guten Eindruck gemacht hatte, durch eine so hohe, glänzende und auch reiche Partie zu beschönigen. Jedoch es ging schlechter, als er wohl geglaubt haben mochte. Nach Gui- dubaldos Tode mußte Lucrezia nach Ferrara zurückkehren: an Nachkommenschaft war nicht zu denken 1).
Schon damals demnach als Ferrara genommen wurde, schien auch der Heimfall von Urbino gewiß, um so mehr, da es hier keine Agnaten gab, welche Anspruch auf die Succession hätten machen können.
Jedoch noch einmal änderten sich die Sachen. Im Fe- bruar 1598 starb Lucrezia: Franz Maria konnte zu einer neuen Vermählung schreiten.
Das Land war voll Entzücken, als man bald darauf vernahm, der gute Herr, der alle die Jahre daher ein mil- des und ruhiges Regiment geführt, den alles liebte, habe wirklich Hoffnung, obwohl er nun auch schon in die Jahre gekommen, daß sein Stamm nicht mit ihm untergehn werde. Alles that Gelübde für die glückliche Niederkunft der neuen Herzogin; als die Zeit herankam, versammelten sich die Edel- leute des Landes, die Magistrate der Städte in Pesaro, wo sich die Fürstin aufhielt: in der Stunde der Geburt war der Platz vor dem Pallaste sammt den nahen Straßen mit Menschen überfüllt. Endlich zeigte sich der Herzog am Fenster. "Gott", rief er mit lauter Stimme, "Gott hat uns einen Knaben bescheert." Mit unbeschreiblichem Jubel
1)Mathio Zane: Relatione del duca d'Urbino 1574 findet Lucrezia bereits eine Signora di bellezza manco che mediocre, ma si tien ben acconcia, -- -- si dispera quasi di poter veder da questo matrimonio figliuoli.
Heimfall von Urbino.
guten Eindruck gemacht hatte, durch eine ſo hohe, glaͤnzende und auch reiche Partie zu beſchoͤnigen. Jedoch es ging ſchlechter, als er wohl geglaubt haben mochte. Nach Gui- dubaldos Tode mußte Lucrezia nach Ferrara zuruͤckkehren: an Nachkommenſchaft war nicht zu denken 1).
Schon damals demnach als Ferrara genommen wurde, ſchien auch der Heimfall von Urbino gewiß, um ſo mehr, da es hier keine Agnaten gab, welche Anſpruch auf die Succeſſion haͤtten machen koͤnnen.
Jedoch noch einmal aͤnderten ſich die Sachen. Im Fe- bruar 1598 ſtarb Lucrezia: Franz Maria konnte zu einer neuen Vermaͤhlung ſchreiten.
Das Land war voll Entzuͤcken, als man bald darauf vernahm, der gute Herr, der alle die Jahre daher ein mil- des und ruhiges Regiment gefuͤhrt, den alles liebte, habe wirklich Hoffnung, obwohl er nun auch ſchon in die Jahre gekommen, daß ſein Stamm nicht mit ihm untergehn werde. Alles that Geluͤbde fuͤr die gluͤckliche Niederkunft der neuen Herzogin; als die Zeit herankam, verſammelten ſich die Edel- leute des Landes, die Magiſtrate der Staͤdte in Peſaro, wo ſich die Fuͤrſtin aufhielt: in der Stunde der Geburt war der Platz vor dem Pallaſte ſammt den nahen Straßen mit Menſchen uͤberfuͤllt. Endlich zeigte ſich der Herzog am Fenſter. „Gott“, rief er mit lauter Stimme, „Gott hat uns einen Knaben beſcheert.“ Mit unbeſchreiblichem Jubel
1)Mathio Zane: Relatione del duca d’Urbino 1574 findet Lucrezia bereits eine Signora di bellezza manco che mediocre, ma si tien ben acconcia, — — si dispera quasi di poter veder da questo matrimonio figliuoli.
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Heimfall von Urbino.
guten Eindruck gemacht hatte, durch eine ſo hohe, glaͤnzende
und auch reiche Partie zu beſchoͤnigen. Jedoch es ging
ſchlechter, als er wohl geglaubt haben mochte. Nach Gui-
dubaldos Tode mußte Lucrezia nach Ferrara zuruͤckkehren:
an Nachkommenſchaft war nicht zu denken 1).
Schon damals demnach als Ferrara genommen wurde,
ſchien auch der Heimfall von Urbino gewiß, um ſo mehr,
da es hier keine Agnaten gab, welche Anſpruch auf die
Succeſſion haͤtten machen koͤnnen.
Jedoch noch einmal aͤnderten ſich die Sachen. Im Fe-
bruar 1598 ſtarb Lucrezia: Franz Maria konnte zu einer
neuen Vermaͤhlung ſchreiten.
Das Land war voll Entzuͤcken, als man bald darauf
vernahm, der gute Herr, der alle die Jahre daher ein mil-
des und ruhiges Regiment gefuͤhrt, den alles liebte, habe
wirklich Hoffnung, obwohl er nun auch ſchon in die Jahre
gekommen, daß ſein Stamm nicht mit ihm untergehn werde.
Alles that Geluͤbde fuͤr die gluͤckliche Niederkunft der neuen
Herzogin; als die Zeit herankam, verſammelten ſich die Edel-
leute des Landes, die Magiſtrate der Staͤdte in Peſaro,
wo ſich die Fuͤrſtin aufhielt: in der Stunde der Geburt
war der Platz vor dem Pallaſte ſammt den nahen Straßen
mit Menſchen uͤberfuͤllt. Endlich zeigte ſich der Herzog am
Fenſter. „Gott“, rief er mit lauter Stimme, „Gott hat
uns einen Knaben beſcheert.“ Mit unbeſchreiblichem Jubel
1) Mathio Zane: Relatione del duca d’Urbino 1574 findet
Lucrezia bereits eine Signora di bellezza manco che mediocre, ma
si tien ben acconcia, — — si dispera quasi di poter veder da
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/19>, abgerufen am 16.02.2025.
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