"cose che S. Sta non vole che si intendano, piu presto le tace "che dirle sotto falso colore."
Unter den Ministern Clemens VII. waren diejenigen, deren die früheren Relationen hauptsächlich Erwähnung thun, nicht mehr von Bedeutung: sie werden gar nicht einmal genannt; dagegen tritt Jacob Salviati hervor, der vornehmlich die Verwaltung der Ro- magna und des Kirchenstaates überhaupt zu leiten hatte. Der Papst verließ sich darin völlig auf ihn. Zwar sah der Papst, daß er wohl seinen Vortheil etwas zu sehr im Auge hatte; er beklagte sich selbst schon in Bologna darüber; aber er ließ ihn in den Geschäften.
Eben deshalb aber war Salviati den übrigen Verwandten des Papstes verhaßt. Sie glaubten, er stehe ihnen im Wege; sie schrieben es ihm zu, wenn sich Clemens weniger freigebig gegen sie zeigte -- -- pare che suadi al papa a tener strette le mani ne li sub- ministri danari secundo e lo appetito loro, che e grande di spender e spander.
Aber auch die übrigen waren unter einander nur allzu uneinig. Cardinal Hippolyt Medici wäre lieber weltlich gewesen. Der Papst sagte zuweilen nur: "er ist ein Teufel von Narr, er will nicht Prie- ster seyn"; L'e matto diavolo, el matto non vole esser prete; aber es war ihm doch höchst verdrießlich, als Hippolyt wirklich Versuche machte den Herzog Alexander von Florenz zu verdrängen.
Cardinal Hippolyt lebte in enger Freundschaft mit der jungen Catharina Medici, die hier als die duchessina vorkommt. Sie ist seine cusina in terzo grado, con la quale vive in amor grande, essendo anco reciprocamente da lei amato, ne piu in altro lei si confida ne ad altri ricorre in li sui bisogni e desiderj salvo al dicto cardl.
Suriano beschreibt das Kind, das zu einer so bedeutenden Welt- stellung bestimmt war, folgendergestalt. Di natura assai vivace, mon- stra gentil spirito, ben accostumata: e stata educata e guber- nata cum le monache nel monasterio delle murate in Fiorenza, donne di molto bon nome e sancta vita: e piccola de persona, scarna, non de viso delicato, ha li occhi grossi proprj alla casa de' Medici.
Von allen Seiten bewarb man sich um sie. Der Herzog von Mailand, der Herzog von Mantua, der König von Schottland wünschten sie zur Gemahlin; bei Einem stand das eine, bei einem An- dern das andere entgegen; die französische Vermählung war damals noch nicht entschieden: "nach seiner irresoluten Natur", sagt Suriano, sprach der Papst bald mit größerm, bald mit geringerm Eifer von derselben."
Er findet, daß der Papst wohl auch darum auf die Verbin- dung mit Frankreich eingehe, um die französische Partei in Florenz für sich zu gewinnen. Uebrigens behandelt er die auswärtigen Ver- hältnisse nur kurz und zurückhaltend.
21. Relatione di Roma d'Antonio Suriano 1536. MS Foscar. zu Wien. St. Marc. Bibl. zu Venedig.
Die Abschriften dieser Relation schwanken zwischen den Jahr-
Ant. Suriano Rel. 1533.
„cose che S. Stà non vole che si intendano, piu presto le tace „che dirle sotto falso colore.“
Unter den Miniſtern Clemens VII. waren diejenigen, deren die fruͤheren Relationen hauptſaͤchlich Erwaͤhnung thun, nicht mehr von Bedeutung: ſie werden gar nicht einmal genannt; dagegen tritt Jacob Salviati hervor, der vornehmlich die Verwaltung der Ro- magna und des Kirchenſtaates uͤberhaupt zu leiten hatte. Der Papſt verließ ſich darin voͤllig auf ihn. Zwar ſah der Papſt, daß er wohl ſeinen Vortheil etwas zu ſehr im Auge hatte; er beklagte ſich ſelbſt ſchon in Bologna daruͤber; aber er ließ ihn in den Geſchaͤften.
Eben deshalb aber war Salviati den uͤbrigen Verwandten des Papſtes verhaßt. Sie glaubten, er ſtehe ihnen im Wege; ſie ſchrieben es ihm zu, wenn ſich Clemens weniger freigebig gegen ſie zeigte — — pare che suadi al papa a tener strette le mani nè li sub- ministri danari secundo è lo appetito loro, che è grande di spender e spander.
Aber auch die uͤbrigen waren unter einander nur allzu uneinig. Cardinal Hippolyt Medici waͤre lieber weltlich geweſen. Der Papſt ſagte zuweilen nur: „er iſt ein Teufel von Narr, er will nicht Prie- ſter ſeyn“; L’è matto diavolo, el matto non vole esser prete; aber es war ihm doch hoͤchſt verdrießlich, als Hippolyt wirklich Verſuche machte den Herzog Alexander von Florenz zu verdraͤngen.
Cardinal Hippolyt lebte in enger Freundſchaft mit der jungen Catharina Medici, die hier als die duchessina vorkommt. Sie iſt ſeine cusina in terzo grado, con la quale vive in amor grande, essendo anco reciprocamente da lei amato, nè piu in altro lei si confida nè ad altri ricorre in li sui bisogni e desiderj salvo al dicto cardl.
Suriano beſchreibt das Kind, das zu einer ſo bedeutenden Welt- ſtellung beſtimmt war, folgendergeſtalt. Di natura assai vivace, mon- stra gentil spirito, ben accostumata: è stata educata e guber- nata cum le monache nel monasterio delle murate in Fiorenza, donne di molto bon nome e sancta vita: è piccola de persona, scarna, non de viso delicato, ha li occhi grossi proprj alla casa de’ Medici.
Von allen Seiten bewarb man ſich um ſie. Der Herzog von Mailand, der Herzog von Mantua, der Koͤnig von Schottland wuͤnſchten ſie zur Gemahlin; bei Einem ſtand das eine, bei einem An- dern das andere entgegen; die franzoͤſiſche Vermaͤhlung war damals noch nicht entſchieden: „nach ſeiner irreſoluten Natur“, ſagt Suriano, ſprach der Papſt bald mit groͤßerm, bald mit geringerm Eifer von derſelben.“
Er findet, daß der Papſt wohl auch darum auf die Verbin- dung mit Frankreich eingehe, um die franzoͤſiſche Partei in Florenz fuͤr ſich zu gewinnen. Uebrigens behandelt er die auswaͤrtigen Ver- haͤltniſſe nur kurz und zuruͤckhaltend.
21. Relatione di Roma d’Antonio Suriano 1536. MS Foscar. zu Wien. St. Marc. Bibl. zu Venedig.
Die Abſchriften dieſer Relation ſchwanken zwiſchen den Jahr-
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„che dirle sotto falso colore.“
Unter den Miniſtern Clemens VII. waren diejenigen, deren
die fruͤheren Relationen hauptſaͤchlich Erwaͤhnung thun, nicht mehr
von Bedeutung: ſie werden gar nicht einmal genannt; dagegen tritt
Jacob Salviati hervor, der vornehmlich die Verwaltung der Ro-
magna und des Kirchenſtaates uͤberhaupt zu leiten hatte. Der Papſt
verließ ſich darin voͤllig auf ihn. Zwar ſah der Papſt, daß er wohl
ſeinen Vortheil etwas zu ſehr im Auge hatte; er beklagte ſich ſelbſt
ſchon in Bologna daruͤber; aber er ließ ihn in den Geſchaͤften.
Eben deshalb aber war Salviati den uͤbrigen Verwandten des
Papſtes verhaßt. Sie glaubten, er ſtehe ihnen im Wege; ſie ſchrieben
es ihm zu, wenn ſich Clemens weniger freigebig gegen ſie zeigte —
— pare che suadi al papa a tener strette le mani nè li sub-
ministri danari secundo è lo appetito loro, che è grande di
spender e spander.
Aber auch die uͤbrigen waren unter einander nur allzu uneinig.
Cardinal Hippolyt Medici waͤre lieber weltlich geweſen. Der Papſt
ſagte zuweilen nur: „er iſt ein Teufel von Narr, er will nicht Prie-
ſter ſeyn“; L’è matto diavolo, el matto non vole esser prete; aber
es war ihm doch hoͤchſt verdrießlich, als Hippolyt wirklich Verſuche
machte den Herzog Alexander von Florenz zu verdraͤngen.
Cardinal Hippolyt lebte in enger Freundſchaft mit der jungen
Catharina Medici, die hier als die duchessina vorkommt. Sie iſt
ſeine cusina in terzo grado, con la quale vive in amor grande,
essendo anco reciprocamente da lei amato, nè piu in altro lei
si confida nè ad altri ricorre in li sui bisogni e desiderj salvo
al dicto cardl.
Suriano beſchreibt das Kind, das zu einer ſo bedeutenden Welt-
ſtellung beſtimmt war, folgendergeſtalt. Di natura assai vivace, mon-
stra gentil spirito, ben accostumata: è stata educata e guber-
nata cum le monache nel monasterio delle murate in Fiorenza,
donne di molto bon nome e sancta vita: è piccola de persona,
scarna, non de viso delicato, ha li occhi grossi proprj alla
casa de’ Medici.
Von allen Seiten bewarb man ſich um ſie. Der Herzog von
Mailand, der Herzog von Mantua, der Koͤnig von Schottland
wuͤnſchten ſie zur Gemahlin; bei Einem ſtand das eine, bei einem An-
dern das andere entgegen; die franzoͤſiſche Vermaͤhlung war damals
noch nicht entſchieden: „nach ſeiner irreſoluten Natur“, ſagt Suriano,
ſprach der Papſt bald mit groͤßerm, bald mit geringerm Eifer von
derſelben.“
Er findet, daß der Papſt wohl auch darum auf die Verbin-
dung mit Frankreich eingehe, um die franzoͤſiſche Partei in Florenz
fuͤr ſich zu gewinnen. Uebrigens behandelt er die auswaͤrtigen Ver-
haͤltniſſe nur kurz und zuruͤckhaltend.
21.
Relatione di Roma d’Antonio Suriano 1536. MS Foscar. zu
Wien. St. Marc. Bibl. zu Venedig.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/280>, abgerufen am 03.03.2025.
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