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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Erstes Buch.

Von der Champagne ward Maximilian durch unauf-
hörliches Regenwetter und anschwellende Flüsse zurückge-
trieben. Er wandte sich gegen Geldern und mit Hülfe be-
sonders von Jülich und Cleve erfocht er einige Vortheile;
allein sie waren nicht entscheidend: dem Herzog Carl hieng
seine Landschaft an, die er durch neue Privilegien an sich
gefesselt hatte. Dadurch geschah denn, daß Maximilian
die für dieß Mal auf Catharinä zu Abend, 21 Nov., nach
Worms ausgeschriebene Reichsversammlung nicht besuchen
konnte, die doch zur Vollendung der beschlossenen Ordnun-
gen durchaus nothwendig war; diese Versammlung, wo
sonst vielleicht eingreifende Beschlüsse gefaßt worden wä-
ren, löste sich auf. 1 Aber überdieß brachen in demselben
Momente die schweizerischen Irrungen zu förmlichem Kriege
aus. Das Reich war noch weit entfernt die Eidgenossen
aufzugeben; es hatte sie vor das Kammergericht geladen,
und wenigstens gegen die Rechtmäßigkeit eines solchen Ver-
fahrens war keine Einwendung geschehen; auch den gemei-
nen Pfennig hatte man von ihnen gefordert, und noch in
Freiburg war der Beschluß gefaßt worden "die mächtigen
Städte in der Eidgenossenschaft die des Reichs Adler in
ihrem Wappen führen, bei dem Gehorsam des Reiches zu
behaupten" und sie wieder zu den Reichsversammlungen zu
ziehen. Der Natur der Sache nach konnten aber diese
Anmuthungen sich dort nicht Raum verschaffen, wo man

1 Schreiben Maximilians an Bischof Heinrich von Bamberg
bei Harpprecht II, 399. Der König lud die Versammlung nach
Cölln ein, wo aber Viele nicht erschienen, weil ihre Instructionen
nur auf Worms lauteten.
Erſtes Buch.

Von der Champagne ward Maximilian durch unauf-
hörliches Regenwetter und anſchwellende Flüſſe zurückge-
trieben. Er wandte ſich gegen Geldern und mit Hülfe be-
ſonders von Jülich und Cleve erfocht er einige Vortheile;
allein ſie waren nicht entſcheidend: dem Herzog Carl hieng
ſeine Landſchaft an, die er durch neue Privilegien an ſich
gefeſſelt hatte. Dadurch geſchah denn, daß Maximilian
die für dieß Mal auf Catharinä zu Abend, 21 Nov., nach
Worms ausgeſchriebene Reichsverſammlung nicht beſuchen
konnte, die doch zur Vollendung der beſchloſſenen Ordnun-
gen durchaus nothwendig war; dieſe Verſammlung, wo
ſonſt vielleicht eingreifende Beſchlüſſe gefaßt worden wä-
ren, löſte ſich auf. 1 Aber überdieß brachen in demſelben
Momente die ſchweizeriſchen Irrungen zu förmlichem Kriege
aus. Das Reich war noch weit entfernt die Eidgenoſſen
aufzugeben; es hatte ſie vor das Kammergericht geladen,
und wenigſtens gegen die Rechtmäßigkeit eines ſolchen Ver-
fahrens war keine Einwendung geſchehen; auch den gemei-
nen Pfennig hatte man von ihnen gefordert, und noch in
Freiburg war der Beſchluß gefaßt worden „die mächtigen
Städte in der Eidgenoſſenſchaft die des Reichs Adler in
ihrem Wappen führen, bei dem Gehorſam des Reiches zu
behaupten“ und ſie wieder zu den Reichsverſammlungen zu
ziehen. Der Natur der Sache nach konnten aber dieſe
Anmuthungen ſich dort nicht Raum verſchaffen, wo man

1 Schreiben Maximilians an Biſchof Heinrich von Bamberg
bei Harpprecht II, 399. Der Koͤnig lud die Verſammlung nach
Coͤlln ein, wo aber Viele nicht erſchienen, weil ihre Inſtructionen
nur auf Worms lauteten.
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[138/0156] Erſtes Buch. Von der Champagne ward Maximilian durch unauf- hörliches Regenwetter und anſchwellende Flüſſe zurückge- trieben. Er wandte ſich gegen Geldern und mit Hülfe be- ſonders von Jülich und Cleve erfocht er einige Vortheile; allein ſie waren nicht entſcheidend: dem Herzog Carl hieng ſeine Landſchaft an, die er durch neue Privilegien an ſich gefeſſelt hatte. Dadurch geſchah denn, daß Maximilian die für dieß Mal auf Catharinä zu Abend, 21 Nov., nach Worms ausgeſchriebene Reichsverſammlung nicht beſuchen konnte, die doch zur Vollendung der beſchloſſenen Ordnun- gen durchaus nothwendig war; dieſe Verſammlung, wo ſonſt vielleicht eingreifende Beſchlüſſe gefaßt worden wä- ren, löſte ſich auf. 1 Aber überdieß brachen in demſelben Momente die ſchweizeriſchen Irrungen zu förmlichem Kriege aus. Das Reich war noch weit entfernt die Eidgenoſſen aufzugeben; es hatte ſie vor das Kammergericht geladen, und wenigſtens gegen die Rechtmäßigkeit eines ſolchen Ver- fahrens war keine Einwendung geſchehen; auch den gemei- nen Pfennig hatte man von ihnen gefordert, und noch in Freiburg war der Beſchluß gefaßt worden „die mächtigen Städte in der Eidgenoſſenſchaft die des Reichs Adler in ihrem Wappen führen, bei dem Gehorſam des Reiches zu behaupten“ und ſie wieder zu den Reichsverſammlungen zu ziehen. Der Natur der Sache nach konnten aber dieſe Anmuthungen ſich dort nicht Raum verſchaffen, wo man 1 Schreiben Maximilians an Biſchof Heinrich von Bamberg bei Harpprecht II, 399. Der Koͤnig lud die Verſammlung nach Coͤlln ein, wo aber Viele nicht erſchienen, weil ihre Inſtructionen nur auf Worms lauteten.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/156>, abgerufen am 28.11.2024.