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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Erstes Buch.
terlicher Sinn auf das eigenthümlichste vereinigten, die wi-
derspenstigen Vasallen: es gelang ihr die Mauren vollends
auszustoßen, die Halbinsel zu beruhigen. Allmählig bilde-
ten sich selbst in Italien einige festere Gewalten aus, fünf
größere Staaten, die sich in freiem Bündniß vereinigten
und jeden fremden Einfluß eine Weile fern hielten. Eben-
damals stieg dann auch Polen doppelt stark durch seine
Verbindung mit Litthauen zu der größten Summe von
Macht auf, die es je gehabt hat; in Ungern behauptete
ein eingeborner König den Ruhm und die Einheit seiner
Nation mit dem gewaltigen Kriegsheer, das er sich ge-
schaffen.

Wie verschieden auch Hülfsmittel und Umstände seyn
mochten, so war doch überall das Königthum, die centrale
Macht stark genug, die widerstrebenden Unabhängigkeiten zu
beugen, den fremden Einfluß auszuschließen, durch die na-
tionale Richtung, die es nahm, die Völker um sich zu ver-
sammeln, ihnen ein Bewußtseyn ihrer Einheit zu verschaffen.

In Deutschland war das jedoch nicht möglich. Es
gehört in den Kreis dieser Bestrebungen, daß die beiden
Gewalten welche das Meiste vermochten, sich bemühten,
eine gewisse Ordnung einzuführen; wir sahen wie wenig
sie ausrichteten. In den Zeiten, in welchen alle Monar-
chien in Europa sich consolidirten, ward der Kaiser aus
seinem Erbland verjagt, und zog als ein Flüchtling im
Reiche umher; 1 er nahm sein Mahl in den Klöstern und
den Städten des Reiches, wo man ihn umsonst bewirthete;

1 Vgl. Unrest Chronicon Austriacum bei Hahn 660 -- 688.
Kurz Östreich unter Friedrich III. Zweiter Band.
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Erſtes Buch.
terlicher Sinn auf das eigenthümlichſte vereinigten, die wi-
derſpenſtigen Vaſallen: es gelang ihr die Mauren vollends
auszuſtoßen, die Halbinſel zu beruhigen. Allmählig bilde-
ten ſich ſelbſt in Italien einige feſtere Gewalten aus, fünf
größere Staaten, die ſich in freiem Bündniß vereinigten
und jeden fremden Einfluß eine Weile fern hielten. Eben-
damals ſtieg dann auch Polen doppelt ſtark durch ſeine
Verbindung mit Litthauen zu der größten Summe von
Macht auf, die es je gehabt hat; in Ungern behauptete
ein eingeborner König den Ruhm und die Einheit ſeiner
Nation mit dem gewaltigen Kriegsheer, das er ſich ge-
ſchaffen.

Wie verſchieden auch Hülfsmittel und Umſtände ſeyn
mochten, ſo war doch überall das Königthum, die centrale
Macht ſtark genug, die widerſtrebenden Unabhängigkeiten zu
beugen, den fremden Einfluß auszuſchließen, durch die na-
tionale Richtung, die es nahm, die Völker um ſich zu ver-
ſammeln, ihnen ein Bewußtſeyn ihrer Einheit zu verſchaffen.

In Deutſchland war das jedoch nicht möglich. Es
gehört in den Kreis dieſer Beſtrebungen, daß die beiden
Gewalten welche das Meiſte vermochten, ſich bemühten,
eine gewiſſe Ordnung einzuführen; wir ſahen wie wenig
ſie ausrichteten. In den Zeiten, in welchen alle Monar-
chien in Europa ſich conſolidirten, ward der Kaiſer aus
ſeinem Erbland verjagt, und zog als ein Flüchtling im
Reiche umher; 1 er nahm ſein Mahl in den Klöſtern und
den Städten des Reiches, wo man ihn umſonſt bewirthete;

1 Vgl. Unreſt Chronicon Austriacum bei Hahn 660 — 688.
Kurz Oͤſtreich unter Friedrich III. Zweiter Band.
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[83/0101] Erſtes Buch. terlicher Sinn auf das eigenthümlichſte vereinigten, die wi- derſpenſtigen Vaſallen: es gelang ihr die Mauren vollends auszuſtoßen, die Halbinſel zu beruhigen. Allmählig bilde- ten ſich ſelbſt in Italien einige feſtere Gewalten aus, fünf größere Staaten, die ſich in freiem Bündniß vereinigten und jeden fremden Einfluß eine Weile fern hielten. Eben- damals ſtieg dann auch Polen doppelt ſtark durch ſeine Verbindung mit Litthauen zu der größten Summe von Macht auf, die es je gehabt hat; in Ungern behauptete ein eingeborner König den Ruhm und die Einheit ſeiner Nation mit dem gewaltigen Kriegsheer, das er ſich ge- ſchaffen. Wie verſchieden auch Hülfsmittel und Umſtände ſeyn mochten, ſo war doch überall das Königthum, die centrale Macht ſtark genug, die widerſtrebenden Unabhängigkeiten zu beugen, den fremden Einfluß auszuſchließen, durch die na- tionale Richtung, die es nahm, die Völker um ſich zu ver- ſammeln, ihnen ein Bewußtſeyn ihrer Einheit zu verſchaffen. In Deutſchland war das jedoch nicht möglich. Es gehört in den Kreis dieſer Beſtrebungen, daß die beiden Gewalten welche das Meiſte vermochten, ſich bemühten, eine gewiſſe Ordnung einzuführen; wir ſahen wie wenig ſie ausrichteten. In den Zeiten, in welchen alle Monar- chien in Europa ſich conſolidirten, ward der Kaiſer aus ſeinem Erbland verjagt, und zog als ein Flüchtling im Reiche umher; 1 er nahm ſein Mahl in den Klöſtern und den Städten des Reiches, wo man ihn umſonſt bewirthete; 1 Vgl. Unreſt Chronicon Austriacum bei Hahn 660 — 688. Kurz Oͤſtreich unter Friedrich III. Zweiter Band. 6*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/101>, abgerufen am 22.11.2024.