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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Aufhebung der Jesuiten.
welche es zum Gedanken ihres Lebens gemacht hatten das
Uebergewicht des geistlichen Elementes zu unterdrücken.
Die kirchliche Opposition bekam in ihnen Darstellung und
Macht; ihre persönliche Stellung beruhte darauf; der of-
fene Kampf war um so unvermeidlicher, da ihnen die Je-
suiten durch persönliche Gegenwirkung, durch Einfluß auf
die höchsten Kreise in den Weg traten.

Der erste Gedanke ging noch nicht auf eine Vertil-
gung des Ordens: man wollte ihn nur zunächst von den
Höfen entfernen, ihn seines Credites, wo möglich auch
seiner Reichthümer berauben. Hiezu glaubte man sich sogar
des römischen Hofes bedienen zu können. Die Spaltung
welche die katholische Welt theilte, war am Ende auch hier
in gewissem Sinne eingetreten: es gab eine strengere und
eine mildere Partei: Benedict XIV, der die letzte repräsen-
tirte, war längst mit den Jesuiten unzufrieden: ihr Ver-
fahren in den Missionen hatte er oftmals laut verdammt 1).

Nachdem Carvalho in der Bewegung der Factionen
des portugiesischen Hofes, den Jesuiten, die ihn zu stürzen
suchten, zum Trotz, Herr und Meister der Staatsgewalt, ja
des königlichen Willens geblieben, forderte er den Papst zu
einer Reform des Ordens auf 2). Er hob, wie natür-
lich, die Seite hervor die den meisten Tadel darbot: die
mercantile Richtung der Gesellschaft, die ihm auch über-

1) Schon als Prälat Lambertini. Memoires du pere Nor-
bert II,
20.
2) Von jesuitischer Seite wird dieser Streit der Factionen in
der von Murr aus einer italienischen Handschrift übersetzten Geschichte
der Jesuiten in Portugal doch recht anschaulich geschildert.

Aufhebung der Jeſuiten.
welche es zum Gedanken ihres Lebens gemacht hatten das
Uebergewicht des geiſtlichen Elementes zu unterdruͤcken.
Die kirchliche Oppoſition bekam in ihnen Darſtellung und
Macht; ihre perſoͤnliche Stellung beruhte darauf; der of-
fene Kampf war um ſo unvermeidlicher, da ihnen die Je-
ſuiten durch perſoͤnliche Gegenwirkung, durch Einfluß auf
die hoͤchſten Kreiſe in den Weg traten.

Der erſte Gedanke ging noch nicht auf eine Vertil-
gung des Ordens: man wollte ihn nur zunaͤchſt von den
Hoͤfen entfernen, ihn ſeines Credites, wo moͤglich auch
ſeiner Reichthuͤmer berauben. Hiezu glaubte man ſich ſogar
des roͤmiſchen Hofes bedienen zu koͤnnen. Die Spaltung
welche die katholiſche Welt theilte, war am Ende auch hier
in gewiſſem Sinne eingetreten: es gab eine ſtrengere und
eine mildere Partei: Benedict XIV, der die letzte repraͤſen-
tirte, war laͤngſt mit den Jeſuiten unzufrieden: ihr Ver-
fahren in den Miſſionen hatte er oftmals laut verdammt 1).

Nachdem Carvalho in der Bewegung der Factionen
des portugieſiſchen Hofes, den Jeſuiten, die ihn zu ſtuͤrzen
ſuchten, zum Trotz, Herr und Meiſter der Staatsgewalt, ja
des koͤniglichen Willens geblieben, forderte er den Papſt zu
einer Reform des Ordens auf 2). Er hob, wie natuͤr-
lich, die Seite hervor die den meiſten Tadel darbot: die
mercantile Richtung der Geſellſchaft, die ihm auch uͤber-

1) Schon als Praͤlat Lambertini. Mémoires du père Nor-
bert II,
20.
2) Von jeſuitiſcher Seite wird dieſer Streit der Factionen in
der von Murr aus einer italieniſchen Handſchrift uͤberſetzten Geſchichte
der Jeſuiten in Portugal doch recht anſchaulich geſchildert.
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[191/0203] Aufhebung der Jeſuiten. welche es zum Gedanken ihres Lebens gemacht hatten das Uebergewicht des geiſtlichen Elementes zu unterdruͤcken. Die kirchliche Oppoſition bekam in ihnen Darſtellung und Macht; ihre perſoͤnliche Stellung beruhte darauf; der of- fene Kampf war um ſo unvermeidlicher, da ihnen die Je- ſuiten durch perſoͤnliche Gegenwirkung, durch Einfluß auf die hoͤchſten Kreiſe in den Weg traten. Der erſte Gedanke ging noch nicht auf eine Vertil- gung des Ordens: man wollte ihn nur zunaͤchſt von den Hoͤfen entfernen, ihn ſeines Credites, wo moͤglich auch ſeiner Reichthuͤmer berauben. Hiezu glaubte man ſich ſogar des roͤmiſchen Hofes bedienen zu koͤnnen. Die Spaltung welche die katholiſche Welt theilte, war am Ende auch hier in gewiſſem Sinne eingetreten: es gab eine ſtrengere und eine mildere Partei: Benedict XIV, der die letzte repraͤſen- tirte, war laͤngſt mit den Jeſuiten unzufrieden: ihr Ver- fahren in den Miſſionen hatte er oftmals laut verdammt 1). Nachdem Carvalho in der Bewegung der Factionen des portugieſiſchen Hofes, den Jeſuiten, die ihn zu ſtuͤrzen ſuchten, zum Trotz, Herr und Meiſter der Staatsgewalt, ja des koͤniglichen Willens geblieben, forderte er den Papſt zu einer Reform des Ordens auf 2). Er hob, wie natuͤr- lich, die Seite hervor die den meiſten Tadel darbot: die mercantile Richtung der Geſellſchaft, die ihm auch uͤber- 1) Schon als Praͤlat Lambertini. Mémoires du père Nor- bert II, 20. 2) Von jeſuitiſcher Seite wird dieſer Streit der Factionen in der von Murr aus einer italieniſchen Handſchrift uͤberſetzten Geſchichte der Jeſuiten in Portugal doch recht anſchaulich geſchildert.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/203>, abgerufen am 25.11.2024.