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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Elemente der römischen Bevölkerung.
geben in welcher man strenger auf das Ceremoniell gehalten
hätte als damals; es entspricht den aristokratischen Ten-
denzen derselben überhaupt; daß es in Rom so vorzugs-
weise ausgebildet ward, mag daher rühren, weil dieser Hof
den Vorrang vor allen andern in Anspruch nahm, und
dieß in gewissen Aeußerlichkeiten auszudrücken suchte 1)
weil auch hier die Gesandten von Frankreich und Spanien
von jeher um den Vortritt gestritten hatten. Da gab es
denn unzählige Rangstreitigkeiten: zwischen den Gesandten
und den höhern Beamten z. B. dem Governatore; zwi-
schen den Cardinälen die zugleich in der Rota saßen, und
den übrigen; zwischen so vielen andern Corporationen von
Beamten; zwischen den verschiedenen Geschlechtern, z. B.
Orsini und Colonnen. Papst Sixtus V. hatte vergebens
bestimmt, daß immer der älteste aus beiden Häusern den
Vortritt haben sollte: war dieß ein Colonna, so erschienen
die Orsini nicht; war es ein Orsino, so blieben die Co-
lonna weg: aber ihnen selbst räumten Conti und Savelli
nur ungern und unter unaufhörlichen Protestationen den
höhern Rang ein. Die Unterscheidungen waren auf das
genaueste bestimmt; den Verwandten des Papstes z. B.
wurden bei ihrem Eintritt in die päpstlichen Gemächer beide
Flügel der Thüre eröffnet, andere Baronen oder Cardinäle
mußten sich mit einem begnügen. Eine sonderbare Art von
Ehrenbezeugung hatte sich eingeführt: man hielt mit seiner
Carrosse an, wenn man dem Wagen eines Höheren, eines
Gönners begegnete. Es war, wie man behauptet, zuerst

1) Ueber diese Versuche klagt unter andern 1627 23. Febr. der
französische Gesandte Bethune bei Siri Memorie rec. VI, p. 262.

Elemente der roͤmiſchen Bevoͤlkerung.
geben in welcher man ſtrenger auf das Ceremoniell gehalten
haͤtte als damals; es entſpricht den ariſtokratiſchen Ten-
denzen derſelben uͤberhaupt; daß es in Rom ſo vorzugs-
weiſe ausgebildet ward, mag daher ruͤhren, weil dieſer Hof
den Vorrang vor allen andern in Anſpruch nahm, und
dieß in gewiſſen Aeußerlichkeiten auszudruͤcken ſuchte 1)
weil auch hier die Geſandten von Frankreich und Spanien
von jeher um den Vortritt geſtritten hatten. Da gab es
denn unzaͤhlige Rangſtreitigkeiten: zwiſchen den Geſandten
und den hoͤhern Beamten z. B. dem Governatore; zwi-
ſchen den Cardinaͤlen die zugleich in der Rota ſaßen, und
den uͤbrigen; zwiſchen ſo vielen andern Corporationen von
Beamten; zwiſchen den verſchiedenen Geſchlechtern, z. B.
Orſini und Colonnen. Papſt Sixtus V. hatte vergebens
beſtimmt, daß immer der aͤlteſte aus beiden Haͤuſern den
Vortritt haben ſollte: war dieß ein Colonna, ſo erſchienen
die Orſini nicht; war es ein Orſino, ſo blieben die Co-
lonna weg: aber ihnen ſelbſt raͤumten Conti und Savelli
nur ungern und unter unaufhoͤrlichen Proteſtationen den
hoͤhern Rang ein. Die Unterſcheidungen waren auf das
genaueſte beſtimmt; den Verwandten des Papſtes z. B.
wurden bei ihrem Eintritt in die paͤpſtlichen Gemaͤcher beide
Fluͤgel der Thuͤre eroͤffnet, andere Baronen oder Cardinaͤle
mußten ſich mit einem begnuͤgen. Eine ſonderbare Art von
Ehrenbezeugung hatte ſich eingefuͤhrt: man hielt mit ſeiner
Carroſſe an, wenn man dem Wagen eines Hoͤheren, eines
Goͤnners begegnete. Es war, wie man behauptet, zuerſt

1) Ueber dieſe Verſuche klagt unter andern 1627 23. Febr. der
franzoͤſiſche Geſandte Bethune bei Siri Memorie rec. VI, p. 262.
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[63/0075] Elemente der roͤmiſchen Bevoͤlkerung. geben in welcher man ſtrenger auf das Ceremoniell gehalten haͤtte als damals; es entſpricht den ariſtokratiſchen Ten- denzen derſelben uͤberhaupt; daß es in Rom ſo vorzugs- weiſe ausgebildet ward, mag daher ruͤhren, weil dieſer Hof den Vorrang vor allen andern in Anſpruch nahm, und dieß in gewiſſen Aeußerlichkeiten auszudruͤcken ſuchte 1) weil auch hier die Geſandten von Frankreich und Spanien von jeher um den Vortritt geſtritten hatten. Da gab es denn unzaͤhlige Rangſtreitigkeiten: zwiſchen den Geſandten und den hoͤhern Beamten z. B. dem Governatore; zwi- ſchen den Cardinaͤlen die zugleich in der Rota ſaßen, und den uͤbrigen; zwiſchen ſo vielen andern Corporationen von Beamten; zwiſchen den verſchiedenen Geſchlechtern, z. B. Orſini und Colonnen. Papſt Sixtus V. hatte vergebens beſtimmt, daß immer der aͤlteſte aus beiden Haͤuſern den Vortritt haben ſollte: war dieß ein Colonna, ſo erſchienen die Orſini nicht; war es ein Orſino, ſo blieben die Co- lonna weg: aber ihnen ſelbſt raͤumten Conti und Savelli nur ungern und unter unaufhoͤrlichen Proteſtationen den hoͤhern Rang ein. Die Unterſcheidungen waren auf das genaueſte beſtimmt; den Verwandten des Papſtes z. B. wurden bei ihrem Eintritt in die paͤpſtlichen Gemaͤcher beide Fluͤgel der Thuͤre eroͤffnet, andere Baronen oder Cardinaͤle mußten ſich mit einem begnuͤgen. Eine ſonderbare Art von Ehrenbezeugung hatte ſich eingefuͤhrt: man hielt mit ſeiner Carroſſe an, wenn man dem Wagen eines Hoͤheren, eines Goͤnners begegnete. Es war, wie man behauptet, zuerſt 1) Ueber dieſe Verſuche klagt unter andern 1627 23. Febr. der franzoͤſiſche Geſandte Bethune bei Siri Memorie rec. VI, p. 262.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/75>, abgerufen am 23.11.2024.