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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Scrittura sopra il governo di Roma.
Banditen aus Neapel aufnehme, und zugebe, daß das gestohlene Gut
daselbst verkauft werde. "Ma non segli danno orecchie: per-
che cosi comple alla quiete di quei confini, promessa e mantenu-
ta dai medesimi banditi."
Man versäume, Polen recht eifrig zum
Türkenkrieg anzutreiben, nur um dann nicht genöthigt zu seyn es
zu unterstützen. Dem Czar wolle man diesen Titel nicht gewäh-
ren, und deshalb trete man mit ihm nicht in Verbindung: wovon
sich doch sonst so viel Beihülfe gegen den Erbfeind erwarten ließe.
Per timor d'ingombrarsi in obligatione di rimettere e contribuire
soccorsi maggiori si sono lasciate cadere le propositioni fatte da
un' inviato Polacco, che l'armi del re sarebbero passate il Da-
nubio, entrate nella Bulgaria, e promettevano di portar la guerra
nelle viscere dell' imperio Ottomano.
Ich bemerke das nur, weil
sich daraus ergibt, daß man diese Hoffnungen schon damals hegte.
Denn was der römische Hof viel dazu thun konnte, besonders wenn
es sich mit dem Zustand der päpstlichen Cassen und Länder so ver-
hielt wie oben geschildert worden, sieht man doch auch nicht ein.
Dem König von Portugal wollte man das Patronat über seine trans-
marinen Kirchen, dem Herzog von Savoyen einen Indult zur Be-
setzung der Bisthümer seines Landes nicht zugestehn. Auch in Tos-
cana, in den kleineren Fürstenthümern regte sich dieser Anspruch auf
kirchliche Selbständigkeit.

Die Incameration von Castro erweist sich sogar schädlich. Die
Schulden die man übernommen, fordern 90000 Sc. Zinsen: der Päch-
ter der Einkünfte zahlt nur 60000. In Rom antwortet man: so
rechne ein Fürst nicht.

III. Corrispondenze colla republica: nur sehr kurz und
hauptsächlich über persönliche Streitigkeiten. "Impiego scabro-
sissimo."
Alles in demselben Geist.

In Venedig war man auf eine Relation in diesem Sinne schon
vorbereitet worden. Noch ehe P. Mocenigo wiederkam, erschien eine
Lettera scritta a Venetia da soggetto ben informato sopra l'am-
basceria
(eine zweite Hand setzt hinzu: infame) del Sr Kavr Mo-
cenigo;
wo der kleine Mann mit der großen Perücke, der im-
mer von England sprach, stark mitgenommen wird. Jetzt sitze er
Tag und Nacht mit einem Literaten, um in seiner Relation den
römischen Hof anzuschwärzen: "un governo, migliore del quale per
i principi secolari non e stato da S. Pietro in qua, piacevole,
moderato, senza puntiglio."

Auch hat Mocenigo gewiß übertrieben: deshalb ist aber nicht al-
les zu verwerfen was er sagt.

Jedermann trägt am Ende seine Meinung auf die Dinge über,
von denen er Meldung thut. Wir andern haben uns nun da zwi-
schen Object und Subject zurecht zu finden.

145.
Scrittura sopra il governo di Roma. (MS Rom.)

Unter Schriften befindlich die sich auf 1670--80 beziehen und
ungefähr eben dahin gehörig; so trostlos wie die Klagen Sacchettis

Scrittura sopra il governo di Roma.
Banditen aus Neapel aufnehme, und zugebe, daß das geſtohlene Gut
daſelbſt verkauft werde. „Ma non segli danno orecchie: per-
che così comple alla quiete di quei confini, promessa e mantenu-
ta dai medesimi banditi.“
Man verſaͤume, Polen recht eifrig zum
Tuͤrkenkrieg anzutreiben, nur um dann nicht genoͤthigt zu ſeyn es
zu unterſtuͤtzen. Dem Czar wolle man dieſen Titel nicht gewaͤh-
ren, und deshalb trete man mit ihm nicht in Verbindung: wovon
ſich doch ſonſt ſo viel Beihuͤlfe gegen den Erbfeind erwarten ließe.
Per timor d’ingombrarsi in obligatione di rimettere e contribuire
soccorsi maggiori si sono lasciate cadere le propositioni fatte da
un’ inviato Polacco, che l’armi del re sarebbero passate il Da-
nubio, entrate nella Bulgaria, e promettevano di portar la guerra
nelle viscere dell’ imperio Ottomano.
Ich bemerke das nur, weil
ſich daraus ergibt, daß man dieſe Hoffnungen ſchon damals hegte.
Denn was der roͤmiſche Hof viel dazu thun konnte, beſonders wenn
es ſich mit dem Zuſtand der paͤpſtlichen Caſſen und Laͤnder ſo ver-
hielt wie oben geſchildert worden, ſieht man doch auch nicht ein.
Dem Koͤnig von Portugal wollte man das Patronat uͤber ſeine trans-
marinen Kirchen, dem Herzog von Savoyen einen Indult zur Be-
ſetzung der Bisthuͤmer ſeines Landes nicht zugeſtehn. Auch in Tos-
cana, in den kleineren Fuͤrſtenthuͤmern regte ſich dieſer Anſpruch auf
kirchliche Selbſtaͤndigkeit.

Die Incameration von Caſtro erweiſt ſich ſogar ſchaͤdlich. Die
Schulden die man uͤbernommen, fordern 90000 Sc. Zinſen: der Paͤch-
ter der Einkuͤnfte zahlt nur 60000. In Rom antwortet man: ſo
rechne ein Fuͤrſt nicht.

III. Corrispondenze colla republica: nur ſehr kurz und
hauptſaͤchlich uͤber perſoͤnliche Streitigkeiten. „Impiego scabro-
sissimo.“
Alles in demſelben Geiſt.

In Venedig war man auf eine Relation in dieſem Sinne ſchon
vorbereitet worden. Noch ehe P. Mocenigo wiederkam, erſchien eine
Lettera scritta a Venetia da soggetto ben informato sopra l’am-
basceria
(eine zweite Hand ſetzt hinzu: infame) del Sr Kavr Mo-
cenigo;
wo der kleine Mann mit der großen Peruͤcke, der im-
mer von England ſprach, ſtark mitgenommen wird. Jetzt ſitze er
Tag und Nacht mit einem Literaten, um in ſeiner Relation den
roͤmiſchen Hof anzuſchwaͤrzen: „un governo, migliore del quale per
i principi secolari non è stato da S. Pietro in qua, piacevole,
moderato, senza puntiglio.“

Auch hat Mocenigo gewiß uͤbertrieben: deshalb iſt aber nicht al-
les zu verwerfen was er ſagt.

Jedermann traͤgt am Ende ſeine Meinung auf die Dinge uͤber,
von denen er Meldung thut. Wir andern haben uns nun da zwi-
ſchen Object und Subject zurecht zu finden.

145.
Scrittura sopra il governo di Roma. (MS Rom.)

Unter Schriften befindlich die ſich auf 1670—80 beziehen und
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[484/0496] Scrittura sopra il governo di Roma. Banditen aus Neapel aufnehme, und zugebe, daß das geſtohlene Gut daſelbſt verkauft werde. „Ma non segli danno orecchie: per- che così comple alla quiete di quei confini, promessa e mantenu- ta dai medesimi banditi.“ Man verſaͤume, Polen recht eifrig zum Tuͤrkenkrieg anzutreiben, nur um dann nicht genoͤthigt zu ſeyn es zu unterſtuͤtzen. Dem Czar wolle man dieſen Titel nicht gewaͤh- ren, und deshalb trete man mit ihm nicht in Verbindung: wovon ſich doch ſonſt ſo viel Beihuͤlfe gegen den Erbfeind erwarten ließe. Per timor d’ingombrarsi in obligatione di rimettere e contribuire soccorsi maggiori si sono lasciate cadere le propositioni fatte da un’ inviato Polacco, che l’armi del re sarebbero passate il Da- nubio, entrate nella Bulgaria, e promettevano di portar la guerra nelle viscere dell’ imperio Ottomano. Ich bemerke das nur, weil ſich daraus ergibt, daß man dieſe Hoffnungen ſchon damals hegte. Denn was der roͤmiſche Hof viel dazu thun konnte, beſonders wenn es ſich mit dem Zuſtand der paͤpſtlichen Caſſen und Laͤnder ſo ver- hielt wie oben geſchildert worden, ſieht man doch auch nicht ein. Dem Koͤnig von Portugal wollte man das Patronat uͤber ſeine trans- marinen Kirchen, dem Herzog von Savoyen einen Indult zur Be- ſetzung der Bisthuͤmer ſeines Landes nicht zugeſtehn. Auch in Tos- cana, in den kleineren Fuͤrſtenthuͤmern regte ſich dieſer Anſpruch auf kirchliche Selbſtaͤndigkeit. Die Incameration von Caſtro erweiſt ſich ſogar ſchaͤdlich. Die Schulden die man uͤbernommen, fordern 90000 Sc. Zinſen: der Paͤch- ter der Einkuͤnfte zahlt nur 60000. In Rom antwortet man: ſo rechne ein Fuͤrſt nicht. III. Corrispondenze colla republica: nur ſehr kurz und hauptſaͤchlich uͤber perſoͤnliche Streitigkeiten. „Impiego scabro- sissimo.“ Alles in demſelben Geiſt. In Venedig war man auf eine Relation in dieſem Sinne ſchon vorbereitet worden. Noch ehe P. Mocenigo wiederkam, erſchien eine Lettera scritta a Venetia da soggetto ben informato sopra l’am- basceria (eine zweite Hand ſetzt hinzu: infame) del Sr Kavr Mo- cenigo; wo der kleine Mann mit der großen Peruͤcke, der im- mer von England ſprach, ſtark mitgenommen wird. Jetzt ſitze er Tag und Nacht mit einem Literaten, um in ſeiner Relation den roͤmiſchen Hof anzuſchwaͤrzen: „un governo, migliore del quale per i principi secolari non è stato da S. Pietro in qua, piacevole, moderato, senza puntiglio.“ Auch hat Mocenigo gewiß uͤbertrieben: deshalb iſt aber nicht al- les zu verwerfen was er ſagt. Jedermann traͤgt am Ende ſeine Meinung auf die Dinge uͤber, von denen er Meldung thut. Wir andern haben uns nun da zwi- ſchen Object und Subject zurecht zu finden. 145. Scrittura sopra il governo di Roma. (MS Rom.) Unter Schriften befindlich die ſich auf 1670—80 beziehen und ungefaͤhr eben dahin gehoͤrig; ſo troſtlos wie die Klagen Sacchettis

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/496>, abgerufen am 24.11.2024.