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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Königin Christine von Schweden.
derholte Ernennungen in dem Reichsrathe, den sie von
28 Mitgliedern auf 39 brachte, eine Partei zu machen
suchte: das Ansehen der Oxenstierna, das eine Zeit lang
verdunkelt war, erhob sich durch Verwandtschaften, Gewohn-
heit und ein in dieser Familie gleichsam erbliches Talent
aufs neue: in mehreren wichtigen Fragen, z. B. der Aus-
einandersetzung mit Brandenburg, blieb die Königin in der
Minorität. Auch Graf Magnus de la Gardie verlor ihre
Gnade. Das Geld fing wirklich an zu mangeln und reichte
oft nicht zu den täglichen Bedürfnissen des Haushaltes 1).
War es nicht in der That besser, wenn sie sich eine jähr-
liche Rente ausbedang, und damit ohne so viel Widerrede
zelotischer Prediger, die in ihrem Thun und Treiben nur
eine abentheuerliche Curiosität, einen Abfall von der Re-
ligion und den Sitten des Landes sahen, nach ihres Her-
zens Gelüsten in dem Ausland lebte? Schon waren ihr
die Geschäfte zuwider, und sie fühlte sich unglücklich, wenn
sich ihr die Secretäre näherten. Schon ging sie nur noch
gern mit dem spanischen Gesandten Don Antonio Pimentel
um, der an allen ihren Gesellschaften und Vergnügungen
Theil nahm, den Versammlungen jenes Amarantenordens,
den sie stiftete, dessen Mitglieder sich zu einer Art von Cö-
libat verpflichten mußten. Don Antonio wußte um ihre ka-
tholische Absicht: er setzte seinen Herrn davon in Kenntniß,
der die Fürstin in seinen Staaten aufzunehmen, ihren Ue-
bertritt bei dem Papste zu bevorworten versprach 2). In

1) Motivi onde si crede la regina di Suezia aver presa la
risolutione di rinonciare la corona,
bei Arckenholtz II, App. no
47, wahrscheinlich von Raym. Montecuculi.
2) Pallavicini Vita Alexandri VII. Aulae Hispanicae ad-

Koͤnigin Chriſtine von Schweden.
derholte Ernennungen in dem Reichsrathe, den ſie von
28 Mitgliedern auf 39 brachte, eine Partei zu machen
ſuchte: das Anſehen der Oxenſtierna, das eine Zeit lang
verdunkelt war, erhob ſich durch Verwandtſchaften, Gewohn-
heit und ein in dieſer Familie gleichſam erbliches Talent
aufs neue: in mehreren wichtigen Fragen, z. B. der Aus-
einanderſetzung mit Brandenburg, blieb die Koͤnigin in der
Minoritaͤt. Auch Graf Magnus de la Gardie verlor ihre
Gnade. Das Geld fing wirklich an zu mangeln und reichte
oft nicht zu den taͤglichen Beduͤrfniſſen des Haushaltes 1).
War es nicht in der That beſſer, wenn ſie ſich eine jaͤhr-
liche Rente ausbedang, und damit ohne ſo viel Widerrede
zelotiſcher Prediger, die in ihrem Thun und Treiben nur
eine abentheuerliche Curioſitaͤt, einen Abfall von der Re-
ligion und den Sitten des Landes ſahen, nach ihres Her-
zens Geluͤſten in dem Ausland lebte? Schon waren ihr
die Geſchaͤfte zuwider, und ſie fuͤhlte ſich ungluͤcklich, wenn
ſich ihr die Secretaͤre naͤherten. Schon ging ſie nur noch
gern mit dem ſpaniſchen Geſandten Don Antonio Pimentel
um, der an allen ihren Geſellſchaften und Vergnuͤgungen
Theil nahm, den Verſammlungen jenes Amarantenordens,
den ſie ſtiftete, deſſen Mitglieder ſich zu einer Art von Coͤ-
libat verpflichten mußten. Don Antonio wußte um ihre ka-
tholiſche Abſicht: er ſetzte ſeinen Herrn davon in Kenntniß,
der die Fuͤrſtin in ſeinen Staaten aufzunehmen, ihren Ue-
bertritt bei dem Papſte zu bevorworten verſprach 2). In

1) Motivi onde si crede la regina di Suezia aver presa la
risolutione di rinonciare la corona,
bei Arckenholtz II, App. no
47, wahrſcheinlich von Raym. Montecuculi.
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[95/0107] Koͤnigin Chriſtine von Schweden. derholte Ernennungen in dem Reichsrathe, den ſie von 28 Mitgliedern auf 39 brachte, eine Partei zu machen ſuchte: das Anſehen der Oxenſtierna, das eine Zeit lang verdunkelt war, erhob ſich durch Verwandtſchaften, Gewohn- heit und ein in dieſer Familie gleichſam erbliches Talent aufs neue: in mehreren wichtigen Fragen, z. B. der Aus- einanderſetzung mit Brandenburg, blieb die Koͤnigin in der Minoritaͤt. Auch Graf Magnus de la Gardie verlor ihre Gnade. Das Geld fing wirklich an zu mangeln und reichte oft nicht zu den taͤglichen Beduͤrfniſſen des Haushaltes 1). War es nicht in der That beſſer, wenn ſie ſich eine jaͤhr- liche Rente ausbedang, und damit ohne ſo viel Widerrede zelotiſcher Prediger, die in ihrem Thun und Treiben nur eine abentheuerliche Curioſitaͤt, einen Abfall von der Re- ligion und den Sitten des Landes ſahen, nach ihres Her- zens Geluͤſten in dem Ausland lebte? Schon waren ihr die Geſchaͤfte zuwider, und ſie fuͤhlte ſich ungluͤcklich, wenn ſich ihr die Secretaͤre naͤherten. Schon ging ſie nur noch gern mit dem ſpaniſchen Geſandten Don Antonio Pimentel um, der an allen ihren Geſellſchaften und Vergnuͤgungen Theil nahm, den Verſammlungen jenes Amarantenordens, den ſie ſtiftete, deſſen Mitglieder ſich zu einer Art von Coͤ- libat verpflichten mußten. Don Antonio wußte um ihre ka- tholiſche Abſicht: er ſetzte ſeinen Herrn davon in Kenntniß, der die Fuͤrſtin in ſeinen Staaten aufzunehmen, ihren Ue- bertritt bei dem Papſte zu bevorworten verſprach 2). In 1) Motivi onde si crede la regina di Suezia aver presa la risolutione di rinonciare la corona, bei Arckenholtz II, App. no 47, wahrſcheinlich von Raym. Montecuculi. 2) Pallavicini Vita Alexandri VII. Aulae Hispanicae ad-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/107>, abgerufen am 27.11.2024.