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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Scritture sopra la compagnia di Gesu.
man aus jedem Worte sieht, der Verfasser war mit dem Zustande
desselben seit der Mitte des Jahrhunderts auf das genaueste bekannt.
Er nimmt folgenden Gang.

I. Zuerst stellt er die Mängel die er wahrnimmt, unter einigen
Rubriken zusammen. 1. Di alcune loro massime: z. B. von der
Meinung daß ihr Orden der vornehmste sey, daß alle ihre Gebete
erhört, daß alle die in der Compagnie sterben ohne Frage selig
werden. 2. Della loro avidita et interesse. Von ihrer Erbschlei-
cherei, -- eine Menge Geschichten, wie sie Geschenke herauszulocken
wissen, -- von ihrer Handelschaft und noch mancherlei schlimmern
Dingen. Das Wichtigste wäre der Handel. Der Gesichtskreis ist
jedoch zu enge, hauptsächlich nur Rom und der Kirchenstaat. 3. Del
loro governo.
Von dem Mißbrauche der monarchischen Gewalt.
Ueber die Absetzung Nickels: s. S. 127. 4. Qualita proprie del go-
verno.
Z. B. Flagello sordo, d. i. Denen die gestraft werden,
macht man ihre Vergehen nicht eigentlich nahmhaft; Angebung ohne
vorhergegangene Erinnerung; der Obere bediene sich oft eines Un-
teren zur Aufsicht, was alle Ordnung auflöse. 5. Governo in ordine
ai loro convittori e scolari.
Ihre ehrenrührigen Züchtigungen. 6. La
moltitudine delle regole.
Sie laufen oft einander entgegen, es
gebe Niemand der sie alle kenne.

II. Hierauf sucht der Autor nach einigen Wiederholungen über
Ursache und Wirkung dieser Uebelstände die Heilmittel dagegen zu be-
zeichnen. Es ist merkwürdig, daß schon er unter den letzten vor allem
die Einrichtung von Generalvicarien nennt, die man so oft gefor-
dert hat und der Orden sich nie hat gefallen lassen wollen. Er sagt:
Constituire un vicario generale per le provincie delle Spagna,
Germania, Francia et Indie, -- cacciar sangue ad un corpo
troppo pingue, -- leggi certe a delitti certi.

III. Er kehrt dann wieder zu seiner alten Methode zurück die
Mängel des Institutes unter mancherlei Rubriken aufzuzählen. Es
kommen dabei eine Menge Einzelnheiten zur Sprache, die mit mehr
oder minder Authenticität vorgetragen werden. Vielleicht das Wich-
tigste ist der letzte Abschnitt: Delle loro Indiche missioni, aus den
Briefschaften gezogen, die sich im päpstlichen Archiv vorfanden, mit
großer Sorgfalt, so daß die Quellen einzeln angegeben sind: hier
werden die Acte des Ungehorsams gegen den Papst, dessen sich die
Jesuiten in Indien schuldig gemacht, aufgeführt: schon so lange vor
Pere Norbert.

Allerdings ist nun diese Schrift den Jesuiten ungünstig: aber
zugleich überaus belehrend. Die Fehler des Institutes enthüllt sie mit
einer Schärfe und Penetration, daß man viel deutlicher als es sonst
möglich wäre, in das innere Getriebe desselben blickt. Man könnte
nicht sagen, daß sie geradezu feindselig wäre: auch das Gute erkennt
sie an. Schon nimmt man aber wahr, welche Stürme sich gegen
den Orden im Innern der Geister vorbereiteten.


Scritture sopra la compagnia di Gesù.
man aus jedem Worte ſieht, der Verfaſſer war mit dem Zuſtande
deſſelben ſeit der Mitte des Jahrhunderts auf das genaueſte bekannt.
Er nimmt folgenden Gang.

I. Zuerſt ſtellt er die Maͤngel die er wahrnimmt, unter einigen
Rubriken zuſammen. 1. Di alcune loro massime: z. B. von der
Meinung daß ihr Orden der vornehmſte ſey, daß alle ihre Gebete
erhoͤrt, daß alle die in der Compagnie ſterben ohne Frage ſelig
werden. 2. Della loro avidità et interesse. Von ihrer Erbſchlei-
cherei, — eine Menge Geſchichten, wie ſie Geſchenke herauszulocken
wiſſen, — von ihrer Handelſchaft und noch mancherlei ſchlimmern
Dingen. Das Wichtigſte waͤre der Handel. Der Geſichtskreis iſt
jedoch zu enge, hauptſaͤchlich nur Rom und der Kirchenſtaat. 3. Del
loro governo.
Von dem Mißbrauche der monarchiſchen Gewalt.
Ueber die Abſetzung Nickels: ſ. S. 127. 4. Qualità proprie del go-
verno.
Z. B. Flagello sordo, d. i. Denen die geſtraft werden,
macht man ihre Vergehen nicht eigentlich nahmhaft; Angebung ohne
vorhergegangene Erinnerung; der Obere bediene ſich oft eines Un-
teren zur Aufſicht, was alle Ordnung aufloͤſe. 5. Governo in ordine
ai loro convittori e scolari.
Ihre ehrenruͤhrigen Zuͤchtigungen. 6. La
moltitudine delle regole.
Sie laufen oft einander entgegen, es
gebe Niemand der ſie alle kenne.

II. Hierauf ſucht der Autor nach einigen Wiederholungen uͤber
Urſache und Wirkung dieſer Uebelſtaͤnde die Heilmittel dagegen zu be-
zeichnen. Es iſt merkwuͤrdig, daß ſchon er unter den letzten vor allem
die Einrichtung von Generalvicarien nennt, die man ſo oft gefor-
dert hat und der Orden ſich nie hat gefallen laſſen wollen. Er ſagt:
Constituire un vicario generale per le provincie delle Spagna,
Germania, Francia et Indie, — cacciar sangue ad un corpo
troppo pingue, — leggi certe a delitti certi.

III. Er kehrt dann wieder zu ſeiner alten Methode zuruͤck die
Maͤngel des Inſtitutes unter mancherlei Rubriken aufzuzaͤhlen. Es
kommen dabei eine Menge Einzelnheiten zur Sprache, die mit mehr
oder minder Authenticitaͤt vorgetragen werden. Vielleicht das Wich-
tigſte iſt der letzte Abſchnitt: Delle loro Indiche missioni, aus den
Briefſchaften gezogen, die ſich im paͤpſtlichen Archiv vorfanden, mit
großer Sorgfalt, ſo daß die Quellen einzeln angegeben ſind: hier
werden die Acte des Ungehorſams gegen den Papſt, deſſen ſich die
Jeſuiten in Indien ſchuldig gemacht, aufgefuͤhrt: ſchon ſo lange vor
Pere Norbert.

Allerdings iſt nun dieſe Schrift den Jeſuiten unguͤnſtig: aber
zugleich uͤberaus belehrend. Die Fehler des Inſtitutes enthuͤllt ſie mit
einer Schaͤrfe und Penetration, daß man viel deutlicher als es ſonſt
moͤglich waͤre, in das innere Getriebe deſſelben blickt. Man koͤnnte
nicht ſagen, daß ſie geradezu feindſelig waͤre: auch das Gute erkennt
ſie an. Schon nimmt man aber wahr, welche Stuͤrme ſich gegen
den Orden im Innern der Geiſter vorbereiteten.


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[488/0500] Scritture sopra la compagnia di Gesù. man aus jedem Worte ſieht, der Verfaſſer war mit dem Zuſtande deſſelben ſeit der Mitte des Jahrhunderts auf das genaueſte bekannt. Er nimmt folgenden Gang. I. Zuerſt ſtellt er die Maͤngel die er wahrnimmt, unter einigen Rubriken zuſammen. 1. Di alcune loro massime: z. B. von der Meinung daß ihr Orden der vornehmſte ſey, daß alle ihre Gebete erhoͤrt, daß alle die in der Compagnie ſterben ohne Frage ſelig werden. 2. Della loro avidità et interesse. Von ihrer Erbſchlei- cherei, — eine Menge Geſchichten, wie ſie Geſchenke herauszulocken wiſſen, — von ihrer Handelſchaft und noch mancherlei ſchlimmern Dingen. Das Wichtigſte waͤre der Handel. Der Geſichtskreis iſt jedoch zu enge, hauptſaͤchlich nur Rom und der Kirchenſtaat. 3. Del loro governo. Von dem Mißbrauche der monarchiſchen Gewalt. Ueber die Abſetzung Nickels: ſ. S. 127. 4. Qualità proprie del go- verno. Z. B. Flagello sordo, d. i. Denen die geſtraft werden, macht man ihre Vergehen nicht eigentlich nahmhaft; Angebung ohne vorhergegangene Erinnerung; der Obere bediene ſich oft eines Un- teren zur Aufſicht, was alle Ordnung aufloͤſe. 5. Governo in ordine ai loro convittori e scolari. Ihre ehrenruͤhrigen Zuͤchtigungen. 6. La moltitudine delle regole. Sie laufen oft einander entgegen, es gebe Niemand der ſie alle kenne. II. Hierauf ſucht der Autor nach einigen Wiederholungen uͤber Urſache und Wirkung dieſer Uebelſtaͤnde die Heilmittel dagegen zu be- zeichnen. Es iſt merkwuͤrdig, daß ſchon er unter den letzten vor allem die Einrichtung von Generalvicarien nennt, die man ſo oft gefor- dert hat und der Orden ſich nie hat gefallen laſſen wollen. Er ſagt: Constituire un vicario generale per le provincie delle Spagna, Germania, Francia et Indie, — cacciar sangue ad un corpo troppo pingue, — leggi certe a delitti certi. III. Er kehrt dann wieder zu ſeiner alten Methode zuruͤck die Maͤngel des Inſtitutes unter mancherlei Rubriken aufzuzaͤhlen. Es kommen dabei eine Menge Einzelnheiten zur Sprache, die mit mehr oder minder Authenticitaͤt vorgetragen werden. Vielleicht das Wich- tigſte iſt der letzte Abſchnitt: Delle loro Indiche missioni, aus den Briefſchaften gezogen, die ſich im paͤpſtlichen Archiv vorfanden, mit großer Sorgfalt, ſo daß die Quellen einzeln angegeben ſind: hier werden die Acte des Ungehorſams gegen den Papſt, deſſen ſich die Jeſuiten in Indien ſchuldig gemacht, aufgefuͤhrt: ſchon ſo lange vor Pere Norbert. Allerdings iſt nun dieſe Schrift den Jeſuiten unguͤnſtig: aber zugleich uͤberaus belehrend. Die Fehler des Inſtitutes enthuͤllt ſie mit einer Schaͤrfe und Penetration, daß man viel deutlicher als es ſonſt moͤglich waͤre, in das innere Getriebe deſſelben blickt. Man koͤnnte nicht ſagen, daß ſie geradezu feindſelig waͤre: auch das Gute erkennt ſie an. Schon nimmt man aber wahr, welche Stuͤrme ſich gegen den Orden im Innern der Geiſter vorbereiteten.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/500>, abgerufen am 24.11.2024.