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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Buch VIII. Spätere Epochen.
ben die Eintracht der Kirche zurückzuführen, überzeugt,
daß die Gesellschaft Jesu den Nutzen nicht mehr leisten kann,
zu dem sie gestiftet worden, und von andern Gründen der
Klugheit und Regierungsweisheit bewogen, die wir in un-
serm Gemüthe verschlossen behalten, heben wir auf und
vertilgen wir die Gesellschaft Jesu, ihre Aemter, Häuser,
Institute." 1)

Ein Schritt von unermeßlicher Bedeutung.

Einmal schon für das Verhältniß zu den Protestan-
ten. Zu dem Kampfe mit denselben war das Institut ur-
sprünglich berechnet, von Grund aus eingerichtet: -- bezog
sich doch selbst seine Dogmatik hauptsächlich auf den Ge-
gensatz gegen Calvin; -- es war der Charakter, den die
Jesuiten noch am Ende des 17ten Jahrhunderts in den
Hugenottenverfolgungen erneuert und befestigt hatten. Mit
diesem Kampfe war es aber jetzt am Ende; auch einer ge-
flissentlichen Selbsttäuschung hätte er keine wesentliche Aus-
sicht mehr dargeboten: in dem großen Weltverhältniß besa-
ßen die Unkatholischen ein unleugbares Uebergewicht, und
die katholischen Staaten suchten sich ihnen vielmehr anzu-
nähern als sie an sich zu ziehen. Darin, sollte ich glau-
ben, liegt der vornehmste, tiefste Grund der Aufhebung des
Ordens. Er war ein Kriegsinstitut, das für den Frieden
nicht mehr paßte. Da er nun um kein Haar breit wei-
chen wollte, und alle Reform, deren er doch auch in anderer
Hinsicht sehr bedurfte, hartnäckig von sich wies, so sprach
er sich selbst sein Urtheil aus. Es ist von hoher Bedeu-
tung, daß der päpstliche Stuhl einen Orden nicht zu be-

1) Continuazione degli annali tom. XIV, P. II, p. 107.

Buch VIII. Spaͤtere Epochen.
ben die Eintracht der Kirche zuruͤckzufuͤhren, uͤberzeugt,
daß die Geſellſchaft Jeſu den Nutzen nicht mehr leiſten kann,
zu dem ſie geſtiftet worden, und von andern Gruͤnden der
Klugheit und Regierungsweisheit bewogen, die wir in un-
ſerm Gemuͤthe verſchloſſen behalten, heben wir auf und
vertilgen wir die Geſellſchaft Jeſu, ihre Aemter, Haͤuſer,
Inſtitute.“ 1)

Ein Schritt von unermeßlicher Bedeutung.

Einmal ſchon fuͤr das Verhaͤltniß zu den Proteſtan-
ten. Zu dem Kampfe mit denſelben war das Inſtitut ur-
ſpruͤnglich berechnet, von Grund aus eingerichtet: — bezog
ſich doch ſelbſt ſeine Dogmatik hauptſaͤchlich auf den Ge-
genſatz gegen Calvin; — es war der Charakter, den die
Jeſuiten noch am Ende des 17ten Jahrhunderts in den
Hugenottenverfolgungen erneuert und befeſtigt hatten. Mit
dieſem Kampfe war es aber jetzt am Ende; auch einer ge-
fliſſentlichen Selbſttaͤuſchung haͤtte er keine weſentliche Aus-
ſicht mehr dargeboten: in dem großen Weltverhaͤltniß beſa-
ßen die Unkatholiſchen ein unleugbares Uebergewicht, und
die katholiſchen Staaten ſuchten ſich ihnen vielmehr anzu-
naͤhern als ſie an ſich zu ziehen. Darin, ſollte ich glau-
ben, liegt der vornehmſte, tiefſte Grund der Aufhebung des
Ordens. Er war ein Kriegsinſtitut, das fuͤr den Frieden
nicht mehr paßte. Da er nun um kein Haar breit wei-
chen wollte, und alle Reform, deren er doch auch in anderer
Hinſicht ſehr bedurfte, hartnaͤckig von ſich wies, ſo ſprach
er ſich ſelbſt ſein Urtheil aus. Es iſt von hoher Bedeu-
tung, daß der paͤpſtliche Stuhl einen Orden nicht zu be-

1) Continuazione degli annali tom. XIV, P. II, p. 107.
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[200/0212] Buch VIII. Spaͤtere Epochen. ben die Eintracht der Kirche zuruͤckzufuͤhren, uͤberzeugt, daß die Geſellſchaft Jeſu den Nutzen nicht mehr leiſten kann, zu dem ſie geſtiftet worden, und von andern Gruͤnden der Klugheit und Regierungsweisheit bewogen, die wir in un- ſerm Gemuͤthe verſchloſſen behalten, heben wir auf und vertilgen wir die Geſellſchaft Jeſu, ihre Aemter, Haͤuſer, Inſtitute.“ 1) Ein Schritt von unermeßlicher Bedeutung. Einmal ſchon fuͤr das Verhaͤltniß zu den Proteſtan- ten. Zu dem Kampfe mit denſelben war das Inſtitut ur- ſpruͤnglich berechnet, von Grund aus eingerichtet: — bezog ſich doch ſelbſt ſeine Dogmatik hauptſaͤchlich auf den Ge- genſatz gegen Calvin; — es war der Charakter, den die Jeſuiten noch am Ende des 17ten Jahrhunderts in den Hugenottenverfolgungen erneuert und befeſtigt hatten. Mit dieſem Kampfe war es aber jetzt am Ende; auch einer ge- fliſſentlichen Selbſttaͤuſchung haͤtte er keine weſentliche Aus- ſicht mehr dargeboten: in dem großen Weltverhaͤltniß beſa- ßen die Unkatholiſchen ein unleugbares Uebergewicht, und die katholiſchen Staaten ſuchten ſich ihnen vielmehr anzu- naͤhern als ſie an ſich zu ziehen. Darin, ſollte ich glau- ben, liegt der vornehmſte, tiefſte Grund der Aufhebung des Ordens. Er war ein Kriegsinſtitut, das fuͤr den Frieden nicht mehr paßte. Da er nun um kein Haar breit wei- chen wollte, und alle Reform, deren er doch auch in anderer Hinſicht ſehr bedurfte, hartnaͤckig von ſich wies, ſo ſprach er ſich ſelbſt ſein Urtheil aus. Es iſt von hoher Bedeu- tung, daß der paͤpſtliche Stuhl einen Orden nicht zu be- 1) Continuazione degli annali tom. XIV, P. II, p. 107.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/212>, abgerufen am 24.11.2024.