lungen der Frau Isabella Rosel aus Barcellona auf. Examen Ri- badeneirae in comment. praev. AA. SS. Julii t. VII, p. 590.
Aber man war noch lange nicht mit ihm zufrieden. Viele von den Wundern, die man bereits glaubte, berührte er nicht. "Nescio", sagt Sacchinus, "quae mens incidit Ribadeneirae ut multa ejus generis miracula praeteriret." Eben darum legte Polancus seine Sammlung an und ließ Mercurian dieselbe durch Maffei bearbei- ten. So gingen sie denn auch in Orlandin über.
Allein selbst dessen Erzählungen genügten dem wundersüchtigen Jesuitismus des 17ten Jahrhunderts nicht. Schon im Jahre 1606 kam man darauf eine Höle bei Manresa für heilig zu halten, in der man annahm daß die Exercitia spiritualia des Ignatius ver- faßt worden seyen, -- obwohl weder die eine noch auch selbst die an- dere Tradition ein Wort davon meldete, und die Dominicaner ohne Zweifel ganz mit Recht behaupteten, in ihrem Kloster sey die Spe- lunca des Ignatius.
Eben waren die heftigsten Streitigkeiten zwischen Dominicanern und Jesuiten im Schwange. Antrieb genug für die Jesuiten, um für die Gründung ihres Ordens sich einen andern Schauplatz zu suchen.
Und nun kehren wir zu unsern Handschriften über Gregor XV und Urban VIII. zurück.
94. Relatione delli eccmi Sri Hieron. Giustinian Kr Procr, Ant. Grimani Kr, Franc. Contarini Procr, Hieron. Soranzo Kr, ambri estraord. al sommo pontefice Gregorio XV l'anno 1621 il mese di Maggio.
Wie alle Relationen dieser Art, von minderer Bedeutung.
Die Schilderung des neuen Papstes und seiner Regierung kann nach so kurzem Aufenthalt nur flüchtig seyn: einige Bemerkungen über die Reise, das Conclave, Herkommen und Präcedentien des Ge- wählten und den ersten Anlauf der Verwaltung bilden in der Re- gel den ganzen Stoff.
Dieß Mal hätte nun wohl etwas mehr geschehen können, da der ordentliche Botschafter, der fünf Jahre am römischen Hofe resi- dirt hatte, Hieronymo Soranzo, in der Reihe der vier Gesandten auftrat, und mit ihnen zugleich Bericht abstattet.
Das Interesse des venezianischen Senates war jedoch nicht das unsere, politisch, nicht historisch. Naturell und Hofhalt eines verstor- benen Fürsten reizten die Neugier nicht mehr und hatten keine we- sentliche Bedeutung. Soranzo begnügt sich mit wenigen Bemerkun- gen. "Non debbo tralasciare di narrare qualche cosa delle piu gravi che mi sono occorse di maneggiare in si lunga et impor- tante legatione."
Das Wichtigste ist, daß er die Stellung, welche Venedig in den
kurz
Giustinian Grimani Contarini Soranzo
lungen der Frau Iſabella Roſel aus Barcellona auf. Examen Ri- badeneirae in comment. praev. AA. SS. Julii t. VII, p. 590.
Aber man war noch lange nicht mit ihm zufrieden. Viele von den Wundern, die man bereits glaubte, beruͤhrte er nicht. „Nescio“, ſagt Sacchinus, „quae mens incidit Ribadeneirae ut multa ejus generis miracula praeteriret.“ Eben darum legte Polancus ſeine Sammlung an und ließ Mercurian dieſelbe durch Maffei bearbei- ten. So gingen ſie denn auch in Orlandin uͤber.
Allein ſelbſt deſſen Erzaͤhlungen genuͤgten dem wunderſuͤchtigen Jeſuitismus des 17ten Jahrhunderts nicht. Schon im Jahre 1606 kam man darauf eine Hoͤle bei Manreſa fuͤr heilig zu halten, in der man annahm daß die Exercitia spiritualia des Ignatius ver- faßt worden ſeyen, — obwohl weder die eine noch auch ſelbſt die an- dere Tradition ein Wort davon meldete, und die Dominicaner ohne Zweifel ganz mit Recht behaupteten, in ihrem Kloſter ſey die Spe- lunca des Ignatius.
Eben waren die heftigſten Streitigkeiten zwiſchen Dominicanern und Jeſuiten im Schwange. Antrieb genug fuͤr die Jeſuiten, um fuͤr die Gruͤndung ihres Ordens ſich einen andern Schauplatz zu ſuchen.
Und nun kehren wir zu unſern Handſchriften uͤber Gregor XV und Urban VIII. zuruͤck.
94. Relatione delli eccmi Sri Hieron. Giustinian Kr Procr, Ant. Grimani Kr, Franc. Contarini Procr, Hieron. Soranzo Kr, ambri estraord. al sommo pontefice Gregorio XV l’anno 1621 il mese di Maggio.
Wie alle Relationen dieſer Art, von minderer Bedeutung.
Die Schilderung des neuen Papſtes und ſeiner Regierung kann nach ſo kurzem Aufenthalt nur fluͤchtig ſeyn: einige Bemerkungen uͤber die Reiſe, das Conclave, Herkommen und Praͤcedentien des Ge- waͤhlten und den erſten Anlauf der Verwaltung bilden in der Re- gel den ganzen Stoff.
Dieß Mal haͤtte nun wohl etwas mehr geſchehen koͤnnen, da der ordentliche Botſchafter, der fuͤnf Jahre am roͤmiſchen Hofe reſi- dirt hatte, Hieronymo Soranzo, in der Reihe der vier Geſandten auftrat, und mit ihnen zugleich Bericht abſtattet.
Das Intereſſe des venezianiſchen Senates war jedoch nicht das unſere, politiſch, nicht hiſtoriſch. Naturell und Hofhalt eines verſtor- benen Fuͤrſten reizten die Neugier nicht mehr und hatten keine we- ſentliche Bedeutung. Soranzo begnuͤgt ſich mit wenigen Bemerkun- gen. „Non debbo tralasciare di narrare qualche cosa delle più gravi che mi sono occorse di maneggiare in sì lunga et impor- tante legatione.“
Das Wichtigſte iſt, daß er die Stellung, welche Venedig in den
kurz
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Giustinian Grimani Contarini Soranzo
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badeneirae in comment. praev. AA. SS. Julii t. VII, p. 590.
Aber man war noch lange nicht mit ihm zufrieden. Viele von
den Wundern, die man bereits glaubte, beruͤhrte er nicht. „Nescio“,
ſagt Sacchinus, „quae mens incidit Ribadeneirae ut multa ejus
generis miracula praeteriret.“ Eben darum legte Polancus ſeine
Sammlung an und ließ Mercurian dieſelbe durch Maffei bearbei-
ten. So gingen ſie denn auch in Orlandin uͤber.
Allein ſelbſt deſſen Erzaͤhlungen genuͤgten dem wunderſuͤchtigen
Jeſuitismus des 17ten Jahrhunderts nicht. Schon im Jahre 1606
kam man darauf eine Hoͤle bei Manreſa fuͤr heilig zu halten, in
der man annahm daß die Exercitia spiritualia des Ignatius ver-
faßt worden ſeyen, — obwohl weder die eine noch auch ſelbſt die an-
dere Tradition ein Wort davon meldete, und die Dominicaner ohne
Zweifel ganz mit Recht behaupteten, in ihrem Kloſter ſey die Spe-
lunca des Ignatius.
Eben waren die heftigſten Streitigkeiten zwiſchen Dominicanern
und Jeſuiten im Schwange. Antrieb genug fuͤr die Jeſuiten, um
fuͤr die Gruͤndung ihres Ordens ſich einen andern Schauplatz zu
ſuchen.
Und nun kehren wir zu unſern Handſchriften uͤber Gregor XV
und Urban VIII. zuruͤck.
94.
Relatione delli eccmi Sri Hieron. Giustinian Kr Procr, Ant.
Grimani Kr, Franc. Contarini Procr, Hieron. Soranzo Kr,
ambri estraord. al sommo pontefice Gregorio XV l’anno
1621 il mese di Maggio.
Wie alle Relationen dieſer Art, von minderer Bedeutung.
Die Schilderung des neuen Papſtes und ſeiner Regierung kann
nach ſo kurzem Aufenthalt nur fluͤchtig ſeyn: einige Bemerkungen
uͤber die Reiſe, das Conclave, Herkommen und Praͤcedentien des Ge-
waͤhlten und den erſten Anlauf der Verwaltung bilden in der Re-
gel den ganzen Stoff.
Dieß Mal haͤtte nun wohl etwas mehr geſchehen koͤnnen, da
der ordentliche Botſchafter, der fuͤnf Jahre am roͤmiſchen Hofe reſi-
dirt hatte, Hieronymo Soranzo, in der Reihe der vier Geſandten
auftrat, und mit ihnen zugleich Bericht abſtattet.
Das Intereſſe des venezianiſchen Senates war jedoch nicht das
unſere, politiſch, nicht hiſtoriſch. Naturell und Hofhalt eines verſtor-
benen Fuͤrſten reizten die Neugier nicht mehr und hatten keine we-
ſentliche Bedeutung. Soranzo begnuͤgt ſich mit wenigen Bemerkun-
gen. „Non debbo tralasciare di narrare qualche cosa delle più
gravi che mi sono occorse di maneggiare in sì lunga et impor-
tante legatione.“
Das Wichtigſte iſt, daß er die Stellung, welche Venedig in den
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/396>, abgerufen am 16.02.2025.
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