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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Alexander VII.
schaffenen Mann suchen." "Sucht ihr einen rechtschaffenen
Mann", entgegnete ein anderer von ihnen, Azzolino, "dort
steht ein solcher": er zeigte auf Chigi 1). Nicht allein hatte
sich Chigi übrigens den Ruf eines geschickten und wohl-
gesinnten Mannes erworben, sondern sich auch besonders
als einen Gegner der Mißbräuche der bisherigen Regierungs-
form gezeigt, die freilich niemals schreiender gewesen waren.
Diesen Freunden gegenüber fand er jedoch auch, besonders
in den Franzosen, mächtige Widersacher. Als sich Mazarin,
durch die Unruhen der Fronde aus Frankreich vertrieben,
an den deutschen Grenzen rüstete, um sich mit den Waffen
in den Besitz der verlorenen Gewalt zu setzen, hatte er bei
Chigi, der damals Nuntius in Cöln war, nicht die För-
derung gefunden auf die er rechnen zu dürfen glaubte: er
hegte seitdem persönlichen Widerwillen gegen denselben. Da
her kam es daß es doch viel Mühe kostete: die Wahl-
kämpfe dauerten wieder einmal sehr lange; endlich aber
drangen die neuen Mitglieder des Collegiums, die Squa-
dronisten durch: am 7. April 1655 ward Fabio Chigi er-
wählt: er nannte sich Alexander VII.

Dem neuen Papst war schon durch den Grundgedan-
ken, der zu seiner Erhebung Anlaß gegeben hatte, die Ver-
pflichtung aufgelegt ein anderes Regiment zu führen als
seine nächsten Vorfahren: auch schien er dazu entschlossen
zu seyn.

Eine geraume Zeit ließ er seine Nepoten nicht nach

1) Se vogliamo un uomo da bene, quegli e desso, et ad-
dito Cl Chigi, che era indi lontano alquanto nella medesima
camera (Pallavicini).
4*

Alexander VII.
ſchaffenen Mann ſuchen.“ „Sucht ihr einen rechtſchaffenen
Mann“, entgegnete ein anderer von ihnen, Azzolino, „dort
ſteht ein ſolcher“: er zeigte auf Chigi 1). Nicht allein hatte
ſich Chigi uͤbrigens den Ruf eines geſchickten und wohl-
geſinnten Mannes erworben, ſondern ſich auch beſonders
als einen Gegner der Mißbraͤuche der bisherigen Regierungs-
form gezeigt, die freilich niemals ſchreiender geweſen waren.
Dieſen Freunden gegenuͤber fand er jedoch auch, beſonders
in den Franzoſen, maͤchtige Widerſacher. Als ſich Mazarin,
durch die Unruhen der Fronde aus Frankreich vertrieben,
an den deutſchen Grenzen ruͤſtete, um ſich mit den Waffen
in den Beſitz der verlorenen Gewalt zu ſetzen, hatte er bei
Chigi, der damals Nuntius in Coͤln war, nicht die Foͤr-
derung gefunden auf die er rechnen zu duͤrfen glaubte: er
hegte ſeitdem perſoͤnlichen Widerwillen gegen denſelben. Da
her kam es daß es doch viel Muͤhe koſtete: die Wahl-
kaͤmpfe dauerten wieder einmal ſehr lange; endlich aber
drangen die neuen Mitglieder des Collegiums, die Squa-
droniſten durch: am 7. April 1655 ward Fabio Chigi er-
waͤhlt: er nannte ſich Alexander VII.

Dem neuen Papſt war ſchon durch den Grundgedan-
ken, der zu ſeiner Erhebung Anlaß gegeben hatte, die Ver-
pflichtung aufgelegt ein anderes Regiment zu fuͤhren als
ſeine naͤchſten Vorfahren: auch ſchien er dazu entſchloſſen
zu ſeyn.

Eine geraume Zeit ließ er ſeine Nepoten nicht nach

1) Se vogliamo un uomo da bene, quegli è desso, et ad-
ditò Cl Chigi, che era indi lontano alquanto nella medesima
camera (Pallavicini).
4*
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[51/0063] Alexander VII. ſchaffenen Mann ſuchen.“ „Sucht ihr einen rechtſchaffenen Mann“, entgegnete ein anderer von ihnen, Azzolino, „dort ſteht ein ſolcher“: er zeigte auf Chigi 1). Nicht allein hatte ſich Chigi uͤbrigens den Ruf eines geſchickten und wohl- geſinnten Mannes erworben, ſondern ſich auch beſonders als einen Gegner der Mißbraͤuche der bisherigen Regierungs- form gezeigt, die freilich niemals ſchreiender geweſen waren. Dieſen Freunden gegenuͤber fand er jedoch auch, beſonders in den Franzoſen, maͤchtige Widerſacher. Als ſich Mazarin, durch die Unruhen der Fronde aus Frankreich vertrieben, an den deutſchen Grenzen ruͤſtete, um ſich mit den Waffen in den Beſitz der verlorenen Gewalt zu ſetzen, hatte er bei Chigi, der damals Nuntius in Coͤln war, nicht die Foͤr- derung gefunden auf die er rechnen zu duͤrfen glaubte: er hegte ſeitdem perſoͤnlichen Widerwillen gegen denſelben. Da her kam es daß es doch viel Muͤhe koſtete: die Wahl- kaͤmpfe dauerten wieder einmal ſehr lange; endlich aber drangen die neuen Mitglieder des Collegiums, die Squa- droniſten durch: am 7. April 1655 ward Fabio Chigi er- waͤhlt: er nannte ſich Alexander VII. Dem neuen Papſt war ſchon durch den Grundgedan- ken, der zu ſeiner Erhebung Anlaß gegeben hatte, die Ver- pflichtung aufgelegt ein anderes Regiment zu fuͤhren als ſeine naͤchſten Vorfahren: auch ſchien er dazu entſchloſſen zu ſeyn. Eine geraume Zeit ließ er ſeine Nepoten nicht nach 1) Se vogliamo un uomo da bene, quegli è desso, et ad- ditò Cl Chigi, che era indi lontano alquanto nella medesima camera (Pallavicini). 4*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/63>, abgerufen am 21.11.2024.