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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Buch VIII. Die Päpste um d. Mitte d. 17. Jahrh.
durch gefördert worden. Von jeher hatte er ihr die öko-
nomischen Angelegenheiten der Familie überlassen: jetzt er-
folgte, daß sie auch auf die Verwaltung des Papstthums
Einfluß bekam.

Sehr bald gelangte sie zu großem Ansehen. Ihr
zuerst machen die anlangenden Botschafter einen Besuch:
Cardinäle stellen ihr Bild in ihren Gemächern auf, wie
man das Bild seines Fürsten aufstellt: fremde Höfe suchen
sich ihre Gunst durch Geschenke zu erwerben. Da auch
alle Anderen die an der Curie etwas suchen, diesen
Weg einschlagen -- man behauptet sogar, daß sie sich
von geringern Aemtern die sie verschaffte eine monatliche
Abgabe habe zahlen lassen, -- so strömen ihr die Reich-
thümer zu. In kurzem machte sie ein großes Haus: gab
Feste, Comödien, reiste, und kaufte Güter an. Ihre Töch-
ter wurden in die vornehmsten, begütertsten Familien ver-
heirathet: die eine mit einem Ludovisi, die andere mit ei-
nem Giustiniani. Für ihren Sohn Don Camillo, der von
geringen Fähigkeiten war, hatte sie es anfangs angemesse-
ner gefunden, daß er geistlich würde, und wenigstens äu-
ßerlich die Stellung eines Cardinal Nepoten einnähme 1):
als sich aber auch für ihn Gelegenheit zu einer glänzenden

guten Ruf. Donna Olimpia, sagen die venez. Gesandten von 1645,
e dama di gran prudenza e valore, conosce il posto in cui si trova
di cognata del pontefice, gode la stima e l'affettione della Sta S.,
ha seco molta autorita.
1) Gleich Anfangs wunderte sich Jedermann darüber: "Io sti-
mo,
sagt unser Deone, 19 Nov. 1644, che sia opera della Sra
donna Olimpia che ha voluto vedere il figlio cardinale e de-
sidera piu tosto genero che nora.

Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
durch gefoͤrdert worden. Von jeher hatte er ihr die oͤko-
nomiſchen Angelegenheiten der Familie uͤberlaſſen: jetzt er-
folgte, daß ſie auch auf die Verwaltung des Papſtthums
Einfluß bekam.

Sehr bald gelangte ſie zu großem Anſehen. Ihr
zuerſt machen die anlangenden Botſchafter einen Beſuch:
Cardinaͤle ſtellen ihr Bild in ihren Gemaͤchern auf, wie
man das Bild ſeines Fuͤrſten aufſtellt: fremde Hoͤfe ſuchen
ſich ihre Gunſt durch Geſchenke zu erwerben. Da auch
alle Anderen die an der Curie etwas ſuchen, dieſen
Weg einſchlagen — man behauptet ſogar, daß ſie ſich
von geringern Aemtern die ſie verſchaffte eine monatliche
Abgabe habe zahlen laſſen, — ſo ſtroͤmen ihr die Reich-
thuͤmer zu. In kurzem machte ſie ein großes Haus: gab
Feſte, Comoͤdien, reiſte, und kaufte Guͤter an. Ihre Toͤch-
ter wurden in die vornehmſten, beguͤtertſten Familien ver-
heirathet: die eine mit einem Ludoviſi, die andere mit ei-
nem Giuſtiniani. Fuͤr ihren Sohn Don Camillo, der von
geringen Faͤhigkeiten war, hatte ſie es anfangs angemeſſe-
ner gefunden, daß er geiſtlich wuͤrde, und wenigſtens aͤu-
ßerlich die Stellung eines Cardinal Nepoten einnaͤhme 1):
als ſich aber auch fuͤr ihn Gelegenheit zu einer glaͤnzenden

guten Ruf. Donna Olimpia, ſagen die venez. Geſandten von 1645,
è dama di gran prudenza e valore, conosce il posto in cui si trova
di cognata del pontefice, gode la stima e l’affettione della S S.,
ha seco molta autorità.
1) Gleich Anfangs wunderte ſich Jedermann daruͤber: „Io sti-
mo,
ſagt unſer Deone, 19 Nov. 1644, che sia opera della Sra
donna Olimpia che ha voluto vedere il figlio cardinale e de-
sidera più tosto genero che nora.
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[42/0054] Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh. durch gefoͤrdert worden. Von jeher hatte er ihr die oͤko- nomiſchen Angelegenheiten der Familie uͤberlaſſen: jetzt er- folgte, daß ſie auch auf die Verwaltung des Papſtthums Einfluß bekam. Sehr bald gelangte ſie zu großem Anſehen. Ihr zuerſt machen die anlangenden Botſchafter einen Beſuch: Cardinaͤle ſtellen ihr Bild in ihren Gemaͤchern auf, wie man das Bild ſeines Fuͤrſten aufſtellt: fremde Hoͤfe ſuchen ſich ihre Gunſt durch Geſchenke zu erwerben. Da auch alle Anderen die an der Curie etwas ſuchen, dieſen Weg einſchlagen — man behauptet ſogar, daß ſie ſich von geringern Aemtern die ſie verſchaffte eine monatliche Abgabe habe zahlen laſſen, — ſo ſtroͤmen ihr die Reich- thuͤmer zu. In kurzem machte ſie ein großes Haus: gab Feſte, Comoͤdien, reiſte, und kaufte Guͤter an. Ihre Toͤch- ter wurden in die vornehmſten, beguͤtertſten Familien ver- heirathet: die eine mit einem Ludoviſi, die andere mit ei- nem Giuſtiniani. Fuͤr ihren Sohn Don Camillo, der von geringen Faͤhigkeiten war, hatte ſie es anfangs angemeſſe- ner gefunden, daß er geiſtlich wuͤrde, und wenigſtens aͤu- ßerlich die Stellung eines Cardinal Nepoten einnaͤhme 1): als ſich aber auch fuͤr ihn Gelegenheit zu einer glaͤnzenden 2) 1) Gleich Anfangs wunderte ſich Jedermann daruͤber: „Io sti- mo, ſagt unſer Deone, 19 Nov. 1644, che sia opera della Sra donna Olimpia che ha voluto vedere il figlio cardinale e de- sidera più tosto genero che nora. 2) guten Ruf. Donna Olimpia, ſagen die venez. Geſandten von 1645, è dama di gran prudenza e valore, conosce il posto in cui si trova di cognata del pontefice, gode la stima e l’affettione della Stà S., ha seco molta autorità.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/54>, abgerufen am 27.11.2024.