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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Buch VIII. Die Päpste um d. Mitte d. 17. Jahrh.
folger, den sie dem Lande aufgenöthigt, und dem Grafen
Magnus de la Gardie, dem sie ihr Vertrauen schenkte, den
aber der alte schwedische Adel noch immer nicht als eben-
bürtig anerkennen wollte, eine Partei die gleichsam als eine
fremde betrachtet ward. Ihre unbeschränkte Freigebigkeit
hatte die Finanzen erschöpft, und man sah den Augenblick
kommen, wo man mit allen Mitteln zu Ende seyn werde.
Schon im October 1651 hatte sie den Ständen die Ab-
sicht zu resigniren angekündigt. Es war in dem Momente
als sie Antonio Macedo nach Rom geschickt hatte. Noch
einmal jedoch ließ sie sich davon zurückbringen. Der Reichs-
kanzler stellte ihr vor, sie möge sich nicht etwa durch die
finanzielle Bedrängniß bestimmen lassen, man werde schon
dafür sorgen, daß der Glanz der Krone nicht leide 1). Auch
sah sie wohl, daß diese Handlung der Welt nicht so
heroisch vorkommen würde, wie sie anfangs geglaubt.
Als kurz darauf Prinz Friedrich von Hessen mit einem ähn-
lichen Schritte umging, mahnte sie ihn ausdrücklich ab:
nicht gerade aus religiösen Gründen: sie erinnerte ihn nur,
wer seinen Glauben verändere, werde von denen gehaßt die
er verlasse, und von denen verachtet zu denen er übergehe 2).
Aber allmählich wirkten diese Betrachtungen auf sie selbst
nicht mehr. Es war vergebens, daß sie sich durch wie

1) Pufendorf Rerum Suecicarum lib. 23, p. 477.
2) Lettre de Christine au prince Frederic Landgrave de
Hesse,
bei Arckenholtz I, p. 218. "Pouvez-vous ignorer combien
ceux qui changent sont hais de ceux des sentimens desquels
ils s'eloignent, et ne saurez-vous pas par tant d'illustres exem-
ples qu'ils sont meprises de ceux aupres desquels ils se
rangent?"

Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
folger, den ſie dem Lande aufgenoͤthigt, und dem Grafen
Magnus de la Gardie, dem ſie ihr Vertrauen ſchenkte, den
aber der alte ſchwediſche Adel noch immer nicht als eben-
buͤrtig anerkennen wollte, eine Partei die gleichſam als eine
fremde betrachtet ward. Ihre unbeſchraͤnkte Freigebigkeit
hatte die Finanzen erſchoͤpft, und man ſah den Augenblick
kommen, wo man mit allen Mitteln zu Ende ſeyn werde.
Schon im October 1651 hatte ſie den Staͤnden die Ab-
ſicht zu reſigniren angekuͤndigt. Es war in dem Momente
als ſie Antonio Macedo nach Rom geſchickt hatte. Noch
einmal jedoch ließ ſie ſich davon zuruͤckbringen. Der Reichs-
kanzler ſtellte ihr vor, ſie moͤge ſich nicht etwa durch die
finanzielle Bedraͤngniß beſtimmen laſſen, man werde ſchon
dafuͤr ſorgen, daß der Glanz der Krone nicht leide 1). Auch
ſah ſie wohl, daß dieſe Handlung der Welt nicht ſo
heroiſch vorkommen wuͤrde, wie ſie anfangs geglaubt.
Als kurz darauf Prinz Friedrich von Heſſen mit einem aͤhn-
lichen Schritte umging, mahnte ſie ihn ausdruͤcklich ab:
nicht gerade aus religioͤſen Gruͤnden: ſie erinnerte ihn nur,
wer ſeinen Glauben veraͤndere, werde von denen gehaßt die
er verlaſſe, und von denen verachtet zu denen er uͤbergehe 2).
Aber allmaͤhlich wirkten dieſe Betrachtungen auf ſie ſelbſt
nicht mehr. Es war vergebens, daß ſie ſich durch wie

1) Pufendorf Rerum Suecicarum lib. 23, p. 477.
2) Lettre de Christine au prince Fréderic Landgrave de
Hesse,
bei Arckenholtz I, p. 218. „Pouvez-vous ignorer combien
ceux qui changent sont haïs de ceux des sentimens desquels
ils s’éloignent, et ne saurez-vous pas par tant d’illustres exem-
ples qu’ils sont méprisés de ceux auprès desquels ils se
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[94/0106] Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh. folger, den ſie dem Lande aufgenoͤthigt, und dem Grafen Magnus de la Gardie, dem ſie ihr Vertrauen ſchenkte, den aber der alte ſchwediſche Adel noch immer nicht als eben- buͤrtig anerkennen wollte, eine Partei die gleichſam als eine fremde betrachtet ward. Ihre unbeſchraͤnkte Freigebigkeit hatte die Finanzen erſchoͤpft, und man ſah den Augenblick kommen, wo man mit allen Mitteln zu Ende ſeyn werde. Schon im October 1651 hatte ſie den Staͤnden die Ab- ſicht zu reſigniren angekuͤndigt. Es war in dem Momente als ſie Antonio Macedo nach Rom geſchickt hatte. Noch einmal jedoch ließ ſie ſich davon zuruͤckbringen. Der Reichs- kanzler ſtellte ihr vor, ſie moͤge ſich nicht etwa durch die finanzielle Bedraͤngniß beſtimmen laſſen, man werde ſchon dafuͤr ſorgen, daß der Glanz der Krone nicht leide 1). Auch ſah ſie wohl, daß dieſe Handlung der Welt nicht ſo heroiſch vorkommen wuͤrde, wie ſie anfangs geglaubt. Als kurz darauf Prinz Friedrich von Heſſen mit einem aͤhn- lichen Schritte umging, mahnte ſie ihn ausdruͤcklich ab: nicht gerade aus religioͤſen Gruͤnden: ſie erinnerte ihn nur, wer ſeinen Glauben veraͤndere, werde von denen gehaßt die er verlaſſe, und von denen verachtet zu denen er uͤbergehe 2). Aber allmaͤhlich wirkten dieſe Betrachtungen auf ſie ſelbſt nicht mehr. Es war vergebens, daß ſie ſich durch wie 1) Pufendorf Rerum Suecicarum lib. 23, p. 477. 2) Lettre de Christine au prince Fréderic Landgrave de Hesse, bei Arckenholtz I, p. 218. „Pouvez-vous ignorer combien ceux qui changent sont haïs de ceux des sentimens desquels ils s’éloignent, et ne saurez-vous pas par tant d’illustres exem- ples qu’ils sont méprisés de ceux auprès desquels ils se rangent?“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/106>, abgerufen am 23.11.2024.