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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Buch VIII. Die Päpste um d. Mitte d. 17. Jahrh.
Marchese Mattei, der dem Cardinal Alessandro Farnese diese
Ehre erwies: auch dieser Cardinal hielt alsdann an, und
sie sprachen einige Worte 1). Bald folgten Andere dem Bei-
spiel. Die Botschafter empfingen diesen Beweis von Hoch-
achtung von ihren Landsleuten: es ward ein allgemeiner Ge-
brauch, so höchst unbequem er auch war, eine allgemeine
Pflicht. Eben an das Nichtsbedeutende hängt sich die Ei-
genliebe am stärksten: man ist damit entschuldigt, daß man
seinen Angehörigen oder den Gleichgestellten nichts verge-
ben dürfe.

Gehn wir eine Stufe weiter herab.

In der Mitte des 17. Jahrhunderts rechnete man in
Rom ungefähr funfzig adliche Familien die 300, fünf und
dreißig die 200, sechszehn die 100 Jahr alt seyen. Hö-
her hinauf wollte man keine gelten lassen, und auch diesen
schrieb man ein geringfügiges und niedriges Herkommen
zu 2). Ursprünglich war ein großer Theil von ihnen in
der Campagna angesessen. Unglücklicher Weise aber ließen
sie sich, wie wir schon berührten, in der Zeit, in welcher die
Luoghi di Monte hohe Zinsen trugen, verleiten ihre Gü-
ter großentheils an die Nepotenfamilien zu verkaufen und
den Ertrag in den päpstlichen Monti anzulegen. Anfangs

schien
1) In der Barberina sah ich einen besondern Aufsatz hierüber:
Circa il fermar le carrozze per complimento e come s'introdusse
in uso.
2) Almaden: La maggior parte delle famiglie oggi stimate
a Roma nobili vengono da basso principio, come da notaro,
speziale che sarebbe da sopportare, ma dell' arte puzzolente
della concia di corame. Io benche sappia particolarmente l'o-
rigine, non pero lo scrivo per non offendere alcuno.

Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
Marcheſe Mattei, der dem Cardinal Aleſſandro Farneſe dieſe
Ehre erwies: auch dieſer Cardinal hielt alsdann an, und
ſie ſprachen einige Worte 1). Bald folgten Andere dem Bei-
ſpiel. Die Botſchafter empfingen dieſen Beweis von Hoch-
achtung von ihren Landsleuten: es ward ein allgemeiner Ge-
brauch, ſo hoͤchſt unbequem er auch war, eine allgemeine
Pflicht. Eben an das Nichtsbedeutende haͤngt ſich die Ei-
genliebe am ſtaͤrkſten: man iſt damit entſchuldigt, daß man
ſeinen Angehoͤrigen oder den Gleichgeſtellten nichts verge-
ben duͤrfe.

Gehn wir eine Stufe weiter herab.

In der Mitte des 17. Jahrhunderts rechnete man in
Rom ungefaͤhr funfzig adliche Familien die 300, fuͤnf und
dreißig die 200, ſechszehn die 100 Jahr alt ſeyen. Hoͤ-
her hinauf wollte man keine gelten laſſen, und auch dieſen
ſchrieb man ein geringfuͤgiges und niedriges Herkommen
zu 2). Urſpruͤnglich war ein großer Theil von ihnen in
der Campagna angeſeſſen. Ungluͤcklicher Weiſe aber ließen
ſie ſich, wie wir ſchon beruͤhrten, in der Zeit, in welcher die
Luoghi di Monte hohe Zinſen trugen, verleiten ihre Guͤ-
ter großentheils an die Nepotenfamilien zu verkaufen und
den Ertrag in den paͤpſtlichen Monti anzulegen. Anfangs

ſchien
1) In der Barberina ſah ich einen beſondern Aufſatz hieruͤber:
Circa il fermar le carrozze per complimento e come s’introdusse
in uso.
2) Almaden: La maggior parte delle famiglie oggi stimate
a Roma nobili vengono da basso principio, come da notaro,
speziale che sarebbe da sopportare, ma dell’ arte puzzolente
della concia di corame. Io benchè sappia particolarmente l’o-
rigine, non però lo scrivo per non offendere alcuno.
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[64/0076] Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh. Marcheſe Mattei, der dem Cardinal Aleſſandro Farneſe dieſe Ehre erwies: auch dieſer Cardinal hielt alsdann an, und ſie ſprachen einige Worte 1). Bald folgten Andere dem Bei- ſpiel. Die Botſchafter empfingen dieſen Beweis von Hoch- achtung von ihren Landsleuten: es ward ein allgemeiner Ge- brauch, ſo hoͤchſt unbequem er auch war, eine allgemeine Pflicht. Eben an das Nichtsbedeutende haͤngt ſich die Ei- genliebe am ſtaͤrkſten: man iſt damit entſchuldigt, daß man ſeinen Angehoͤrigen oder den Gleichgeſtellten nichts verge- ben duͤrfe. Gehn wir eine Stufe weiter herab. In der Mitte des 17. Jahrhunderts rechnete man in Rom ungefaͤhr funfzig adliche Familien die 300, fuͤnf und dreißig die 200, ſechszehn die 100 Jahr alt ſeyen. Hoͤ- her hinauf wollte man keine gelten laſſen, und auch dieſen ſchrieb man ein geringfuͤgiges und niedriges Herkommen zu 2). Urſpruͤnglich war ein großer Theil von ihnen in der Campagna angeſeſſen. Ungluͤcklicher Weiſe aber ließen ſie ſich, wie wir ſchon beruͤhrten, in der Zeit, in welcher die Luoghi di Monte hohe Zinſen trugen, verleiten ihre Guͤ- ter großentheils an die Nepotenfamilien zu verkaufen und den Ertrag in den paͤpſtlichen Monti anzulegen. Anfangs ſchien 1) In der Barberina ſah ich einen beſondern Aufſatz hieruͤber: Circa il fermar le carrozze per complimento e come s’introdusse in uso. 2) Almaden: La maggior parte delle famiglie oggi stimate a Roma nobili vengono da basso principio, come da notaro, speziale che sarebbe da sopportare, ma dell’ arte puzzolente della concia di corame. Io benchè sappia particolarmente l’o- rigine, non però lo scrivo per non offendere alcuno.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/76>, abgerufen am 27.11.2024.