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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Erstes Buch.
Landschaft brachte selbst die Pfandsumme auf, um wieder
dem alten Herrn anzugehören.

Von so entschiedenem Einfluß auf die Herstellung der
östreichischen Macht war das Einverständniß Maximilians
mit den Reichsgewalten. Es hatte aber zugleich eine an-
dre große Wirkung in Bezug auf die Herbeibringung eines
der bedeutendern Fürsten und auf die Consolidation aller
innern Angelegenheiten.

Die Herzoge von Baiern hielten sich jener dem Kaiser
aufgedrungenen Verwandtschaft zum Trotz zu der Opposi-
tion von Östreich, zu dem römischen Stuhl und König Mat-
thias. 1 Von einer dem Kaiser gegen den König zu leisten-
den Hülfe wollten sie nichts wissen, besuchten die Reichs-
tage nicht, nahmen die Beschlüsse derselben nicht an; viel-
mehr griffen sie auf ihre eigne Hand gegen ihre Nach-
barn um sich, erweiterten die Befugnisse ihrer Landgerichte,
und bedrohten benachbarte Reichsstädte z. B. Memmingen

1 In der Fasten 1482 beschlossen Albrecht und Georg "mit
ihr beder Landschaft daß man ohne Gunst des h. Vaters dem Kaiser
wider König Matthias nit helfen sollte." Anonyme gleichzeitige Chro-
nik in Freiberg Sammlung historischer Schriften und Urkk. I, 159. Alle
diese Verhältnisse verdienten eine genauere Erörterung. Denn nicht
so spät wie man glaubt, begann ein System der neuern Staaten. Aus
Hagek Böhmischer Chronik p. 828 ergiebt sich, daß die Böhmen es
nicht dulden wollten, daß man sie von der Wahl Maximilians aus-
geschlossen hatte. Sie verbündeten sich mit Matthias und zogen Po-
len in diesen Bund (Pelzel Gesch. v. Böhmen I, 494.) Die Ge-
sandten des Matthias suchten die italienischen Fürsten in Bewegung
zu setzen (Philippus Bergomas Supplementum Chronicorum p. 320).
Frankreich gehörte ebenfalls zu dieser Partei. Man sieht was es zu be-
deuten hatte, daß sich Baiern daran anschloß. Die Augen der Herzoge
waren unaufhörlich bald nach der Lombardei bald nach den Niederlan-
den gerichtet. Freiberg Geschichte der baierischen Landstände I, 655.

Erſtes Buch.
Landſchaft brachte ſelbſt die Pfandſumme auf, um wieder
dem alten Herrn anzugehören.

Von ſo entſchiedenem Einfluß auf die Herſtellung der
öſtreichiſchen Macht war das Einverſtändniß Maximilians
mit den Reichsgewalten. Es hatte aber zugleich eine an-
dre große Wirkung in Bezug auf die Herbeibringung eines
der bedeutendern Fürſten und auf die Conſolidation aller
innern Angelegenheiten.

Die Herzoge von Baiern hielten ſich jener dem Kaiſer
aufgedrungenen Verwandtſchaft zum Trotz zu der Oppoſi-
tion von Öſtreich, zu dem römiſchen Stuhl und König Mat-
thias. 1 Von einer dem Kaiſer gegen den König zu leiſten-
den Hülfe wollten ſie nichts wiſſen, beſuchten die Reichs-
tage nicht, nahmen die Beſchlüſſe derſelben nicht an; viel-
mehr griffen ſie auf ihre eigne Hand gegen ihre Nach-
barn um ſich, erweiterten die Befugniſſe ihrer Landgerichte,
und bedrohten benachbarte Reichsſtädte z. B. Memmingen

1 In der Faſten 1482 beſchloſſen Albrecht und Georg „mit
ihr beder Landſchaft daß man ohne Gunſt des h. Vaters dem Kaiſer
wider Koͤnig Matthias nit helfen ſollte.“ Anonyme gleichzeitige Chro-
nik in Freiberg Sammlung hiſtoriſcher Schriften und Urkk. I, 159. Alle
dieſe Verhaͤltniſſe verdienten eine genauere Eroͤrterung. Denn nicht
ſo ſpaͤt wie man glaubt, begann ein Syſtem der neuern Staaten. Aus
Hagek Boͤhmiſcher Chronik p. 828 ergiebt ſich, daß die Boͤhmen es
nicht dulden wollten, daß man ſie von der Wahl Maximilians aus-
geſchloſſen hatte. Sie verbuͤndeten ſich mit Matthias und zogen Po-
len in dieſen Bund (Pelzel Geſch. v. Boͤhmen I, 494.) Die Ge-
ſandten des Matthias ſuchten die italieniſchen Fuͤrſten in Bewegung
zu ſetzen (Philippus Bergomas Supplementum Chronicorum p. 320).
Frankreich gehoͤrte ebenfalls zu dieſer Partei. Man ſieht was es zu be-
deuten hatte, daß ſich Baiern daran anſchloß. Die Augen der Herzoge
waren unaufhoͤrlich bald nach der Lombardei bald nach den Niederlan-
den gerichtet. Freiberg Geſchichte der baieriſchen Landſtaͤnde I, 655.
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[100/0118] Erſtes Buch. Landſchaft brachte ſelbſt die Pfandſumme auf, um wieder dem alten Herrn anzugehören. Von ſo entſchiedenem Einfluß auf die Herſtellung der öſtreichiſchen Macht war das Einverſtändniß Maximilians mit den Reichsgewalten. Es hatte aber zugleich eine an- dre große Wirkung in Bezug auf die Herbeibringung eines der bedeutendern Fürſten und auf die Conſolidation aller innern Angelegenheiten. Die Herzoge von Baiern hielten ſich jener dem Kaiſer aufgedrungenen Verwandtſchaft zum Trotz zu der Oppoſi- tion von Öſtreich, zu dem römiſchen Stuhl und König Mat- thias. 1 Von einer dem Kaiſer gegen den König zu leiſten- den Hülfe wollten ſie nichts wiſſen, beſuchten die Reichs- tage nicht, nahmen die Beſchlüſſe derſelben nicht an; viel- mehr griffen ſie auf ihre eigne Hand gegen ihre Nach- barn um ſich, erweiterten die Befugniſſe ihrer Landgerichte, und bedrohten benachbarte Reichsſtädte z. B. Memmingen 1 In der Faſten 1482 beſchloſſen Albrecht und Georg „mit ihr beder Landſchaft daß man ohne Gunſt des h. Vaters dem Kaiſer wider Koͤnig Matthias nit helfen ſollte.“ Anonyme gleichzeitige Chro- nik in Freiberg Sammlung hiſtoriſcher Schriften und Urkk. I, 159. Alle dieſe Verhaͤltniſſe verdienten eine genauere Eroͤrterung. Denn nicht ſo ſpaͤt wie man glaubt, begann ein Syſtem der neuern Staaten. Aus Hagek Boͤhmiſcher Chronik p. 828 ergiebt ſich, daß die Boͤhmen es nicht dulden wollten, daß man ſie von der Wahl Maximilians aus- geſchloſſen hatte. Sie verbuͤndeten ſich mit Matthias und zogen Po- len in dieſen Bund (Pelzel Geſch. v. Boͤhmen I, 494.) Die Ge- ſandten des Matthias ſuchten die italieniſchen Fuͤrſten in Bewegung zu ſetzen (Philippus Bergomas Supplementum Chronicorum p. 320). Frankreich gehoͤrte ebenfalls zu dieſer Partei. Man ſieht was es zu be- deuten hatte, daß ſich Baiern daran anſchloß. Die Augen der Herzoge waren unaufhoͤrlich bald nach der Lombardei bald nach den Niederlan- den gerichtet. Freiberg Geſchichte der baieriſchen Landſtaͤnde I, 655.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/118>, abgerufen am 25.11.2024.