152. Confessione di papa Alessandro VIII fatta al suo confessore il padre Giuseppe Gesuita negli ultimi estremi della sua vita. (MS Rom. 21 Bl.)
Alles Ernstes berichtet ein Scriptor des vaticanischen Archives, G. B. Perini, unter andern Papieren der Zeit Alexanders VIII. habe er auch dieses Actenstück gefunden. Er schreibt dieß 9 April 1736, wo Niemand ein Interesse haben konnte einen Papst zu ver- unglimpfen der schon so viele Nachfolger gehabt hatte. Das Werk- chen ist daher trotz seines ominösen Titels der Betrachtung werth. Was ist es, was der Papst darin bekennt?
Er beginnt damit, seit 1669 habe er niemals ordentlich gebeich- tet; -- durch himmlische Stimmen der Absolution versichert wolle er es jetzo. Und hierauf bekennt er nun Handlungen wie folgt: -- er habe sich der Erlaubniß, die ihm Papst Clemens einstmals ertheilt, für ihn zu unterschreiben, zu den unerlaubtesten Concessionen bedient; Papst Innocenz XI. zu seinen Schritten gegen Frankreich veranlaßt, und doch mit den Franzosen insgeheim gegen den Papst conspirirt; selbst zum Papstthum erhöht, habe er dann mit Wissen und Wil- len untaugliche, ja verruchte Leute befördert, nur auf die Bereiche- rung seiner Angehörigen gedacht, darüber hinweg gesehen, daß man in dem Pallast Gerechtigkeit und Gnade verkaufte; und was dem mehr ist.
Man wird wohl inne, daß da keine Beichte des Papstes zu fin- den ist: die würde ganz anders lauten, ganz andere Particularitäten würde sie enthüllen. Ich glaube, es ist eine von jenen Schmähschrif- ten, wie sie damals so häufig erschienen, die eine Meinung darstellen mag welche sich über Alexander gebildet hatte, aber keineswegs die Wahrheit. Sie wird unter die Scripturen der Epoche gerathen seyn, wo sie dann ein diensteifriger Archivbeamter fand und für echt nahm. Auch in dem venezianischen Archiv stieß ich auf offenbar un- echte Stücke.
153. Relatione di Domenico Contarini K. Roma 1696 5 Luglio. (Arch. Ven. 18 Bl.)
Contarini hatte schon an dem französischen und an dem kaiser- lichen Hofe gestanden, als er an den päpstlichen geschickt wurde. Ur- sprünglich zu Alexander dem VIII, den er jedoch schon so krank fand, daß er ihm nicht vorgestellt werden konnte. Seine Relation ist Innocenz XII. gewidmet.
Antonio Pignatelli -- geb. 1615 -- stammte aus der Familie der Herzoge von Montelione in Neapel, und trat früh in die Prä- latur ein. Er ward Vicelegat von Urbino, Inquisitor von Malta, Governator von Perugia; eine Carriere zwar an sich nicht zu ver- werfen, die aber dem Ehrgeiz nur wenig Befriedigung darbot. Zu- weilen hätte Pignatelli Neigung gehabt die kirchliche Laufbahn völlig
Confessione di Alessandro VIII.
152. Confessione di papa Alessandro VIII fatta al suo confessore il padre Giuseppe Gesuita negli ultimi estremi della sua vita. (MS Rom. 21 Bl.)
Alles Ernſtes berichtet ein Scriptor des vaticaniſchen Archives, G. B. Perini, unter andern Papieren der Zeit Alexanders VIII. habe er auch dieſes Actenſtuͤck gefunden. Er ſchreibt dieß 9 April 1736, wo Niemand ein Intereſſe haben konnte einen Papſt zu ver- unglimpfen der ſchon ſo viele Nachfolger gehabt hatte. Das Werk- chen iſt daher trotz ſeines ominoͤſen Titels der Betrachtung werth. Was iſt es, was der Papſt darin bekennt?
Er beginnt damit, ſeit 1669 habe er niemals ordentlich gebeich- tet; — durch himmliſche Stimmen der Abſolution verſichert wolle er es jetzo. Und hierauf bekennt er nun Handlungen wie folgt: — er habe ſich der Erlaubniß, die ihm Papſt Clemens einſtmals ertheilt, fuͤr ihn zu unterſchreiben, zu den unerlaubteſten Conceſſionen bedient; Papſt Innocenz XI. zu ſeinen Schritten gegen Frankreich veranlaßt, und doch mit den Franzoſen insgeheim gegen den Papſt conſpirirt; ſelbſt zum Papſtthum erhoͤht, habe er dann mit Wiſſen und Wil- len untaugliche, ja verruchte Leute befoͤrdert, nur auf die Bereiche- rung ſeiner Angehoͤrigen gedacht, daruͤber hinweg geſehen, daß man in dem Pallaſt Gerechtigkeit und Gnade verkaufte; und was dem mehr iſt.
Man wird wohl inne, daß da keine Beichte des Papſtes zu fin- den iſt: die wuͤrde ganz anders lauten, ganz andere Particularitaͤten wuͤrde ſie enthuͤllen. Ich glaube, es iſt eine von jenen Schmaͤhſchrif- ten, wie ſie damals ſo haͤufig erſchienen, die eine Meinung darſtellen mag welche ſich uͤber Alexander gebildet hatte, aber keineswegs die Wahrheit. Sie wird unter die Scripturen der Epoche gerathen ſeyn, wo ſie dann ein dienſteifriger Archivbeamter fand und fuͤr echt nahm. Auch in dem venezianiſchen Archiv ſtieß ich auf offenbar un- echte Stuͤcke.
153. Relatione di Domenico Contarini K. Roma 1696 5 Luglio. (Arch. Ven. 18 Bl.)
Contarini hatte ſchon an dem franzoͤſiſchen und an dem kaiſer- lichen Hofe geſtanden, als er an den paͤpſtlichen geſchickt wurde. Ur- ſpruͤnglich zu Alexander dem VIII, den er jedoch ſchon ſo krank fand, daß er ihm nicht vorgeſtellt werden konnte. Seine Relation iſt Innocenz XII. gewidmet.
Antonio Pignatelli — geb. 1615 — ſtammte aus der Familie der Herzoge von Montelione in Neapel, und trat fruͤh in die Praͤ- latur ein. Er ward Vicelegat von Urbino, Inquiſitor von Malta, Governator von Perugia; eine Carriere zwar an ſich nicht zu ver- werfen, die aber dem Ehrgeiz nur wenig Befriedigung darbot. Zu- weilen haͤtte Pignatelli Neigung gehabt die kirchliche Laufbahn voͤllig
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbn="491"facs="#f0503"/><fwtype="header"place="top"><hirendition="#i"><hirendition="#aq">Confessione di Alessandro VIII.</hi></hi></fw></div><lb/><divn="3"><head>152.<lb/><hirendition="#aq">Confessione di papa Alessandro VIII fatta al suo confessore il<lb/>
padre Giuseppe Gesuita negli ultimi estremi della sua<lb/>
vita. (MS Rom.</hi> 21 Bl.)</head><lb/><p>Alles Ernſtes berichtet ein Scriptor des vaticaniſchen Archives,<lb/>
G. B. Perini, unter andern Papieren der Zeit Alexanders <hirendition="#aq">VIII.</hi><lb/>
habe er auch dieſes Actenſtuͤck gefunden. Er ſchreibt dieß 9 April<lb/>
1736, wo Niemand ein Intereſſe haben konnte einen Papſt zu ver-<lb/>
unglimpfen der ſchon ſo viele Nachfolger gehabt hatte. Das Werk-<lb/>
chen iſt daher trotz ſeines ominoͤſen Titels der Betrachtung werth.<lb/>
Was iſt es, was der Papſt darin bekennt?</p><lb/><p>Er beginnt damit, ſeit 1669 habe er niemals ordentlich gebeich-<lb/>
tet; — durch himmliſche Stimmen der Abſolution verſichert wolle er<lb/>
es jetzo. Und hierauf bekennt er nun Handlungen wie folgt: — er<lb/>
habe ſich der Erlaubniß, die ihm Papſt Clemens einſtmals ertheilt,<lb/>
fuͤr ihn zu unterſchreiben, zu den unerlaubteſten Conceſſionen bedient;<lb/>
Papſt Innocenz <hirendition="#aq">XI.</hi> zu ſeinen Schritten gegen Frankreich veranlaßt,<lb/>
und doch mit den Franzoſen insgeheim gegen den Papſt conſpirirt;<lb/>ſelbſt zum Papſtthum erhoͤht, habe er dann mit Wiſſen und Wil-<lb/>
len untaugliche, ja verruchte Leute befoͤrdert, nur auf die Bereiche-<lb/>
rung ſeiner Angehoͤrigen gedacht, daruͤber hinweg geſehen, daß man<lb/>
in dem Pallaſt Gerechtigkeit und Gnade verkaufte; und was dem<lb/>
mehr iſt.</p><lb/><p>Man wird wohl inne, daß da keine Beichte des Papſtes zu fin-<lb/>
den iſt: die wuͤrde ganz anders lauten, ganz andere Particularitaͤten<lb/>
wuͤrde ſie enthuͤllen. Ich glaube, es iſt eine von jenen Schmaͤhſchrif-<lb/>
ten, wie ſie damals ſo haͤufig erſchienen, die eine Meinung darſtellen<lb/>
mag welche ſich uͤber Alexander gebildet hatte, aber keineswegs die<lb/>
Wahrheit. Sie wird unter die Scripturen der Epoche gerathen ſeyn,<lb/>
wo ſie dann ein dienſteifriger Archivbeamter fand und fuͤr echt<lb/>
nahm. Auch in dem venezianiſchen Archiv ſtieß ich auf offenbar un-<lb/>
echte Stuͤcke.</p></div><lb/><divn="3"><head>153.<lb/><hirendition="#aq">Relatione di Domenico Contarini K. Roma 1696 5 Luglio.<lb/>
(Arch. Ven.</hi> 18 Bl.)</head><lb/><p>Contarini hatte ſchon an dem franzoͤſiſchen und an dem kaiſer-<lb/>
lichen Hofe geſtanden, als er an den paͤpſtlichen geſchickt wurde. Ur-<lb/>ſpruͤnglich zu Alexander dem <hirendition="#aq">VIII,</hi> den er jedoch ſchon ſo krank fand,<lb/>
daß er ihm nicht vorgeſtellt werden konnte. Seine Relation iſt<lb/>
Innocenz <hirendition="#aq">XII.</hi> gewidmet.</p><lb/><p>Antonio Pignatelli — geb. 1615 —ſtammte aus der Familie<lb/>
der Herzoge von Montelione in Neapel, und trat fruͤh in die Praͤ-<lb/>
latur ein. Er ward Vicelegat von Urbino, Inquiſitor von Malta,<lb/>
Governator von Perugia; eine Carriere zwar an ſich nicht zu ver-<lb/>
werfen, die aber dem Ehrgeiz nur wenig Befriedigung darbot. Zu-<lb/>
weilen haͤtte Pignatelli Neigung gehabt die kirchliche Laufbahn voͤllig<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[491/0503]
Confessione di Alessandro VIII.
152.
Confessione di papa Alessandro VIII fatta al suo confessore il
padre Giuseppe Gesuita negli ultimi estremi della sua
vita. (MS Rom. 21 Bl.)
Alles Ernſtes berichtet ein Scriptor des vaticaniſchen Archives,
G. B. Perini, unter andern Papieren der Zeit Alexanders VIII.
habe er auch dieſes Actenſtuͤck gefunden. Er ſchreibt dieß 9 April
1736, wo Niemand ein Intereſſe haben konnte einen Papſt zu ver-
unglimpfen der ſchon ſo viele Nachfolger gehabt hatte. Das Werk-
chen iſt daher trotz ſeines ominoͤſen Titels der Betrachtung werth.
Was iſt es, was der Papſt darin bekennt?
Er beginnt damit, ſeit 1669 habe er niemals ordentlich gebeich-
tet; — durch himmliſche Stimmen der Abſolution verſichert wolle er
es jetzo. Und hierauf bekennt er nun Handlungen wie folgt: — er
habe ſich der Erlaubniß, die ihm Papſt Clemens einſtmals ertheilt,
fuͤr ihn zu unterſchreiben, zu den unerlaubteſten Conceſſionen bedient;
Papſt Innocenz XI. zu ſeinen Schritten gegen Frankreich veranlaßt,
und doch mit den Franzoſen insgeheim gegen den Papſt conſpirirt;
ſelbſt zum Papſtthum erhoͤht, habe er dann mit Wiſſen und Wil-
len untaugliche, ja verruchte Leute befoͤrdert, nur auf die Bereiche-
rung ſeiner Angehoͤrigen gedacht, daruͤber hinweg geſehen, daß man
in dem Pallaſt Gerechtigkeit und Gnade verkaufte; und was dem
mehr iſt.
Man wird wohl inne, daß da keine Beichte des Papſtes zu fin-
den iſt: die wuͤrde ganz anders lauten, ganz andere Particularitaͤten
wuͤrde ſie enthuͤllen. Ich glaube, es iſt eine von jenen Schmaͤhſchrif-
ten, wie ſie damals ſo haͤufig erſchienen, die eine Meinung darſtellen
mag welche ſich uͤber Alexander gebildet hatte, aber keineswegs die
Wahrheit. Sie wird unter die Scripturen der Epoche gerathen ſeyn,
wo ſie dann ein dienſteifriger Archivbeamter fand und fuͤr echt
nahm. Auch in dem venezianiſchen Archiv ſtieß ich auf offenbar un-
echte Stuͤcke.
153.
Relatione di Domenico Contarini K. Roma 1696 5 Luglio.
(Arch. Ven. 18 Bl.)
Contarini hatte ſchon an dem franzoͤſiſchen und an dem kaiſer-
lichen Hofe geſtanden, als er an den paͤpſtlichen geſchickt wurde. Ur-
ſpruͤnglich zu Alexander dem VIII, den er jedoch ſchon ſo krank fand,
daß er ihm nicht vorgeſtellt werden konnte. Seine Relation iſt
Innocenz XII. gewidmet.
Antonio Pignatelli — geb. 1615 — ſtammte aus der Familie
der Herzoge von Montelione in Neapel, und trat fruͤh in die Praͤ-
latur ein. Er ward Vicelegat von Urbino, Inquiſitor von Malta,
Governator von Perugia; eine Carriere zwar an ſich nicht zu ver-
werfen, die aber dem Ehrgeiz nur wenig Befriedigung darbot. Zu-
weilen haͤtte Pignatelli Neigung gehabt die kirchliche Laufbahn voͤllig
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/503>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.