Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.Buch VIII. Spätere Epochen. überdieß bei seinen commerciellen Bestrebungen sehr beschwer-lich fiel. Der Papst trug kein Bedenken darauf einzugehn. Die weltliche Geschäftigkeit des Ordens war ihm selbst ein Gräuel. Auf den Antrag Carvalhos beauftragte er einen Freund desselben, einen Portugiesen, Cardinal Saldanha, mit einer Visitation des Ordens. In kurzem erging ein Decret dieses Visitators, worin den Jesuiten ihre Handels- geschäfte ernstlich verwiesen, und die königlichen Behörden ermächtigt wurden alle diesen Geistlichen zugehörige Waa- ren einzuziehen. Und schon hatte man indeß in Frankreich die Gesell- Wäre Benedict XIV. länger am Leben geblieben, so Jedoch in diesem Augenblick starb Benedict XIV. Clemens war von reiner Seele, reinen Absichten; er selig 1) Vie privee de Louis XV. IV, p. 88.
Buch VIII. Spaͤtere Epochen. uͤberdieß bei ſeinen commerciellen Beſtrebungen ſehr beſchwer-lich fiel. Der Papſt trug kein Bedenken darauf einzugehn. Die weltliche Geſchaͤftigkeit des Ordens war ihm ſelbſt ein Graͤuel. Auf den Antrag Carvalhos beauftragte er einen Freund deſſelben, einen Portugieſen, Cardinal Saldanha, mit einer Viſitation des Ordens. In kurzem erging ein Decret dieſes Viſitators, worin den Jeſuiten ihre Handels- geſchaͤfte ernſtlich verwieſen, und die koͤniglichen Behoͤrden ermaͤchtigt wurden alle dieſen Geiſtlichen zugehoͤrige Waa- ren einzuziehen. Und ſchon hatte man indeß in Frankreich die Geſell- Waͤre Benedict XIV. laͤnger am Leben geblieben, ſo Jedoch in dieſem Augenblick ſtarb Benedict XIV. Clemens war von reiner Seele, reinen Abſichten; er ſelig 1) Vie privée de Louis XV. IV, p. 88.
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Buch VIII. Spaͤtere Epochen.
uͤberdieß bei ſeinen commerciellen Beſtrebungen ſehr beſchwer-
lich fiel. Der Papſt trug kein Bedenken darauf einzugehn.
Die weltliche Geſchaͤftigkeit des Ordens war ihm ſelbſt ein
Graͤuel. Auf den Antrag Carvalhos beauftragte er einen
Freund deſſelben, einen Portugieſen, Cardinal Saldanha,
mit einer Viſitation des Ordens. In kurzem erging ein
Decret dieſes Viſitators, worin den Jeſuiten ihre Handels-
geſchaͤfte ernſtlich verwieſen, und die koͤniglichen Behoͤrden
ermaͤchtigt wurden alle dieſen Geiſtlichen zugehoͤrige Waa-
ren einzuziehen.
Und ſchon hatte man indeß in Frankreich die Geſell-
ſchaft von derſelben Seite angegriffen. Der Bankrutt eines
mit dem Pater Lavallette auf Martinique in Verbindung
ſtehenden Handelshauſes, das eine Menge anderer Falliſ-
ſements nach ſich zog, veranlaßte die bei dem Verluſte Be-
theiligten, ſich mit ihren Beſchwerden an die Gerichte zu
wenden, welche die Sache eifrig in die Hand nahmen 1).
Waͤre Benedict XIV. laͤnger am Leben geblieben, ſo
laͤßt ſich wohl annehmen, daß er den Orden zwar nicht
etwa vernichtet, aber allmaͤhlig einer durchgreifenden und
gruͤndlichen Reform unterworfen haben wuͤrde.
Jedoch in dieſem Augenblick ſtarb Benedict XIV.
Aus dem Conclave ging — 6. Juli 1758 — ein Mann
von entgegengeſetzter Geſinnung, Clemens XIII, als Papſt
hervor.
Clemens war von reiner Seele, reinen Abſichten; er
betete viel und inbruͤnſtig: ſein hoͤchſter Ehrgeiz war, einmal
ſelig
1) Vie privée de Louis XV. IV, p. 88.
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