Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Vorrede. tiger, dort nur zu wenig verarbeiteter Mittheilungen.Aus dem bairischen sind die unterrichtenden Schrif- ten von Stumpf und von Winter geflossen. Das wirtenbergische Archiv ist schon früher von Sattler, das hessische neuerdings von Rommel und Neudecker durchforscht worden. Für die mehr kirchliche Seite ist in den Sammlungen von Walch und den neuern Ausgaben der Briefe Luthers von de Wette und besonders Melanchthons von Bretschneider ein rei- cher urkundlicher Stoff vorhanden. Für einzelne Reichstage hat man die Briefe der straßburgischen oder der nürnbergischen Abgeordneten bekannt ge- macht; wer weiß nicht, wie viel über den Augs- burger Reichstag von 1530 von jeher gearbeitet, noch zuletzt von Förstemann zusammengebracht worden ist. Auch für die auswärtigen Verhältnisse eröffnen einige ältere und neuere Publicationen, besonders von Italien und England her, die Möglichkeit einer gründ- lichen und genügenden Erörterung. Ich sehe die Zeit kommen, wo wir die neuere Geschichte nicht mehr auf die Berichte selbst nicht der gleichzeitigen Histo- riker, außer in so weit ihnen eine originale Kennt- niß beiwohnte, geschweige denn auf die weiter ab- geleiteten Bearbeitungen, zu gründen haben, sondern aus den Relationen der Augenzeugen und den äch- testen unmittelbarsten Urkunden aufbauen werden. Für die hier behandelte Epoche ist diese Aussicht schon nicht mehr ferne. Mir selbst kamen noch eine An- zahl Actenstücke zu Gute, die ich bei einem frühern Unternehmen in den Archiven zu Wien, Venedig, Rom und besonders Florenz gefunden. Hätte ich *
Vorrede. tiger, dort nur zu wenig verarbeiteter Mittheilungen.Aus dem bairiſchen ſind die unterrichtenden Schrif- ten von Stumpf und von Winter gefloſſen. Das wirtenbergiſche Archiv iſt ſchon früher von Sattler, das heſſiſche neuerdings von Rommel und Neudecker durchforſcht worden. Für die mehr kirchliche Seite iſt in den Sammlungen von Walch und den neuern Ausgaben der Briefe Luthers von de Wette und beſonders Melanchthons von Bretſchneider ein rei- cher urkundlicher Stoff vorhanden. Für einzelne Reichstage hat man die Briefe der ſtraßburgiſchen oder der nürnbergiſchen Abgeordneten bekannt ge- macht; wer weiß nicht, wie viel über den Augs- burger Reichstag von 1530 von jeher gearbeitet, noch zuletzt von Förſtemann zuſammengebracht worden iſt. Auch für die auswärtigen Verhältniſſe eröffnen einige ältere und neuere Publicationen, beſonders von Italien und England her, die Möglichkeit einer gründ- lichen und genügenden Erörterung. Ich ſehe die Zeit kommen, wo wir die neuere Geſchichte nicht mehr auf die Berichte ſelbſt nicht der gleichzeitigen Hiſto- riker, außer in ſo weit ihnen eine originale Kennt- niß beiwohnte, geſchweige denn auf die weiter ab- geleiteten Bearbeitungen, zu gründen haben, ſondern aus den Relationen der Augenzeugen und den äch- teſten unmittelbarſten Urkunden aufbauen werden. Für die hier behandelte Epoche iſt dieſe Ausſicht ſchon nicht mehr ferne. Mir ſelbſt kamen noch eine An- zahl Actenſtücke zu Gute, die ich bei einem frühern Unternehmen in den Archiven zu Wien, Venedig, Rom und beſonders Florenz gefunden. Hätte ich *
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0015" n="IX"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vorrede</hi>.</fw><lb/> tiger, dort nur zu wenig verarbeiteter Mittheilungen.<lb/> Aus dem bairiſchen ſind die unterrichtenden Schrif-<lb/> ten von Stumpf und von Winter gefloſſen. Das<lb/> wirtenbergiſche Archiv iſt ſchon früher von Sattler,<lb/> das heſſiſche neuerdings von Rommel und Neudecker<lb/> durchforſcht worden. Für die mehr kirchliche Seite<lb/> iſt in den Sammlungen von Walch und den neuern<lb/> Ausgaben der Briefe Luthers von de Wette und<lb/> beſonders Melanchthons von Bretſchneider ein rei-<lb/> cher urkundlicher Stoff vorhanden. Für einzelne<lb/> Reichstage hat man die Briefe der ſtraßburgiſchen<lb/> oder der nürnbergiſchen Abgeordneten bekannt ge-<lb/> macht; wer weiß nicht, wie viel über den Augs-<lb/> burger Reichstag von 1530 von jeher gearbeitet, noch<lb/> zuletzt von Förſtemann zuſammengebracht worden<lb/> iſt. Auch für die auswärtigen Verhältniſſe eröffnen<lb/> einige ältere und neuere Publicationen, beſonders von<lb/> Italien und England her, die Möglichkeit einer gründ-<lb/> lichen und genügenden Erörterung. Ich ſehe die Zeit<lb/> kommen, wo wir die neuere Geſchichte nicht mehr<lb/> auf die Berichte ſelbſt nicht der gleichzeitigen Hiſto-<lb/> riker, außer in ſo weit ihnen eine originale Kennt-<lb/> niß beiwohnte, geſchweige denn auf die weiter ab-<lb/> geleiteten Bearbeitungen, zu gründen haben, ſondern<lb/> aus den Relationen der Augenzeugen und den äch-<lb/> teſten unmittelbarſten Urkunden aufbauen werden.<lb/> Für die hier behandelte Epoche iſt dieſe Ausſicht ſchon<lb/> nicht mehr ferne. Mir ſelbſt kamen noch eine An-<lb/> zahl Actenſtücke zu Gute, die ich bei einem frühern<lb/> Unternehmen in den Archiven zu Wien, Venedig,<lb/> Rom und beſonders Florenz gefunden. Hätte ich<lb/> <fw place="bottom" type="sig">*</fw><lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [IX/0015]
Vorrede.
tiger, dort nur zu wenig verarbeiteter Mittheilungen.
Aus dem bairiſchen ſind die unterrichtenden Schrif-
ten von Stumpf und von Winter gefloſſen. Das
wirtenbergiſche Archiv iſt ſchon früher von Sattler,
das heſſiſche neuerdings von Rommel und Neudecker
durchforſcht worden. Für die mehr kirchliche Seite
iſt in den Sammlungen von Walch und den neuern
Ausgaben der Briefe Luthers von de Wette und
beſonders Melanchthons von Bretſchneider ein rei-
cher urkundlicher Stoff vorhanden. Für einzelne
Reichstage hat man die Briefe der ſtraßburgiſchen
oder der nürnbergiſchen Abgeordneten bekannt ge-
macht; wer weiß nicht, wie viel über den Augs-
burger Reichstag von 1530 von jeher gearbeitet, noch
zuletzt von Förſtemann zuſammengebracht worden
iſt. Auch für die auswärtigen Verhältniſſe eröffnen
einige ältere und neuere Publicationen, beſonders von
Italien und England her, die Möglichkeit einer gründ-
lichen und genügenden Erörterung. Ich ſehe die Zeit
kommen, wo wir die neuere Geſchichte nicht mehr
auf die Berichte ſelbſt nicht der gleichzeitigen Hiſto-
riker, außer in ſo weit ihnen eine originale Kennt-
niß beiwohnte, geſchweige denn auf die weiter ab-
geleiteten Bearbeitungen, zu gründen haben, ſondern
aus den Relationen der Augenzeugen und den äch-
teſten unmittelbarſten Urkunden aufbauen werden.
Für die hier behandelte Epoche iſt dieſe Ausſicht ſchon
nicht mehr ferne. Mir ſelbſt kamen noch eine An-
zahl Actenſtücke zu Gute, die ich bei einem frühern
Unternehmen in den Archiven zu Wien, Venedig,
Rom und beſonders Florenz gefunden. Hätte ich
*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |