nisse mit Frankreich waren. Am 20. Juni 1667 ward der bisherige Staatssecretär Rospigliosi unter dem Namen Cle- mens IX. auf den päpstlichen Thron erhoben 1).
Alle Stimmen vereinigten sich, daß es der beste, gü- tigste Mensch sey der sich nur finden lasse. Wohl war er nicht so thätig wie wohlgesinnt: man verglich ihn mit ei- nem Baume von vollkommenem Geäste, welcher Laub die Fülle und vielleicht auch Blüthen aber keine Früchte her- vorbringe: aber alle jene moralischen Tugenden die auf einer Abwesenheit von Fehlern beruhen, Reinheit der Sitten, Be- scheidenheit, Mäßigung, besaß er in hohem Grade. Er war der erste Papst der in der Begünstigung seiner Nepoten wirklich Maaß hielt. Sie wurden nicht geradezu entfernt gehalten, sie bekamen die gewöhnlichen Stellen und stifteten selbst eine neue Familie: aber dieß geschah nur dadurch, daß sich eine Gelegenheit fand einen jungen Rospigliosi mit einer reichen Erbin, einer Pallavicina von Genua, zu vermählen. Die Begünstigungen, die sie von ihrem Oheim genossen, waren sehr gemäßigt: das öffentliche Ver- mögen eigneten sie sich nicht an, es wäre denn, daß ihnen Luoghi di Monte gegeben worden wären: die Geschäfte, die Gewalt theilten sie nicht unter sich.
Hierin liegt nun die größte Umwandlung.
Bisher waren bei jeder Thronbesteigung die Beamten
1)Quirini. Dalle pratiche di volanti, ch'in vero ebbero il merito della presente elettione, successe che Chigi con mal re- golato consiglio e fuori di tempo et ordine si dichiaro in sala regia nell' entrare in capella allo scrutinio, che acconsentiva alla nomina di Rospigliosi. -- -- Ottoboni inanzi dell' adora- tione fu dichiarato prodatario, Azzolini segretario di stato.
ClemensIX.
niſſe mit Frankreich waren. Am 20. Juni 1667 ward der bisherige Staatsſecretaͤr Rospiglioſi unter dem Namen Cle- mens IX. auf den paͤpſtlichen Thron erhoben 1).
Alle Stimmen vereinigten ſich, daß es der beſte, guͤ- tigſte Menſch ſey der ſich nur finden laſſe. Wohl war er nicht ſo thaͤtig wie wohlgeſinnt: man verglich ihn mit ei- nem Baume von vollkommenem Geaͤſte, welcher Laub die Fuͤlle und vielleicht auch Bluͤthen aber keine Fruͤchte her- vorbringe: aber alle jene moraliſchen Tugenden die auf einer Abweſenheit von Fehlern beruhen, Reinheit der Sitten, Be- ſcheidenheit, Maͤßigung, beſaß er in hohem Grade. Er war der erſte Papſt der in der Beguͤnſtigung ſeiner Nepoten wirklich Maaß hielt. Sie wurden nicht geradezu entfernt gehalten, ſie bekamen die gewoͤhnlichen Stellen und ſtifteten ſelbſt eine neue Familie: aber dieß geſchah nur dadurch, daß ſich eine Gelegenheit fand einen jungen Rospiglioſi mit einer reichen Erbin, einer Pallavicina von Genua, zu vermaͤhlen. Die Beguͤnſtigungen, die ſie von ihrem Oheim genoſſen, waren ſehr gemaͤßigt: das oͤffentliche Ver- moͤgen eigneten ſie ſich nicht an, es waͤre denn, daß ihnen Luoghi di Monte gegeben worden waͤren: die Geſchaͤfte, die Gewalt theilten ſie nicht unter ſich.
Hierin liegt nun die groͤßte Umwandlung.
Bisher waren bei jeder Thronbeſteigung die Beamten
1)Quirini. Dalle pratiche di volanti, ch’in vero ebbero il merito della presente elettione, successe che Chigi con mal re- golato consiglio e fuori di tempo et ordine si dichiarò in sala regia nell’ entrare in capella allo scrutinio, che acconsentiva alla nomina di Rospigliosi. — — Ottoboni inanzi dell’ adora- tione fu dichiarato prodatario, Azzolini segretario di stato.
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Clemens IX.
niſſe mit Frankreich waren. Am 20. Juni 1667 ward der
bisherige Staatsſecretaͤr Rospiglioſi unter dem Namen Cle-
mens IX. auf den paͤpſtlichen Thron erhoben 1).
Alle Stimmen vereinigten ſich, daß es der beſte, guͤ-
tigſte Menſch ſey der ſich nur finden laſſe. Wohl war er
nicht ſo thaͤtig wie wohlgeſinnt: man verglich ihn mit ei-
nem Baume von vollkommenem Geaͤſte, welcher Laub die
Fuͤlle und vielleicht auch Bluͤthen aber keine Fruͤchte her-
vorbringe: aber alle jene moraliſchen Tugenden die auf einer
Abweſenheit von Fehlern beruhen, Reinheit der Sitten, Be-
ſcheidenheit, Maͤßigung, beſaß er in hohem Grade. Er war
der erſte Papſt der in der Beguͤnſtigung ſeiner Nepoten
wirklich Maaß hielt. Sie wurden nicht geradezu entfernt
gehalten, ſie bekamen die gewoͤhnlichen Stellen und ſtifteten
ſelbſt eine neue Familie: aber dieß geſchah nur dadurch,
daß ſich eine Gelegenheit fand einen jungen Rospiglioſi
mit einer reichen Erbin, einer Pallavicina von Genua,
zu vermaͤhlen. Die Beguͤnſtigungen, die ſie von ihrem
Oheim genoſſen, waren ſehr gemaͤßigt: das oͤffentliche Ver-
moͤgen eigneten ſie ſich nicht an, es waͤre denn, daß ihnen
Luoghi di Monte gegeben worden waͤren: die Geſchaͤfte,
die Gewalt theilten ſie nicht unter ſich.
Hierin liegt nun die groͤßte Umwandlung.
Bisher waren bei jeder Thronbeſteigung die Beamten
1) Quirini. Dalle pratiche di volanti, ch’in vero ebbero il
merito della presente elettione, successe che Chigi con mal re-
golato consiglio e fuori di tempo et ordine si dichiarò in sala
regia nell’ entrare in capella allo scrutinio, che acconsentiva
alla nomina di Rospigliosi. — — Ottoboni inanzi dell’ adora-
tione fu dichiarato prodatario, Azzolini segretario di stato.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/69>, abgerufen am 30.07.2024.
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