Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.Alexander VII. stato eingerichtet, in der die wichtigsten allgemeinen Staats-angelegenheiten durch Berathung zum Beschluß gebracht werden sollten, doch wollte sie da noch wenig bedeuten. Unter Innocenz X. ward sie schon um vieles wichtiger. Pancirolo, Secretär dieser Congregation, der erste ausge- zeichnete Mann in dieser Würde der ihr späteres Ansehen begründete, hatte bis zu seinem Tode den größten Antheil an der Regierung Innocenz X; und ihm vor allem wird es zugeschrieben, daß sich damals kein Nepot in der Ge- walt festsetzen konnte. Chigi selbst bekleidete eine Zeit lang diese Stelle. Jetzt erlangte sie Rospigliosi. Er hatte die auswärtigen Geschäfte bereits vollkommen in seinen Hän- den. Neben ihm war Cardinal Corrado von Ferrara in Sachen der kirchlichen Immunität mächtig; die Leitung der geistlichen Orden hatte Monsignore Fugnano; theologische Fragen entschied Pallavicin. Die Congregationen, welche unter den frühern Päpsten wenig bedeutet, gelangten wieder zu Ansehen und eigenthümlicher Wirksamkeit. Schon hörte man behaupten: dem Papste stehe eigentlich nur in geistli- chen Sachen die absolute Selbstentscheidung zu: in allen weltlichen Geschäften dagegen, wenn er Krieg anfangen, Frie- den schließen, ein Land veräußern, eine Auflage einfordern wolle, müsse er die Cardinäle um Rath fragen 1). In der That nahm Papst Alexander VII. an der Staatsverwal- tung nur wenig thätigen Antheil. Zwei Monat ging er 1) Giac. Quirini. I cardinali, particolarmente Cl Albicci,
pretendevano che il papa potesse disporre d'indulgenze, -- -- ma per pace e guerra, alienatione di stati, impositione di ga- belle dovrebbe ricorrere ai cardinali. Alexander VII. ſtato eingerichtet, in der die wichtigſten allgemeinen Staats-angelegenheiten durch Berathung zum Beſchluß gebracht werden ſollten, doch wollte ſie da noch wenig bedeuten. Unter Innocenz X. ward ſie ſchon um vieles wichtiger. Pancirolo, Secretaͤr dieſer Congregation, der erſte ausge- zeichnete Mann in dieſer Wuͤrde der ihr ſpaͤteres Anſehen begruͤndete, hatte bis zu ſeinem Tode den groͤßten Antheil an der Regierung Innocenz X; und ihm vor allem wird es zugeſchrieben, daß ſich damals kein Nepot in der Ge- walt feſtſetzen konnte. Chigi ſelbſt bekleidete eine Zeit lang dieſe Stelle. Jetzt erlangte ſie Rospiglioſi. Er hatte die auswaͤrtigen Geſchaͤfte bereits vollkommen in ſeinen Haͤn- den. Neben ihm war Cardinal Corrado von Ferrara in Sachen der kirchlichen Immunitaͤt maͤchtig; die Leitung der geiſtlichen Orden hatte Monſignore Fugnano; theologiſche Fragen entſchied Pallavicin. Die Congregationen, welche unter den fruͤhern Paͤpſten wenig bedeutet, gelangten wieder zu Anſehen und eigenthuͤmlicher Wirkſamkeit. Schon hoͤrte man behaupten: dem Papſte ſtehe eigentlich nur in geiſtli- chen Sachen die abſolute Selbſtentſcheidung zu: in allen weltlichen Geſchaͤften dagegen, wenn er Krieg anfangen, Frie- den ſchließen, ein Land veraͤußern, eine Auflage einfordern wolle, muͤſſe er die Cardinaͤle um Rath fragen 1). In der That nahm Papſt Alexander VII. an der Staatsverwal- tung nur wenig thaͤtigen Antheil. Zwei Monat ging er 1) Giac. Quirini. I cardinali, particolarmente Cl Albicci,
pretendevano che il papa potesse disporre d’indulgenze, — — ma per pace e guerra, alienatione di stati, impositione di ga- belle dovrebbe ricorrere ai cardinali. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0067" n="55"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Alexander</hi><hi rendition="#aq">VII.</hi></fw><lb/> ſtato eingerichtet, in der die wichtigſten allgemeinen Staats-<lb/> angelegenheiten durch Berathung zum Beſchluß gebracht<lb/> werden ſollten, doch wollte ſie da noch wenig bedeuten.<lb/> Unter Innocenz <hi rendition="#aq">X.</hi> ward ſie ſchon um vieles wichtiger.<lb/> Pancirolo, Secretaͤr dieſer Congregation, der erſte ausge-<lb/> zeichnete Mann in dieſer Wuͤrde der ihr ſpaͤteres Anſehen<lb/> begruͤndete, hatte bis zu ſeinem Tode den groͤßten Antheil<lb/> an der Regierung Innocenz <hi rendition="#aq">X;</hi> und ihm vor allem wird<lb/> es zugeſchrieben, daß ſich damals kein Nepot in der Ge-<lb/> walt feſtſetzen konnte. Chigi ſelbſt bekleidete eine Zeit lang<lb/> dieſe Stelle. Jetzt erlangte ſie Rospiglioſi. Er hatte die<lb/> auswaͤrtigen Geſchaͤfte bereits vollkommen in ſeinen Haͤn-<lb/> den. Neben ihm war Cardinal Corrado von Ferrara in<lb/> Sachen der kirchlichen Immunitaͤt maͤchtig; die Leitung der<lb/> geiſtlichen Orden hatte Monſignore Fugnano; theologiſche<lb/> Fragen entſchied Pallavicin. Die Congregationen, welche<lb/> unter den fruͤhern Paͤpſten wenig bedeutet, gelangten wieder<lb/> zu Anſehen und eigenthuͤmlicher Wirkſamkeit. Schon hoͤrte<lb/> man behaupten: dem Papſte ſtehe eigentlich nur in geiſtli-<lb/> chen Sachen die abſolute Selbſtentſcheidung zu: in allen<lb/> weltlichen Geſchaͤften dagegen, wenn er Krieg anfangen, Frie-<lb/> den ſchließen, ein Land veraͤußern, eine Auflage einfordern<lb/> wolle, muͤſſe er die Cardinaͤle um Rath fragen <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Giac. Quirini. I cardinali, particolarmente C<hi rendition="#sup">l</hi> Albicci,<lb/> pretendevano che il papa potesse disporre d’indulgenze, — —<lb/> ma per pace e guerra, alienatione di stati, impositione di ga-<lb/> belle dovrebbe ricorrere ai cardinali.</hi></note>. In der<lb/> That nahm Papſt Alexander <hi rendition="#aq">VII.</hi> an der Staatsverwal-<lb/> tung nur wenig thaͤtigen Antheil. Zwei Monat ging er<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [55/0067]
Alexander VII.
ſtato eingerichtet, in der die wichtigſten allgemeinen Staats-
angelegenheiten durch Berathung zum Beſchluß gebracht
werden ſollten, doch wollte ſie da noch wenig bedeuten.
Unter Innocenz X. ward ſie ſchon um vieles wichtiger.
Pancirolo, Secretaͤr dieſer Congregation, der erſte ausge-
zeichnete Mann in dieſer Wuͤrde der ihr ſpaͤteres Anſehen
begruͤndete, hatte bis zu ſeinem Tode den groͤßten Antheil
an der Regierung Innocenz X; und ihm vor allem wird
es zugeſchrieben, daß ſich damals kein Nepot in der Ge-
walt feſtſetzen konnte. Chigi ſelbſt bekleidete eine Zeit lang
dieſe Stelle. Jetzt erlangte ſie Rospiglioſi. Er hatte die
auswaͤrtigen Geſchaͤfte bereits vollkommen in ſeinen Haͤn-
den. Neben ihm war Cardinal Corrado von Ferrara in
Sachen der kirchlichen Immunitaͤt maͤchtig; die Leitung der
geiſtlichen Orden hatte Monſignore Fugnano; theologiſche
Fragen entſchied Pallavicin. Die Congregationen, welche
unter den fruͤhern Paͤpſten wenig bedeutet, gelangten wieder
zu Anſehen und eigenthuͤmlicher Wirkſamkeit. Schon hoͤrte
man behaupten: dem Papſte ſtehe eigentlich nur in geiſtli-
chen Sachen die abſolute Selbſtentſcheidung zu: in allen
weltlichen Geſchaͤften dagegen, wenn er Krieg anfangen, Frie-
den ſchließen, ein Land veraͤußern, eine Auflage einfordern
wolle, muͤſſe er die Cardinaͤle um Rath fragen 1). In der
That nahm Papſt Alexander VII. an der Staatsverwal-
tung nur wenig thaͤtigen Antheil. Zwei Monat ging er
1) Giac. Quirini. I cardinali, particolarmente Cl Albicci,
pretendevano che il papa potesse disporre d’indulgenze, — —
ma per pace e guerra, alienatione di stati, impositione di ga-
belle dovrebbe ricorrere ai cardinali.
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