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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Innocenz X.
wenigstens die drückendste, die Mahlsteuer, aufzuheben. Die
Angehörigen der Barberini, in der Besorgniß, man werde,
sobald die Steuer aufgehoben sey, die darauf gegründete
Schuld von ihrem Vermögen bezahlen wollen, setzten sich
dawider: Donna Anna Colonna, Gemahlin Taddeo Bar-
berinos, ließ eine Schrift verlesen, in welcher sie an die
Verdienste Urbans VIII. um die Stadt, seinen Eifer für
die Handhabung der Gerechtigkeit erinnerte, und es für
unziemlich erklärte, wider die gesetzmäßigen Auflagen ei-
nes so wohlverdienten Papstes einzukommen. Nichts desto
minder ward der Beschluß gefaßt: ohne Anstand ging der
Papst darauf ein: der Ausfall der dadurch entstand, sollte,
wie man richtig vorausgesehen, von dem Vermögen Don
Taddeos gedeckt werden 1).

Indem nun das Geschlecht des vorigen Papstes so
lebhaft angegriffen und verfolgt wurde, so fragte sich --
es war jetzt das wichtigste Interesse in jedem Pontifi-
cat -- wie das neue sich einrichten würde. Für die Ge-
schichte des Papstthums überhaupt ist ein wichtiges Ereig-
niß, daß dieß nicht ganz so geschah wie früher: obwohl
der Anstoß den der Hof gab, sich eigentlich noch vermehrte.

Papst Innocenz hatte gegen seine Schwägerin, Donna
Olimpia Maidalchina von Viterbo, besonders deshalb Ver-
pflichtungen, weil sie ein bedeutendes Vermögen in das
Haus Pamfili gebracht hatte. Er rechnete es ihr hoch an,
daß sie sich nach dem Tode seines Bruders ihres Gemahls
nicht wieder hatte vermählen wollen 2). Er selbst war da-

1) Die Stelle aus dem Diario Deone im Anhange.
2) Bussi: Storia di Viterbo p. 331. Anfangs hatte sie auch

Innocenz X.
wenigſtens die druͤckendſte, die Mahlſteuer, aufzuheben. Die
Angehoͤrigen der Barberini, in der Beſorgniß, man werde,
ſobald die Steuer aufgehoben ſey, die darauf gegruͤndete
Schuld von ihrem Vermoͤgen bezahlen wollen, ſetzten ſich
dawider: Donna Anna Colonna, Gemahlin Taddeo Bar-
berinos, ließ eine Schrift verleſen, in welcher ſie an die
Verdienſte Urbans VIII. um die Stadt, ſeinen Eifer fuͤr
die Handhabung der Gerechtigkeit erinnerte, und es fuͤr
unziemlich erklaͤrte, wider die geſetzmaͤßigen Auflagen ei-
nes ſo wohlverdienten Papſtes einzukommen. Nichts deſto
minder ward der Beſchluß gefaßt: ohne Anſtand ging der
Papſt darauf ein: der Ausfall der dadurch entſtand, ſollte,
wie man richtig vorausgeſehen, von dem Vermoͤgen Don
Taddeos gedeckt werden 1).

Indem nun das Geſchlecht des vorigen Papſtes ſo
lebhaft angegriffen und verfolgt wurde, ſo fragte ſich —
es war jetzt das wichtigſte Intereſſe in jedem Pontifi-
cat — wie das neue ſich einrichten wuͤrde. Fuͤr die Ge-
ſchichte des Papſtthums uͤberhaupt iſt ein wichtiges Ereig-
niß, daß dieß nicht ganz ſo geſchah wie fruͤher: obwohl
der Anſtoß den der Hof gab, ſich eigentlich noch vermehrte.

Papſt Innocenz hatte gegen ſeine Schwaͤgerin, Donna
Olimpia Maidalchina von Viterbo, beſonders deshalb Ver-
pflichtungen, weil ſie ein bedeutendes Vermoͤgen in das
Haus Pamfili gebracht hatte. Er rechnete es ihr hoch an,
daß ſie ſich nach dem Tode ſeines Bruders ihres Gemahls
nicht wieder hatte vermaͤhlen wollen 2). Er ſelbſt war da-

1) Die Stelle aus dem Diario Deone im Anhange.
2) Bussi: Storia di Viterbo p. 331. Anfangs hatte ſie auch
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[41/0053] Innocenz X. wenigſtens die druͤckendſte, die Mahlſteuer, aufzuheben. Die Angehoͤrigen der Barberini, in der Beſorgniß, man werde, ſobald die Steuer aufgehoben ſey, die darauf gegruͤndete Schuld von ihrem Vermoͤgen bezahlen wollen, ſetzten ſich dawider: Donna Anna Colonna, Gemahlin Taddeo Bar- berinos, ließ eine Schrift verleſen, in welcher ſie an die Verdienſte Urbans VIII. um die Stadt, ſeinen Eifer fuͤr die Handhabung der Gerechtigkeit erinnerte, und es fuͤr unziemlich erklaͤrte, wider die geſetzmaͤßigen Auflagen ei- nes ſo wohlverdienten Papſtes einzukommen. Nichts deſto minder ward der Beſchluß gefaßt: ohne Anſtand ging der Papſt darauf ein: der Ausfall der dadurch entſtand, ſollte, wie man richtig vorausgeſehen, von dem Vermoͤgen Don Taddeos gedeckt werden 1). Indem nun das Geſchlecht des vorigen Papſtes ſo lebhaft angegriffen und verfolgt wurde, ſo fragte ſich — es war jetzt das wichtigſte Intereſſe in jedem Pontifi- cat — wie das neue ſich einrichten wuͤrde. Fuͤr die Ge- ſchichte des Papſtthums uͤberhaupt iſt ein wichtiges Ereig- niß, daß dieß nicht ganz ſo geſchah wie fruͤher: obwohl der Anſtoß den der Hof gab, ſich eigentlich noch vermehrte. Papſt Innocenz hatte gegen ſeine Schwaͤgerin, Donna Olimpia Maidalchina von Viterbo, beſonders deshalb Ver- pflichtungen, weil ſie ein bedeutendes Vermoͤgen in das Haus Pamfili gebracht hatte. Er rechnete es ihr hoch an, daß ſie ſich nach dem Tode ſeines Bruders ihres Gemahls nicht wieder hatte vermaͤhlen wollen 2). Er ſelbſt war da- 1) Die Stelle aus dem Diario Deone im Anhange. 2) Bussi: Storia di Viterbo p. 331. Anfangs hatte ſie auch

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/53>, abgerufen am 27.11.2024.