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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Reichstag zu Worms 1495.
seiner Veränderungen anführen. Der Entwurf hatte unter
andern, weil Friedrich und Maximilian unaufhörlich neue
Zölle bewilligten, den Reichsrath angewiesen, darauf zu
sehen, daß kein neuer Zoll ohne Vorwissen der Churfürsten
aufgerichtet werde. Die Abänderung des Artikels enthielt,
der Reichsrath selbst solle sich hüten, einen neuen Zoll auf-
zurichten ohne Vorwissen des Königs.

Sonderbar wie man eine so entschieden abschlägliche
Antwort als Verbesserung eines Entwurfes ankündigen
konnte; aber das ist die Sitte, die Höflichkeit jener Zeit;
der Gegensatz ist in den Gemüthern deshalb nicht weniger
lebhaft. Auf dem Reichstag nahm eine sehr merkliche Ver-
stimmung überhand. Der König berief eines Tages die
ihm am genauesten befreundeten Fürsten Albrecht von Sach-
sen, Friedrich von Brandenburg, Eberhard von Würtem-
berg, um mit ihnen über die Behauptung seiner höchsten
Würde zu Rathe zu gehen. 1

Dergestalt stellten sich gleich im Anfang dieser Regie-
rung die Absichten des Königs und die Absichten der Stände
einander sehr entschieden gegenüber. So viel sah wohl am
Ende jeder Theil, daß er auf seinem Weg nicht zum Ziel
kommen würde. Maximilian wurde inne, daß er keine Be-
willigung erhalten werde, ohne Zugeständnisse. Die Stände
sahen, daß sie wenigstens für dieß Mal mit ihrem Regi-
ment nicht durchdringen würden. 2 Indem man nun auf

1 Notiz aus dem Berliner Archiv, das jedoch über diesen
Reichstag nur fragmentarische Bemerkungen enthält.
2 Spätere Erklärung des Churf. Berthold von Mainz bei
Datt p. 871. Daruf wäre erst fürgenommen ain Ordnung im Reich
aufzurichten und Sr ko. Mt furgehalten, darab S. M. etwas Be-

Reichstag zu Worms 1495.
ſeiner Veränderungen anführen. Der Entwurf hatte unter
andern, weil Friedrich und Maximilian unaufhörlich neue
Zölle bewilligten, den Reichsrath angewieſen, darauf zu
ſehen, daß kein neuer Zoll ohne Vorwiſſen der Churfürſten
aufgerichtet werde. Die Abänderung des Artikels enthielt,
der Reichsrath ſelbſt ſolle ſich hüten, einen neuen Zoll auf-
zurichten ohne Vorwiſſen des Königs.

Sonderbar wie man eine ſo entſchieden abſchlägliche
Antwort als Verbeſſerung eines Entwurfes ankündigen
konnte; aber das iſt die Sitte, die Höflichkeit jener Zeit;
der Gegenſatz iſt in den Gemüthern deshalb nicht weniger
lebhaft. Auf dem Reichstag nahm eine ſehr merkliche Ver-
ſtimmung überhand. Der König berief eines Tages die
ihm am genaueſten befreundeten Fürſten Albrecht von Sach-
ſen, Friedrich von Brandenburg, Eberhard von Würtem-
berg, um mit ihnen über die Behauptung ſeiner höchſten
Würde zu Rathe zu gehen. 1

Dergeſtalt ſtellten ſich gleich im Anfang dieſer Regie-
rung die Abſichten des Königs und die Abſichten der Stände
einander ſehr entſchieden gegenüber. So viel ſah wohl am
Ende jeder Theil, daß er auf ſeinem Weg nicht zum Ziel
kommen würde. Maximilian wurde inne, daß er keine Be-
willigung erhalten werde, ohne Zugeſtändniſſe. Die Stände
ſahen, daß ſie wenigſtens für dieß Mal mit ihrem Regi-
ment nicht durchdringen würden. 2 Indem man nun auf

1 Notiz aus dem Berliner Archiv, das jedoch uͤber dieſen
Reichstag nur fragmentariſche Bemerkungen enthaͤlt.
2 Spaͤtere Erklaͤrung des Churf. Berthold von Mainz bei
Datt p. 871. Daruf waͤre erſt fuͤrgenommen ain Ordnung im Reich
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[111/0129] Reichstag zu Worms 1495. ſeiner Veränderungen anführen. Der Entwurf hatte unter andern, weil Friedrich und Maximilian unaufhörlich neue Zölle bewilligten, den Reichsrath angewieſen, darauf zu ſehen, daß kein neuer Zoll ohne Vorwiſſen der Churfürſten aufgerichtet werde. Die Abänderung des Artikels enthielt, der Reichsrath ſelbſt ſolle ſich hüten, einen neuen Zoll auf- zurichten ohne Vorwiſſen des Königs. Sonderbar wie man eine ſo entſchieden abſchlägliche Antwort als Verbeſſerung eines Entwurfes ankündigen konnte; aber das iſt die Sitte, die Höflichkeit jener Zeit; der Gegenſatz iſt in den Gemüthern deshalb nicht weniger lebhaft. Auf dem Reichstag nahm eine ſehr merkliche Ver- ſtimmung überhand. Der König berief eines Tages die ihm am genaueſten befreundeten Fürſten Albrecht von Sach- ſen, Friedrich von Brandenburg, Eberhard von Würtem- berg, um mit ihnen über die Behauptung ſeiner höchſten Würde zu Rathe zu gehen. 1 Dergeſtalt ſtellten ſich gleich im Anfang dieſer Regie- rung die Abſichten des Königs und die Abſichten der Stände einander ſehr entſchieden gegenüber. So viel ſah wohl am Ende jeder Theil, daß er auf ſeinem Weg nicht zum Ziel kommen würde. Maximilian wurde inne, daß er keine Be- willigung erhalten werde, ohne Zugeſtändniſſe. Die Stände ſahen, daß ſie wenigſtens für dieß Mal mit ihrem Regi- ment nicht durchdringen würden. 2 Indem man nun auf 1 Notiz aus dem Berliner Archiv, das jedoch uͤber dieſen Reichstag nur fragmentariſche Bemerkungen enthaͤlt. 2 Spaͤtere Erklaͤrung des Churf. Berthold von Mainz bei Datt p. 871. Daruf waͤre erſt fuͤrgenommen ain Ordnung im Reich aufzurichten und Sr ko. Mt furgehalten, darab S. M. etwas Be-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/129>, abgerufen am 22.11.2024.