regno di Napoli non se impazzar se non in ajutar il papa." So daß wir sehen, der Papst hatte schon damals selbst eine Absicht auf Neapel. Allein diese Versprechungen wurden nicht gehalten. Die Vermählung, die Cesarn gewährt wurde, war nicht ganz nach Wunsch; der Papst bequemte sich, zur Sicherheit der Mitgift selbst eine Besitzung von 12000 Franken zu erkaufen, aber die junge Ge- mahlin blieb in Frankreich. Nur die Uebermacht des Königs hielt den Papst in Pflicht. "Quando il Sr Lodovico intro in Milan," sagt Capello sehr bezeichnend, "publice diceva (il papa) mal del roy." Cr war entrüstet, daß ihm die Franzosen nicht zur Verja- gung der Bentivogli von Bologna die Hand hatten bieten wollen.
Führt uns nun diese Stelle besser in das innere Getriebe der damaligen päpstlichen Politik, so folgt alsdann eine Schilderung der Persönlichkeiten, die von vielem Werth ist.
Der Autor kommt zuerst auf den Tod des Schwiegersohnes Alexanders VI. Cesar hatte ihn bereits verwundet. Per dubio mando a tuor medici di Napoli: ste 33 di ammalato, et il cl Ca- pua lo confesso, e la moglie e sorella, ch'e moglie del prin- cipe di Squillaci altro fiol di papa, stava con lui et cusinava in una pignatella per dubio di veneno per l'odio li haveva il du- cha di Valentinos, et il papa li faceva custodir per dubio esso ducha non l'amazzasse, e quando andava il papa a visitarlo, il ducha non vi andava se non una volta e disse: quello non e fatto a disnar si fara a cena. Or un zorno, fo a di 17 avo- sto, intro in camera, che era za sublevato, e fe ussir la moglie e sorella: li tre (?) michieli cussi chiamati, estrangolo ditto zovene. -- --
Il papa ama et ha gran paura del fiol ducha, qual e di anni 27, bellissimo di corpo e grande, ben fatto e meglio che re Ferandin (der letzte König von Neapel, Ferdinand d. j., der für besonders schön galt): amazzo 6 tori salvadegi combatendo a ca- vallo a la zaneta, et a uno li taio la testa a la prima bota, cosa che paresse a tutta Roma grande. E realissimo, imo prodego, e il papa li dispiace di questo. Et alias amazzo sotto il manto del papa M. Peroto, adeo il sangue li salto in la faza del papa, qual M. Peroto era favorito dal papa. Etiam amazzo il fratello ducha di Gandia e lo fe butar nel Tevere. -- Tutta Roma trema di esso ducha non li faza amazzar.
In dem Leben Leos X. hat Roscoe versucht, das Andenken der Lucrezia Borgia von den schändlichen Beschuldigungen zu befreien, die man auf sie gehäuft hat. Den Anklagen über ihre frühere Zeit hat er eine Menge günstiger Zeugnisse aus der spätern entgegenge- setzt. Gleich der deutsche Herausgeber seines Buches ist dadurch aber doch nicht überzeugt worden. Seine Meinung ist, sie habe sich erst nachher gebessert. Unsere Relation ist auch dadurch merkwürdig, daß sie ein günstiges Zeugniß für Lucrezia aus der frühern Zeit mit- theilt. Sie sagt: Lucrezia la qual e savia e liberal. Cesar Bor- gia war eher ihr Feind als ihr Liebhaber. Er nahm ihr Sermo- neta, das sie von dem Papst erhalten; er sagte, sie sey ein Weib, sie wisse es doch nicht zu behaupten: "e donna, non lo potra man- tenir."
Polo Capello Bel. 1500.
regno di Napoli non se impazzar se non in ajutar il papa.“ So daß wir ſehen, der Papſt hatte ſchon damals ſelbſt eine Abſicht auf Neapel. Allein dieſe Verſprechungen wurden nicht gehalten. Die Vermaͤhlung, die Ceſarn gewaͤhrt wurde, war nicht ganz nach Wunſch; der Papſt bequemte ſich, zur Sicherheit der Mitgift ſelbſt eine Beſitzung von 12000 Franken zu erkaufen, aber die junge Ge- mahlin blieb in Frankreich. Nur die Uebermacht des Koͤnigs hielt den Papſt in Pflicht. „Quando il Sr Lodovico intrò in Milan,“ ſagt Capello ſehr bezeichnend, „publice diceva (il papa) mal del roy.“ Cr war entruͤſtet, daß ihm die Franzoſen nicht zur Verja- gung der Bentivogli von Bologna die Hand hatten bieten wollen.
Fuͤhrt uns nun dieſe Stelle beſſer in das innere Getriebe der damaligen paͤpſtlichen Politik, ſo folgt alsdann eine Schilderung der Perſoͤnlichkeiten, die von vielem Werth iſt.
Der Autor kommt zuerſt auf den Tod des Schwiegerſohnes Alexanders VI. Ceſar hatte ihn bereits verwundet. Per dubio mandò a tuor medici di Napoli: ste 33 dì ammalato, et il cl Ca- pua lo confessò, e la moglie e sorella, ch’è moglie del prin- cipe di Squillaci altro fiol di papa, stava con lui et cusinava in una pignatella per dubio di veneno per l’odio li haveva il du- cha di Valentinos, et il papa li faceva custodir per dubio esso ducha non l’amazzasse, e quando andava il papa a visitarlo, il ducha non vi andava se non una volta e disse: quello non è fatto a disnar si farà a cena. Or un zorno, fo a dì 17 avo- sto, intrò in camera, che era za sublevato, e fe ussir la moglie e sorella: li tre (?) michieli cussi chiamati, estrangolò ditto zovene. — —
Il papa ama et ha gran paura del fiol ducha, qual è di anni 27, bellissimo di corpo e grande, ben fatto e meglio che re Ferandin (der letzte Koͤnig von Neapel, Ferdinand d. j., der fuͤr beſonders ſchoͤn galt): amazzò 6 tori salvadegi combatendo a ca- vallo a la zaneta, et a uno li taiò la testa a la prima bota, cosa che paresse a tutta Roma grande. E realissimo, imo prodego, e il papa li dispiace di questo. Et alias amazzò sotto il manto del papa M. Peroto, adeo il sangue li saltò in la faza del papa, qual M. Peroto era favorito dal papa. Etiam amazzò il fratello ducha di Gandia e lo fe butar nel Tevere. — Tutta Roma trema di esso ducha non li faza amazzar.
In dem Leben Leos X. hat Roscoe verſucht, das Andenken der Lucrezia Borgia von den ſchaͤndlichen Beſchuldigungen zu befreien, die man auf ſie gehaͤuft hat. Den Anklagen uͤber ihre fruͤhere Zeit hat er eine Menge guͤnſtiger Zeugniſſe aus der ſpaͤtern entgegenge- ſetzt. Gleich der deutſche Herausgeber ſeines Buches iſt dadurch aber doch nicht uͤberzeugt worden. Seine Meinung iſt, ſie habe ſich erſt nachher gebeſſert. Unſere Relation iſt auch dadurch merkwuͤrdig, daß ſie ein guͤnſtiges Zeugniß fuͤr Lucrezia aus der fruͤhern Zeit mit- theilt. Sie ſagt: Lucrezia la qual è savia e liberal. Ceſar Bor- gia war eher ihr Feind als ihr Liebhaber. Er nahm ihr Sermo- neta, das ſie von dem Papſt erhalten; er ſagte, ſie ſey ein Weib, ſie wiſſe es doch nicht zu behaupten: „è donna, non lo potrà man- tenir.“
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Polo Capello Bel. 1500.
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So daß wir ſehen, der Papſt hatte ſchon damals ſelbſt eine Abſicht
auf Neapel. Allein dieſe Verſprechungen wurden nicht gehalten. Die
Vermaͤhlung, die Ceſarn gewaͤhrt wurde, war nicht ganz nach
Wunſch; der Papſt bequemte ſich, zur Sicherheit der Mitgift ſelbſt
eine Beſitzung von 12000 Franken zu erkaufen, aber die junge Ge-
mahlin blieb in Frankreich. Nur die Uebermacht des Koͤnigs hielt
den Papſt in Pflicht. „Quando il Sr Lodovico intrò in Milan,“
ſagt Capello ſehr bezeichnend, „publice diceva (il papa) mal del
roy.“ Cr war entruͤſtet, daß ihm die Franzoſen nicht zur Verja-
gung der Bentivogli von Bologna die Hand hatten bieten wollen.
Fuͤhrt uns nun dieſe Stelle beſſer in das innere Getriebe der
damaligen paͤpſtlichen Politik, ſo folgt alsdann eine Schilderung der
Perſoͤnlichkeiten, die von vielem Werth iſt.
Der Autor kommt zuerſt auf den Tod des Schwiegerſohnes
Alexanders VI. Ceſar hatte ihn bereits verwundet. Per dubio
mandò a tuor medici di Napoli: ste 33 dì ammalato, et il cl Ca-
pua lo confessò, e la moglie e sorella, ch’è moglie del prin-
cipe di Squillaci altro fiol di papa, stava con lui et cusinava in
una pignatella per dubio di veneno per l’odio li haveva il du-
cha di Valentinos, et il papa li faceva custodir per dubio esso
ducha non l’amazzasse, e quando andava il papa a visitarlo, il
ducha non vi andava se non una volta e disse: quello non è
fatto a disnar si farà a cena. Or un zorno, fo a dì 17 avo-
sto, intrò in camera, che era za sublevato, e fe ussir la moglie
e sorella: li tre (?) michieli cussi chiamati, estrangolò ditto
zovene. — —
Il papa ama et ha gran paura del fiol ducha, qual è di
anni 27, bellissimo di corpo e grande, ben fatto e meglio che
re Ferandin (der letzte Koͤnig von Neapel, Ferdinand d. j., der fuͤr
beſonders ſchoͤn galt): amazzò 6 tori salvadegi combatendo a ca-
vallo a la zaneta, et a uno li taiò la testa a la prima bota,
cosa che paresse a tutta Roma grande. E realissimo, imo
prodego, e il papa li dispiace di questo. Et alias amazzò
sotto il manto del papa M. Peroto, adeo il sangue li saltò in
la faza del papa, qual M. Peroto era favorito dal papa. Etiam
amazzò il fratello ducha di Gandia e lo fe butar nel Tevere.
— Tutta Roma trema di esso ducha non li faza amazzar.
In dem Leben Leos X. hat Roscoe verſucht, das Andenken der
Lucrezia Borgia von den ſchaͤndlichen Beſchuldigungen zu befreien,
die man auf ſie gehaͤuft hat. Den Anklagen uͤber ihre fruͤhere Zeit
hat er eine Menge guͤnſtiger Zeugniſſe aus der ſpaͤtern entgegenge-
ſetzt. Gleich der deutſche Herausgeber ſeines Buches iſt dadurch
aber doch nicht uͤberzeugt worden. Seine Meinung iſt, ſie habe ſich
erſt nachher gebeſſert. Unſere Relation iſt auch dadurch merkwuͤrdig,
daß ſie ein guͤnſtiges Zeugniß fuͤr Lucrezia aus der fruͤhern Zeit mit-
theilt. Sie ſagt: Lucrezia la qual è savia e liberal. Ceſar Bor-
gia war eher ihr Feind als ihr Liebhaber. Er nahm ihr Sermo-
neta, das ſie von dem Papſt erhalten; er ſagte, ſie ſey ein Weib,
ſie wiſſe es doch nicht zu behaupten: „è donna, non lo potrà man-
tenir.“
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/242>, abgerufen am 07.07.2024.
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