lb/><p>Zunächſt war ihre Wirkung, daß die Autorität des<lb/>
Königs noch mehr beſchränkt wurde als zuvor; das ſtän-<lb/>
diſche Prinzip trug abermal einen Sieg davon, durch den<lb/>
es aufs neue und für immer das Übergewicht zu erhal-<lb/>
ten ſchien.</p><lb/><p>Auf dem Reichstage, der am 10 April 1500 zu<lb/>
Augsburg eröffnet ward, geſtand man ſich ein, daß die<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[140/0158]
Erſtes Buch.
in dieſen Kampf geworfen hätte; die auf das eiligſte mehr
zuſammengerafften als zuſammengetretenen Stände faßten
unter andern zu Mainz doch auch nur einſeitige und nicht
entſchiedne Beſchlüſſe; im Grunde waren es nur die Mit-
glieder des ſchwäbiſchen Bundes die den König unterſtütz-
ten, und auch dieſe waren nicht geneigt, ihr Leben in ei-
ner Feldſchlacht mit den harten Bauern zu wagen.
Und wie wäre man vollends im Stande geweſen, dem
König Ludwig in jenen italieniſchen Unternehmungen, die
man hatte verhüten wollen, die Spitze zu bieten! Wäh-
rend man am Oberrhein in Fehde lag, giengen die Fran-
zoſen über die Alpen und nahmen Mailand ohne Mühe
ein. Maximilian mußte ſich bequemen, einen ſehr unvor-
theilhaften Frieden mit den Schweizern zu ſchließen, durch
welchen nicht allein jenes Landgericht verloren gieng, ſon-
dern auch ihre Selbſtändigkeit überhaupt unerſchütterlich
Fuß faßte.
Ein glücklicher Krieg würde die Verfaſſung befeſtigt
haben: dieſe Niederlagen mußten ſie entweder zerſtören oder
doch umgeſtalten.
Reichstag zu Augsburg und deſſen Folgen.
Zunächſt war ihre Wirkung, daß die Autorität des
Königs noch mehr beſchränkt wurde als zuvor; das ſtän-
diſche Prinzip trug abermal einen Sieg davon, durch den
es aufs neue und für immer das Übergewicht zu erhal-
ten ſchien.
Auf dem Reichstage, der am 10 April 1500 zu
Augsburg eröffnet ward, geſtand man ſich ein, daß die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/158>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.