Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.Buch VIII. Spätere Epochen. Allein ein überaus merkwürdiges Schauspiel bieten sie dochimmer dar, und wie wir mit einer Ansicht der frühern Zeiten begonnen, so dürfen wir wohl nicht schließen, ohne den Versuch zu machen, auch die spätern, wiewohl nur in kurzen Zügen, vor den Augen vorübergehn zu lassen. Zunächst erhebt sich aber der Angriff von der Seite Ludwig XIV. und Innocenz XI. So gut katholisch Ludwig XIV. auch war, so kam es Wie Innocenz und Alexander, und wenn Clemens IX. sich 1) Morosini: Relatione di Francia 1671. Conosciuta natu-
rale partialita del cardl Altieri per la corona cattolica rende alla xma sospetta ogni sua attione. Il pontefice presente e consi- derato come un imagine del dominio che risiede veramente nell' arbitrio del nipote. Buch VIII. Spaͤtere Epochen. Allein ein uͤberaus merkwuͤrdiges Schauſpiel bieten ſie dochimmer dar, und wie wir mit einer Anſicht der fruͤhern Zeiten begonnen, ſo duͤrfen wir wohl nicht ſchließen, ohne den Verſuch zu machen, auch die ſpaͤtern, wiewohl nur in kurzen Zuͤgen, vor den Augen voruͤbergehn zu laſſen. Zunaͤchſt erhebt ſich aber der Angriff von der Seite Ludwig XIV. und Innocenz XI. So gut katholiſch Ludwig XIV. auch war, ſo kam es Wie Innocenz und Alexander, und wenn Clemens IX. ſich 1) Morosini: Relatione di Francia 1671. Conosciuta natu-
rale partialità del cardl Altieri per la corona cattolica rende alla xma sospetta ogni sua attione. Il pontefice presente è consi- derato come un imagine del dominio che risiede veramente nell’ arbitrio del nipote. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0172" n="160"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">VIII.</hi><hi rendition="#g">Spaͤtere Epochen</hi>.</fw><lb/> Allein ein uͤberaus merkwuͤrdiges Schauſpiel bieten ſie doch<lb/> immer dar, und wie wir mit einer Anſicht der fruͤhern<lb/> Zeiten begonnen, ſo duͤrfen wir wohl nicht ſchließen, ohne<lb/> den Verſuch zu machen, auch die ſpaͤtern, wiewohl nur in<lb/> kurzen Zuͤgen, vor den Augen voruͤbergehn zu laſſen.</p><lb/> <p>Zunaͤchſt erhebt ſich aber der Angriff von der Seite<lb/> der Staaten. Auf das genaueſte haͤngt er mit der Spal-<lb/> tung der katholiſchen Welt in zwei feindſelige Theile, in<lb/> die oͤſtreichiſche und die franzoͤſiſche Partei, die der Papſt<lb/> nicht mehr zu uͤberwaͤltigen oder zu beruhigen vermag, zu-<lb/> ſammen. Die politiſche Stellung die er annimmt, beſtimmt<lb/> auch das Maaß der geiſtlichen Ergebenheit die er findet.<lb/> Wir ſahen ſchon, wie das begann. Nehmen wir wahr, wie<lb/> es ſich weiter entwickelte.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>Ludwig <hi rendition="#aq">XIV.</hi> und Innocenz <hi rendition="#aq">XI.</hi></head><lb/> <p>So gut katholiſch Ludwig <hi rendition="#aq">XIV.</hi> auch war, ſo kam es<lb/> ihm doch unertraͤglich vor, daß der roͤmiſche Stuhl eine<lb/> unabhaͤngige, ja der ſeinen nur allzu oft entgegengeſetzte Po-<lb/> litik befolgen ſollte.</p><lb/> <p>Wie Innocenz und Alexander, und wenn Clemens <hi rendition="#aq">IX.</hi><lb/> nicht ſelbſt, doch ſeine Umgebung, neigte ſich auch Cle-<lb/> mens <hi rendition="#aq">X.</hi> (1670 bis 1676) und deſſen Nepot Pauluzzi<lb/> Altieri auf die Seite der Spanier <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Morosini: Relatione di Francia 1671. Conosciuta natu-<lb/> rale partialità del card<hi rendition="#sup">l</hi> Altieri per la corona cattolica rende alla<lb/> x<hi rendition="#sup">ma</hi> sospetta ogni sua attione. Il pontefice presente è consi-<lb/> derato come un imagine del dominio che risiede veramente<lb/> nell’ arbitrio del nipote.</hi></note>. Ludwig <hi rendition="#aq">XIV.</hi> raͤchte<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſich</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0172]
Buch VIII. Spaͤtere Epochen.
Allein ein uͤberaus merkwuͤrdiges Schauſpiel bieten ſie doch
immer dar, und wie wir mit einer Anſicht der fruͤhern
Zeiten begonnen, ſo duͤrfen wir wohl nicht ſchließen, ohne
den Verſuch zu machen, auch die ſpaͤtern, wiewohl nur in
kurzen Zuͤgen, vor den Augen voruͤbergehn zu laſſen.
Zunaͤchſt erhebt ſich aber der Angriff von der Seite
der Staaten. Auf das genaueſte haͤngt er mit der Spal-
tung der katholiſchen Welt in zwei feindſelige Theile, in
die oͤſtreichiſche und die franzoͤſiſche Partei, die der Papſt
nicht mehr zu uͤberwaͤltigen oder zu beruhigen vermag, zu-
ſammen. Die politiſche Stellung die er annimmt, beſtimmt
auch das Maaß der geiſtlichen Ergebenheit die er findet.
Wir ſahen ſchon, wie das begann. Nehmen wir wahr, wie
es ſich weiter entwickelte.
Ludwig XIV. und Innocenz XI.
So gut katholiſch Ludwig XIV. auch war, ſo kam es
ihm doch unertraͤglich vor, daß der roͤmiſche Stuhl eine
unabhaͤngige, ja der ſeinen nur allzu oft entgegengeſetzte Po-
litik befolgen ſollte.
Wie Innocenz und Alexander, und wenn Clemens IX.
nicht ſelbſt, doch ſeine Umgebung, neigte ſich auch Cle-
mens X. (1670 bis 1676) und deſſen Nepot Pauluzzi
Altieri auf die Seite der Spanier 1). Ludwig XIV. raͤchte
ſich
1) Morosini: Relatione di Francia 1671. Conosciuta natu-
rale partialità del cardl Altieri per la corona cattolica rende alla
xma sospetta ogni sua attione. Il pontefice presente è consi-
derato come un imagine del dominio che risiede veramente
nell’ arbitrio del nipote.
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