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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Königin Christine von Schweden.
logische Akademie zu stiften, die an der Vereinigung der
Bekenntnisse arbeiten sollte. Allein auf der Stelle er-
hob sich hiewider der unbezähmte Eifer unerschütterlicher
Lutheraner. Ein Superintendent von Calmar griff jenes
Buch mit Ingrimm an: die Stände nahmen dawider
Partei. Die Bischöfe erinnerten den Reichsrath, über die
Landesreligion zu wachen: der Großkanzler begab sich zur
Königin, und machte ihr so nachdrückliche Vorstellungen,
daß ihr Thränen des Unmuthes in die Augen traten 1).

Da mag sie recht deutlich zu bemerken geglaubt ha-
ben, daß es nicht ein reiner Eifer sey, was ihre Luthera-
ner in Bewegung setze. Sie meinte, man wolle sie mit
der Idee von Gott täuschen, die man ihr gab, nur um sie
nach einem vorbedachten Ziele zu leiten. Es schien ihr Got-
tes nicht würdig wie man ihn ihr vorstellte 2).

Die weitläuftigen Predigten, die ihr schon immer Lan-
geweile gemacht, und die sie um der Reichsordnungen wil-
len anhören mußte, wurden ihr nun unerträglich. Oft
zeigte sie ihre Ungeduld: sie rückte mit dem Stuhle, spielte
mit ihrem Hündchen; desto länger, unbarmherziger suchte
man sie festzuhalten.

In der Stimmung in welche sie hiedurch gerieth, in
der sie sich von der angenommenen Landesreligion innerlich

1) Schreiben von Axel Oxenstierna 2 Mai 1647, bei Arcken-
holtz IV, App. n. 21, und besonders von Graf Brahe, Arckenh.
IV, p. 229. -- Das Werk Matthiäs ist Idea boni ordinis in
ecclesia Christi.
2) "Je crus", sagt sie in einer von Galdenblad mitgetheil-
ten Note, "que les hommes vous faisoient parler a leur mode
et qu'ils me vouloient tromper et me faire peur pour me gou-
verner a la leur":
bei Arckenholtz tom. III, p. 209.

Koͤnigin Chriſtine von Schweden.
logiſche Akademie zu ſtiften, die an der Vereinigung der
Bekenntniſſe arbeiten ſollte. Allein auf der Stelle er-
hob ſich hiewider der unbezaͤhmte Eifer unerſchuͤtterlicher
Lutheraner. Ein Superintendent von Calmar griff jenes
Buch mit Ingrimm an: die Staͤnde nahmen dawider
Partei. Die Biſchoͤfe erinnerten den Reichsrath, uͤber die
Landesreligion zu wachen: der Großkanzler begab ſich zur
Koͤnigin, und machte ihr ſo nachdruͤckliche Vorſtellungen,
daß ihr Thraͤnen des Unmuthes in die Augen traten 1).

Da mag ſie recht deutlich zu bemerken geglaubt ha-
ben, daß es nicht ein reiner Eifer ſey, was ihre Luthera-
ner in Bewegung ſetze. Sie meinte, man wolle ſie mit
der Idee von Gott taͤuſchen, die man ihr gab, nur um ſie
nach einem vorbedachten Ziele zu leiten. Es ſchien ihr Got-
tes nicht wuͤrdig wie man ihn ihr vorſtellte 2).

Die weitlaͤuftigen Predigten, die ihr ſchon immer Lan-
geweile gemacht, und die ſie um der Reichsordnungen wil-
len anhoͤren mußte, wurden ihr nun unertraͤglich. Oft
zeigte ſie ihre Ungeduld: ſie ruͤckte mit dem Stuhle, ſpielte
mit ihrem Huͤndchen; deſto laͤnger, unbarmherziger ſuchte
man ſie feſtzuhalten.

In der Stimmung in welche ſie hiedurch gerieth, in
der ſie ſich von der angenommenen Landesreligion innerlich

1) Schreiben von Axel Oxenſtierna 2 Mai 1647, bei Arcken-
holtz IV, App. n. 21, und beſonders von Graf Brahe, Arckenh.
IV, p. 229. — Das Werk Matthiaͤs iſt Idea boni ordinis in
ecclesia Christi.
2) „Je crus“, ſagt ſie in einer von Galdenblad mitgetheil-
ten Note, „que les hommes vous faisoient parler à leur mode
et qu’ils me vouloient tromper et me faire peur pour me gou-
verner à la leur“:
bei Arckenholtz tom. III, p. 209.
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[87/0099] Koͤnigin Chriſtine von Schweden. logiſche Akademie zu ſtiften, die an der Vereinigung der Bekenntniſſe arbeiten ſollte. Allein auf der Stelle er- hob ſich hiewider der unbezaͤhmte Eifer unerſchuͤtterlicher Lutheraner. Ein Superintendent von Calmar griff jenes Buch mit Ingrimm an: die Staͤnde nahmen dawider Partei. Die Biſchoͤfe erinnerten den Reichsrath, uͤber die Landesreligion zu wachen: der Großkanzler begab ſich zur Koͤnigin, und machte ihr ſo nachdruͤckliche Vorſtellungen, daß ihr Thraͤnen des Unmuthes in die Augen traten 1). Da mag ſie recht deutlich zu bemerken geglaubt ha- ben, daß es nicht ein reiner Eifer ſey, was ihre Luthera- ner in Bewegung ſetze. Sie meinte, man wolle ſie mit der Idee von Gott taͤuſchen, die man ihr gab, nur um ſie nach einem vorbedachten Ziele zu leiten. Es ſchien ihr Got- tes nicht wuͤrdig wie man ihn ihr vorſtellte 2). Die weitlaͤuftigen Predigten, die ihr ſchon immer Lan- geweile gemacht, und die ſie um der Reichsordnungen wil- len anhoͤren mußte, wurden ihr nun unertraͤglich. Oft zeigte ſie ihre Ungeduld: ſie ruͤckte mit dem Stuhle, ſpielte mit ihrem Huͤndchen; deſto laͤnger, unbarmherziger ſuchte man ſie feſtzuhalten. In der Stimmung in welche ſie hiedurch gerieth, in der ſie ſich von der angenommenen Landesreligion innerlich 1) Schreiben von Axel Oxenſtierna 2 Mai 1647, bei Arcken- holtz IV, App. n. 21, und beſonders von Graf Brahe, Arckenh. IV, p. 229. — Das Werk Matthiaͤs iſt Idea boni ordinis in ecclesia Christi. 2) „Je crus“, ſagt ſie in einer von Galdenblad mitgetheil- ten Note, „que les hommes vous faisoient parler à leur mode et qu’ils me vouloient tromper et me faire peur pour me gou- verner à la leur“: bei Arckenholtz tom. III, p. 209.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/99>, abgerufen am 23.11.2024.