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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Verhältniß zu der weltlichen Macht.
öffentliche Geist des Hofes hielt es für einen Beweis von
Frömmigkeit, über jeden Punkt dieser althergebrachten
Rechte eifersüchtig zu wachen 1).

Sollten sich aber die Staaten dieser geschärften Auf-
sicht gutwillig bequemen? Das Gefühl religiöser Vereini-
gung, das im Kampfe mit dem Protestantismus erweckt
worden, war wieder erkaltet; alles strebte nach innerer
Stärke, politischer Geschlossenheit; es geschah, daß der rö-
mische Hof mit allen katholischen Staaten in bittere Strei-
tigkeiten gerieth.

Machten doch selbst die Spanier zuweilen Versuche
die Einwirkungen Roms z. B. auf Neapel zu beschränken,
der Inquisition daselbst einige Beisitzer von Staats wegen
beizugeben! Man hätte in Rom Bedenken getragen dem
Kaiser das Patriarchat von Aquileja, auf das er Ansprüche
hatte, zuzugestehn, aus Furcht, er benutze den Besitz dessel-
ben zur Erwerbung einer größern kirchlichen Unabhängig-
keit. Die deutschen Reichsstände suchten in den Wahlca-
pitulationen von 1654 und 1658 die Gerichtsbarkeit der
Nuntien und der Curie durch strengere Bestimmungen ein-
zuschränken; in unaufhörlicher Bewegung war Venedig über

1) Joh. Bap. de Luca S. R. E. Cardinalis: Relatio curiae Ro-
manae 1683. Disc. XVII, p. 109. Etiam apud bonos et zelan-
tes ecclesiasticos remanet quaestio, an hujus congregationis
erectio ecclesiasticae immunitati et jurisdictioni proficua vel prae-
judicialis fuerit, potissime quia bonus quidem sed forte indiscre-
tus vel asper zelus aliquorum, qui circa initia eam regebant, ali-
qua produxit inconvenientia praejudicialia, atque asperitatis vel
nimium exactae et exorbitantis defensionis opinionem impressit
apud seculares.
Ein doch sehr bedeutendes Geständniß von einem
Cardinal.

Verhaͤltniß zu der weltlichen Macht.
oͤffentliche Geiſt des Hofes hielt es fuͤr einen Beweis von
Froͤmmigkeit, uͤber jeden Punkt dieſer althergebrachten
Rechte eiferſuͤchtig zu wachen 1).

Sollten ſich aber die Staaten dieſer geſchaͤrften Auf-
ſicht gutwillig bequemen? Das Gefuͤhl religioͤſer Vereini-
gung, das im Kampfe mit dem Proteſtantismus erweckt
worden, war wieder erkaltet; alles ſtrebte nach innerer
Staͤrke, politiſcher Geſchloſſenheit; es geſchah, daß der roͤ-
miſche Hof mit allen katholiſchen Staaten in bittere Strei-
tigkeiten gerieth.

Machten doch ſelbſt die Spanier zuweilen Verſuche
die Einwirkungen Roms z. B. auf Neapel zu beſchraͤnken,
der Inquiſition daſelbſt einige Beiſitzer von Staats wegen
beizugeben! Man haͤtte in Rom Bedenken getragen dem
Kaiſer das Patriarchat von Aquileja, auf das er Anſpruͤche
hatte, zuzugeſtehn, aus Furcht, er benutze den Beſitz deſſel-
ben zur Erwerbung einer groͤßern kirchlichen Unabhaͤngig-
keit. Die deutſchen Reichsſtaͤnde ſuchten in den Wahlca-
pitulationen von 1654 und 1658 die Gerichtsbarkeit der
Nuntien und der Curie durch ſtrengere Beſtimmungen ein-
zuſchraͤnken; in unaufhoͤrlicher Bewegung war Venedig uͤber

1) Joh. Bap. de Luca S. R. E. Cardinalis: Relatio curiae Ro-
manae 1683. Disc. XVII, p. 109. Etiam apud bonos et zelan-
tes ecclesiasticos remanet quaestio, an hujus congregationis
erectio ecclesiasticae immunitati et jurisdictioni proficua vel prae-
judicialis fuerit, potissime quia bonus quidem sed forte indiscre-
tus vel asper zelus aliquorum, qui circa initia eam regebant, ali-
qua produxit inconvenientia praejudicialia, atque asperitatis vel
nimium exactae et exorbitantis defensionis opinionem impressit
apud seculares.
Ein doch ſehr bedeutendes Geſtaͤndniß von einem
Cardinal.
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[153/0165] Verhaͤltniß zu der weltlichen Macht. oͤffentliche Geiſt des Hofes hielt es fuͤr einen Beweis von Froͤmmigkeit, uͤber jeden Punkt dieſer althergebrachten Rechte eiferſuͤchtig zu wachen 1). Sollten ſich aber die Staaten dieſer geſchaͤrften Auf- ſicht gutwillig bequemen? Das Gefuͤhl religioͤſer Vereini- gung, das im Kampfe mit dem Proteſtantismus erweckt worden, war wieder erkaltet; alles ſtrebte nach innerer Staͤrke, politiſcher Geſchloſſenheit; es geſchah, daß der roͤ- miſche Hof mit allen katholiſchen Staaten in bittere Strei- tigkeiten gerieth. Machten doch ſelbſt die Spanier zuweilen Verſuche die Einwirkungen Roms z. B. auf Neapel zu beſchraͤnken, der Inquiſition daſelbſt einige Beiſitzer von Staats wegen beizugeben! Man haͤtte in Rom Bedenken getragen dem Kaiſer das Patriarchat von Aquileja, auf das er Anſpruͤche hatte, zuzugeſtehn, aus Furcht, er benutze den Beſitz deſſel- ben zur Erwerbung einer groͤßern kirchlichen Unabhaͤngig- keit. Die deutſchen Reichsſtaͤnde ſuchten in den Wahlca- pitulationen von 1654 und 1658 die Gerichtsbarkeit der Nuntien und der Curie durch ſtrengere Beſtimmungen ein- zuſchraͤnken; in unaufhoͤrlicher Bewegung war Venedig uͤber 1) Joh. Bap. de Luca S. R. E. Cardinalis: Relatio curiae Ro- manae 1683. Disc. XVII, p. 109. Etiam apud bonos et zelan- tes ecclesiasticos remanet quaestio, an hujus congregationis erectio ecclesiasticae immunitati et jurisdictioni proficua vel prae- judicialis fuerit, potissime quia bonus quidem sed forte indiscre- tus vel asper zelus aliquorum, qui circa initia eam regebant, ali- qua produxit inconvenientia praejudicialia, atque asperitatis vel nimium exactae et exorbitantis defensionis opinionem impressit apud seculares. Ein doch ſehr bedeutendes Geſtaͤndniß von einem Cardinal.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/165>, abgerufen am 25.11.2024.