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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Buch VIII. Die Päpste um d. Mitte d. 17. Jahrh.
mein, daß der Papst das Recht zu haben glaubte, um so
vielen römischen Bürgern zu ihrer Rente zu verhelfen, sich
in Besitz der Hypothek zu setzen. In dieser Absicht schickte
er eine kleine Heeresmacht nach Castro. Nicht ohne allen
Widerstand ging es dabei ab: "wir sind genöthigt gewesen",
ruft er unter anderm in sonderbarem Zorneseifer in seinem
Monitorium aus, "vier große Schüsse thun zu lassen, durch
welche auch Einer der Feinde geblieben ist" 1). Am 13.
October 1641 nahm er Castro ein. Und selbst hiebei stehn
zu bleiben war er nicht gemeint. Im Januar 1642 ward
über den Herzog, der sich jene Einnahme nicht rühren ließ,
die Excommunication ausgesprochen; aller seiner Lehen
ward er verlustig erklärt: es rückten Truppen ins Feld,
um ihm auch Parma und Piacenza zu entreißen. Von einer
Pacification wollte der Papst nichts hören; er erklärte: "zwi-
schen dem Herrn und seinem Vasallen finde eine solche nicht
Statt: er wolle den Herzog demüthigen, er habe Geld,
Muth und Kriegsvolk, Gott und Welt sey für ihn."

Hiedurch aber bekam diese Sache eine allgemeinere Be-
deutung. Die italienischen Staaten waren schon längst auf
die wiederholten Erweiterungen des Kirchenstaates eifersüch-
tig. Sie wollten nicht dulden, daß er etwa auch Parma
an sich ziehen solle, wie Urbino und Ferrara: noch hatten

1) Es war bei einer Brücke. "Dictus dominus Marchio, ex
quo milites numero 40 circiter, qui in eisdem ponte et vallo ad
pugnandum appositi fuerunt, amicabiliter ex eis recedere recusa-
bant, immo hostiliter pontificio exercitui se opponebant, fuit coa-
ctus pro illorum expugnatione quatuor magnorum tormentorum
ictus explodere, quorum formidine hostes perterriti fugam tan-
dem arripuerunt, in qua unus ipsorum interfectus remansit."

Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
mein, daß der Papſt das Recht zu haben glaubte, um ſo
vielen roͤmiſchen Buͤrgern zu ihrer Rente zu verhelfen, ſich
in Beſitz der Hypothek zu ſetzen. In dieſer Abſicht ſchickte
er eine kleine Heeresmacht nach Caſtro. Nicht ohne allen
Widerſtand ging es dabei ab: „wir ſind genoͤthigt geweſen“,
ruft er unter anderm in ſonderbarem Zorneseifer in ſeinem
Monitorium aus, „vier große Schuͤſſe thun zu laſſen, durch
welche auch Einer der Feinde geblieben iſt“ 1). Am 13.
October 1641 nahm er Caſtro ein. Und ſelbſt hiebei ſtehn
zu bleiben war er nicht gemeint. Im Januar 1642 ward
uͤber den Herzog, der ſich jene Einnahme nicht ruͤhren ließ,
die Excommunication ausgeſprochen; aller ſeiner Lehen
ward er verluſtig erklaͤrt: es ruͤckten Truppen ins Feld,
um ihm auch Parma und Piacenza zu entreißen. Von einer
Pacification wollte der Papſt nichts hoͤren; er erklaͤrte: „zwi-
ſchen dem Herrn und ſeinem Vaſallen finde eine ſolche nicht
Statt: er wolle den Herzog demuͤthigen, er habe Geld,
Muth und Kriegsvolk, Gott und Welt ſey fuͤr ihn.“

Hiedurch aber bekam dieſe Sache eine allgemeinere Be-
deutung. Die italieniſchen Staaten waren ſchon laͤngſt auf
die wiederholten Erweiterungen des Kirchenſtaates eiferſuͤch-
tig. Sie wollten nicht dulden, daß er etwa auch Parma
an ſich ziehen ſolle, wie Urbino und Ferrara: noch hatten

1) Es war bei einer Bruͤcke. „Dictus dominus Marchio, ex
quo milites numero 40 circiter, qui in eisdem ponte et vallo ad
pugnandum appositi fuerunt, amicabiliter ex eis recedere recusa-
bant, immo hostiliter pontificio exercitui se opponebant, fuit coa-
ctus pro illorum expugnatione quatuor magnorum tormentorum
ictus explodere, quorum formidine hostes perterriti fugam tan-
dem arripuerunt, in qua unus ipsorum interfectus remansit.“
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[30/0042] Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh. mein, daß der Papſt das Recht zu haben glaubte, um ſo vielen roͤmiſchen Buͤrgern zu ihrer Rente zu verhelfen, ſich in Beſitz der Hypothek zu ſetzen. In dieſer Abſicht ſchickte er eine kleine Heeresmacht nach Caſtro. Nicht ohne allen Widerſtand ging es dabei ab: „wir ſind genoͤthigt geweſen“, ruft er unter anderm in ſonderbarem Zorneseifer in ſeinem Monitorium aus, „vier große Schuͤſſe thun zu laſſen, durch welche auch Einer der Feinde geblieben iſt“ 1). Am 13. October 1641 nahm er Caſtro ein. Und ſelbſt hiebei ſtehn zu bleiben war er nicht gemeint. Im Januar 1642 ward uͤber den Herzog, der ſich jene Einnahme nicht ruͤhren ließ, die Excommunication ausgeſprochen; aller ſeiner Lehen ward er verluſtig erklaͤrt: es ruͤckten Truppen ins Feld, um ihm auch Parma und Piacenza zu entreißen. Von einer Pacification wollte der Papſt nichts hoͤren; er erklaͤrte: „zwi- ſchen dem Herrn und ſeinem Vaſallen finde eine ſolche nicht Statt: er wolle den Herzog demuͤthigen, er habe Geld, Muth und Kriegsvolk, Gott und Welt ſey fuͤr ihn.“ Hiedurch aber bekam dieſe Sache eine allgemeinere Be- deutung. Die italieniſchen Staaten waren ſchon laͤngſt auf die wiederholten Erweiterungen des Kirchenſtaates eiferſuͤch- tig. Sie wollten nicht dulden, daß er etwa auch Parma an ſich ziehen ſolle, wie Urbino und Ferrara: noch hatten 1) Es war bei einer Bruͤcke. „Dictus dominus Marchio, ex quo milites numero 40 circiter, qui in eisdem ponte et vallo ad pugnandum appositi fuerunt, amicabiliter ex eis recedere recusa- bant, immo hostiliter pontificio exercitui se opponebant, fuit coa- ctus pro illorum expugnatione quatuor magnorum tormentorum ictus explodere, quorum formidine hostes perterriti fugam tan- dem arripuerunt, in qua unus ipsorum interfectus remansit.“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/42>, abgerufen am 21.11.2024.