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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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da lui medesimo.
besuchte ihn noch den nemlichen Tag, und sagte, seit 4 Jahren habe
der Papst diese Stunde erwartet, und sich von Herzen gefreut, daß
sie endlich gekommen.

Cecchini hielt sich jetzt übrigens wieder zu den Aldobrandini: sehr
thätig finden wir ihn bei der Verheirathung der reichen Erbin dieses
Hauses, Olympia. Cardinal Ippolyto starb, ohne darüber definitiv
bestimmt zu haben, und man fürchtete, die Barberini würden sich ein
so großes Erbtheil nicht entgehn lassen: Olympia mußte sich krank
stellen. Mit Hülfe des Jesuitengenerals, mit dem alles überlegt wer-
den mußte, gelang es, die Vermählung mit dem jungen Borghese
wie sie der Cardinal zuletzt gewünscht, sechs Tage nach dem Tode des-
selben, zu Stande zu bringen.

Deshalb ließen jedoch die Barberini unsern Prälaten nicht fal-
len: nachdem sie sich nur erkundigt, ob er auch nicht etwa mit den
Farnesen in Verbindung stehe, wandten sie ihn bei der Bewaffnung
von Rom an.

Da fand nun Cecchini zunächst, daß die neue Auflage auf den
Landwein die Gemüther schwierig mache. Er erklärte dem Cl. Bar-
berini, das sey eine Auflage welche die Römer nie gelitten, wegen
deren sie gegen Eugen IV. aufgestanden, -- und bewirkte in der That,
obgleich auf den Ertrag derselben schon ein Monte gegründet wor-
den, daß doch der Pächter auf der Stelle gerufen ward. Gern lei-
stete dieser Verzicht, er sah die größte Schwierigkeit bei der Erhe-
bung vorher. Cecchini eilte auf das Capitol, wo die Römer eine
Versammlung hielten, und theilte ihnen diese Nachricht mit: sie woll-
ten ihm Anfangs nicht glauben, aber er ließ den Pächter rufen, der
es dann bestätigte. Alles schrie: "Viva papa Urbano, viva mon-
signor Cecchini."
Man küßte ihm Hand und Kleider.

Noch hatte aber Cecchini seine höchste Stelle nicht erreicht. Er
erlebte das Glück, daß noch einer seiner alten Gönner, und vielleicht
der eifrigste von allen, Cardinal Pamfili, auf den päpstlichen Stuhl
stieg.

In den ersten Tagen waren die Barberini noch in Gunst bei
Innocenz X; Cecchini bekam die Einladung, mit den beiden Cardi-
nälen beim Papst zu erscheinen. "Hat Euch Cardinal Barberini
etwas gesagt," fragte ihn dann Innocenz. "Nein." Er wandte
sich erst an Franz, dann an Antonio, und bat sie zu reden. Sie
weigerten sich. "Wir wollen Euch nicht länger peinigen," sagte end-
lich der Papst: "wir haben Euch zu unserm Datar gemacht: ihr seyd
den Herrn Barberini dafür verpflichtet, die uns darum gebeten ha-
ben: gern haben wir es zugegeben."

Diese Stelle hatte indeß viel Unangenehmes. Der Papst war
unbeständig, eigensinnig, mißtrauisch. Aus andern Quellen wissen
wir, daß die Verwaltung Cecchinis nicht ganz ohne Tadel war:
Donna Olympia Maidalchina konnte ihn nicht leiden, schon weil auch
seine Schwägerin, Donna Clementia, Geschenke empfing: ich habe
diese Dinge bereits berührt: sie haben für die Verwaltung Innocenz
X. eine gewisse Wichtigkeit: es erfolgten die gehässigsten, ärgerlichsten
Scenen. Cecchini ist glücklich, daß Donna Olympia endlich entfernt
ist: in den Zeiten ihrer Ungnade, kurz nach dem Tode Panzirolos,

da lui medesimo.
beſuchte ihn noch den nemlichen Tag, und ſagte, ſeit 4 Jahren habe
der Papſt dieſe Stunde erwartet, und ſich von Herzen gefreut, daß
ſie endlich gekommen.

Cecchini hielt ſich jetzt uͤbrigens wieder zu den Aldobrandini: ſehr
thaͤtig finden wir ihn bei der Verheirathung der reichen Erbin dieſes
Hauſes, Olympia. Cardinal Ippolyto ſtarb, ohne daruͤber definitiv
beſtimmt zu haben, und man fuͤrchtete, die Barberini wuͤrden ſich ein
ſo großes Erbtheil nicht entgehn laſſen: Olympia mußte ſich krank
ſtellen. Mit Huͤlfe des Jeſuitengenerals, mit dem alles uͤberlegt wer-
den mußte, gelang es, die Vermaͤhlung mit dem jungen Borgheſe
wie ſie der Cardinal zuletzt gewuͤnſcht, ſechs Tage nach dem Tode deſ-
ſelben, zu Stande zu bringen.

Deshalb ließen jedoch die Barberini unſern Praͤlaten nicht fal-
len: nachdem ſie ſich nur erkundigt, ob er auch nicht etwa mit den
Farneſen in Verbindung ſtehe, wandten ſie ihn bei der Bewaffnung
von Rom an.

Da fand nun Cecchini zunaͤchſt, daß die neue Auflage auf den
Landwein die Gemuͤther ſchwierig mache. Er erklaͤrte dem Cl. Bar-
berini, das ſey eine Auflage welche die Roͤmer nie gelitten, wegen
deren ſie gegen Eugen IV. aufgeſtanden, — und bewirkte in der That,
obgleich auf den Ertrag derſelben ſchon ein Monte gegruͤndet wor-
den, daß doch der Paͤchter auf der Stelle gerufen ward. Gern lei-
ſtete dieſer Verzicht, er ſah die groͤßte Schwierigkeit bei der Erhe-
bung vorher. Cecchini eilte auf das Capitol, wo die Roͤmer eine
Verſammlung hielten, und theilte ihnen dieſe Nachricht mit: ſie woll-
ten ihm Anfangs nicht glauben, aber er ließ den Paͤchter rufen, der
es dann beſtaͤtigte. Alles ſchrie: „Viva papa Urbano, viva mon-
signor Cecchini.“
Man kuͤßte ihm Hand und Kleider.

Noch hatte aber Cecchini ſeine hoͤchſte Stelle nicht erreicht. Er
erlebte das Gluͤck, daß noch einer ſeiner alten Goͤnner, und vielleicht
der eifrigſte von allen, Cardinal Pamfili, auf den paͤpſtlichen Stuhl
ſtieg.

In den erſten Tagen waren die Barberini noch in Gunſt bei
Innocenz X; Cecchini bekam die Einladung, mit den beiden Cardi-
naͤlen beim Papſt zu erſcheinen. „Hat Euch Cardinal Barberini
etwas geſagt,“ fragte ihn dann Innocenz. „Nein.“ Er wandte
ſich erſt an Franz, dann an Antonio, und bat ſie zu reden. Sie
weigerten ſich. „Wir wollen Euch nicht laͤnger peinigen,“ ſagte end-
lich der Papſt: „wir haben Euch zu unſerm Datar gemacht: ihr ſeyd
den Herrn Barberini dafuͤr verpflichtet, die uns darum gebeten ha-
ben: gern haben wir es zugegeben.“

Dieſe Stelle hatte indeß viel Unangenehmes. Der Papſt war
unbeſtaͤndig, eigenſinnig, mißtrauiſch. Aus andern Quellen wiſſen
wir, daß die Verwaltung Cecchinis nicht ganz ohne Tadel war:
Donna Olympia Maidalchina konnte ihn nicht leiden, ſchon weil auch
ſeine Schwaͤgerin, Donna Clementia, Geſchenke empfing: ich habe
dieſe Dinge bereits beruͤhrt: ſie haben fuͤr die Verwaltung Innocenz
X. eine gewiſſe Wichtigkeit: es erfolgten die gehaͤſſigſten, aͤrgerlichſten
Scenen. Cecchini iſt gluͤcklich, daß Donna Olympia endlich entfernt
iſt: in den Zeiten ihrer Ungnade, kurz nach dem Tode Panzirolos,

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[445/0457] da lui medesimo. beſuchte ihn noch den nemlichen Tag, und ſagte, ſeit 4 Jahren habe der Papſt dieſe Stunde erwartet, und ſich von Herzen gefreut, daß ſie endlich gekommen. Cecchini hielt ſich jetzt uͤbrigens wieder zu den Aldobrandini: ſehr thaͤtig finden wir ihn bei der Verheirathung der reichen Erbin dieſes Hauſes, Olympia. Cardinal Ippolyto ſtarb, ohne daruͤber definitiv beſtimmt zu haben, und man fuͤrchtete, die Barberini wuͤrden ſich ein ſo großes Erbtheil nicht entgehn laſſen: Olympia mußte ſich krank ſtellen. Mit Huͤlfe des Jeſuitengenerals, mit dem alles uͤberlegt wer- den mußte, gelang es, die Vermaͤhlung mit dem jungen Borgheſe wie ſie der Cardinal zuletzt gewuͤnſcht, ſechs Tage nach dem Tode deſ- ſelben, zu Stande zu bringen. Deshalb ließen jedoch die Barberini unſern Praͤlaten nicht fal- len: nachdem ſie ſich nur erkundigt, ob er auch nicht etwa mit den Farneſen in Verbindung ſtehe, wandten ſie ihn bei der Bewaffnung von Rom an. Da fand nun Cecchini zunaͤchſt, daß die neue Auflage auf den Landwein die Gemuͤther ſchwierig mache. Er erklaͤrte dem Cl. Bar- berini, das ſey eine Auflage welche die Roͤmer nie gelitten, wegen deren ſie gegen Eugen IV. aufgeſtanden, — und bewirkte in der That, obgleich auf den Ertrag derſelben ſchon ein Monte gegruͤndet wor- den, daß doch der Paͤchter auf der Stelle gerufen ward. Gern lei- ſtete dieſer Verzicht, er ſah die groͤßte Schwierigkeit bei der Erhe- bung vorher. Cecchini eilte auf das Capitol, wo die Roͤmer eine Verſammlung hielten, und theilte ihnen dieſe Nachricht mit: ſie woll- ten ihm Anfangs nicht glauben, aber er ließ den Paͤchter rufen, der es dann beſtaͤtigte. Alles ſchrie: „Viva papa Urbano, viva mon- signor Cecchini.“ Man kuͤßte ihm Hand und Kleider. Noch hatte aber Cecchini ſeine hoͤchſte Stelle nicht erreicht. Er erlebte das Gluͤck, daß noch einer ſeiner alten Goͤnner, und vielleicht der eifrigſte von allen, Cardinal Pamfili, auf den paͤpſtlichen Stuhl ſtieg. In den erſten Tagen waren die Barberini noch in Gunſt bei Innocenz X; Cecchini bekam die Einladung, mit den beiden Cardi- naͤlen beim Papſt zu erſcheinen. „Hat Euch Cardinal Barberini etwas geſagt,“ fragte ihn dann Innocenz. „Nein.“ Er wandte ſich erſt an Franz, dann an Antonio, und bat ſie zu reden. Sie weigerten ſich. „Wir wollen Euch nicht laͤnger peinigen,“ ſagte end- lich der Papſt: „wir haben Euch zu unſerm Datar gemacht: ihr ſeyd den Herrn Barberini dafuͤr verpflichtet, die uns darum gebeten ha- ben: gern haben wir es zugegeben.“ Dieſe Stelle hatte indeß viel Unangenehmes. Der Papſt war unbeſtaͤndig, eigenſinnig, mißtrauiſch. Aus andern Quellen wiſſen wir, daß die Verwaltung Cecchinis nicht ganz ohne Tadel war: Donna Olympia Maidalchina konnte ihn nicht leiden, ſchon weil auch ſeine Schwaͤgerin, Donna Clementia, Geſchenke empfing: ich habe dieſe Dinge bereits beruͤhrt: ſie haben fuͤr die Verwaltung Innocenz X. eine gewiſſe Wichtigkeit: es erfolgten die gehaͤſſigſten, aͤrgerlichſten Scenen. Cecchini iſt gluͤcklich, daß Donna Olympia endlich entfernt iſt: in den Zeiten ihrer Ungnade, kurz nach dem Tode Panzirolos,

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/457>, abgerufen am 28.11.2024.