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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Spanische Erbfolge.
liche Oberherrlichkeit über dieß Herzogthum nicht in Zwei-
fel gezogen worden: die Fürsten hatten die Lehen empfan-
gen, den Tribut gezahlt; jetzt aber da dieses Recht eine neue
Bedeutung bekam, da sich voraussehn ließ daß der Manns-
stamm des Hauses Farnese in kurzem erlöschen werde, nahm
man nicht mehr Rücksicht darauf. Der Kaiser gab das
Land einem Infanten von Spanien zu Lehen. Dem Papst
blieb nichts übrig als Protestationen zu erlassen, auf welche
Niemand achtete 1).

Aber nur einen Augenblick bestand der Friede zwischen
den beiden Häusern. Im Jahre 1733 erneuerten die Bour-
bons ihre Ansprüche an Neapel, das in den Händen von
Oestreich war; auch der spanische Botschafter bot dem
Papst Zelter und Tribut an. Jetzt hätte Papst Clemens
XII. die Dinge gern gelassen wie sie standen; er ernannte
eine Commission von Cardinälen, welche für die kaiserlichen
Ansprüche entschied. Aber auch dieß Mal lief das Kriegs-
glück dem päpstlichen Urtheile entgegen; die spanischen
Waffen behaupteten den Sieg. In kurzem mußte Clemens
die Investitur von Neapel und Sicilien demselben Infan-
ten zuerkennen, den er mit so großem Verdruß von Parma
hatte Besitz nehmen sehen.

Wohl war nun der endliche Erfolg aller dieser Kämpfe
dem nicht so ganz unähnlich, was der römische Hof ur-
sprünglich beabsichtigt hatte: das Haus Bourbon breitete
sich über Spanien und einen großen Theil von Italien aus:

1) Protestatio nomine sedis apostolicae emissa in conventu
Cameracensi
bei Rousset supplement au corps diplomat. de Du-
mont III, II. p.
173.
Päpste** 12

Spaniſche Erbfolge.
liche Oberherrlichkeit uͤber dieß Herzogthum nicht in Zwei-
fel gezogen worden: die Fuͤrſten hatten die Lehen empfan-
gen, den Tribut gezahlt; jetzt aber da dieſes Recht eine neue
Bedeutung bekam, da ſich vorausſehn ließ daß der Manns-
ſtamm des Hauſes Farneſe in kurzem erloͤſchen werde, nahm
man nicht mehr Ruͤckſicht darauf. Der Kaiſer gab das
Land einem Infanten von Spanien zu Lehen. Dem Papſt
blieb nichts uͤbrig als Proteſtationen zu erlaſſen, auf welche
Niemand achtete 1).

Aber nur einen Augenblick beſtand der Friede zwiſchen
den beiden Haͤuſern. Im Jahre 1733 erneuerten die Bour-
bons ihre Anſpruͤche an Neapel, das in den Haͤnden von
Oeſtreich war; auch der ſpaniſche Botſchafter bot dem
Papſt Zelter und Tribut an. Jetzt haͤtte Papſt Clemens
XII. die Dinge gern gelaſſen wie ſie ſtanden; er ernannte
eine Commiſſion von Cardinaͤlen, welche fuͤr die kaiſerlichen
Anſpruͤche entſchied. Aber auch dieß Mal lief das Kriegs-
gluͤck dem paͤpſtlichen Urtheile entgegen; die ſpaniſchen
Waffen behaupteten den Sieg. In kurzem mußte Clemens
die Inveſtitur von Neapel und Sicilien demſelben Infan-
ten zuerkennen, den er mit ſo großem Verdruß von Parma
hatte Beſitz nehmen ſehen.

Wohl war nun der endliche Erfolg aller dieſer Kaͤmpfe
dem nicht ſo ganz unaͤhnlich, was der roͤmiſche Hof ur-
ſpruͤnglich beabſichtigt hatte: das Haus Bourbon breitete
ſich uͤber Spanien und einen großen Theil von Italien aus:

1) Protestatio nomine sedis apostolicae emissa in conventu
Cameracensi
bei Rouſſet supplément au corps diplomat. de Du-
mont III, II. p.
173.
Päpſte** 12
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[177/0189] Spaniſche Erbfolge. liche Oberherrlichkeit uͤber dieß Herzogthum nicht in Zwei- fel gezogen worden: die Fuͤrſten hatten die Lehen empfan- gen, den Tribut gezahlt; jetzt aber da dieſes Recht eine neue Bedeutung bekam, da ſich vorausſehn ließ daß der Manns- ſtamm des Hauſes Farneſe in kurzem erloͤſchen werde, nahm man nicht mehr Ruͤckſicht darauf. Der Kaiſer gab das Land einem Infanten von Spanien zu Lehen. Dem Papſt blieb nichts uͤbrig als Proteſtationen zu erlaſſen, auf welche Niemand achtete 1). Aber nur einen Augenblick beſtand der Friede zwiſchen den beiden Haͤuſern. Im Jahre 1733 erneuerten die Bour- bons ihre Anſpruͤche an Neapel, das in den Haͤnden von Oeſtreich war; auch der ſpaniſche Botſchafter bot dem Papſt Zelter und Tribut an. Jetzt haͤtte Papſt Clemens XII. die Dinge gern gelaſſen wie ſie ſtanden; er ernannte eine Commiſſion von Cardinaͤlen, welche fuͤr die kaiſerlichen Anſpruͤche entſchied. Aber auch dieß Mal lief das Kriegs- gluͤck dem paͤpſtlichen Urtheile entgegen; die ſpaniſchen Waffen behaupteten den Sieg. In kurzem mußte Clemens die Inveſtitur von Neapel und Sicilien demſelben Infan- ten zuerkennen, den er mit ſo großem Verdruß von Parma hatte Beſitz nehmen ſehen. Wohl war nun der endliche Erfolg aller dieſer Kaͤmpfe dem nicht ſo ganz unaͤhnlich, was der roͤmiſche Hof ur- ſpruͤnglich beabſichtigt hatte: das Haus Bourbon breitete ſich uͤber Spanien und einen großen Theil von Italien aus: 1) Protestatio nomine sedis apostolicae emissa in conventu Cameracensi bei Rouſſet supplément au corps diplomat. de Du- mont III, II. p. 173. Päpſte** 12

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/189>, abgerufen am 27.11.2024.