Genter Pacification mußte er annehmen, die spanischen Truppen entlassen; und kaum regte er sich, von dem ge- spannten Zustand gedrängt, so erhob sich alles wider ihn: er ward für einen Feind des Landes erklärt, und die Ober- häupter der Provinzen beriefen einen andern Prinzen des Hauses an seine Stelle.
Das Princip der localen Gewalt bekam die Oberhand über das fürstliche: das einheimische trug den Sieg davon über das spanische.
Nothwendigerweise waren hiemit noch andere Folgen verknüpft. Einmal erlangten die nördlichen Provinzen, welche den Krieg geführt und dadurch diese Lage der Dinge möglich gemacht, ein natürliches Uebergewicht in den Sachen des Kriegs und der Verwaltung: aber eben hiedurch ge- schah es dann, daß sich die reformirte Religion über die gesammten Niederlande ausbreitete. In Mecheln, Brügge, Ypern drang sie ein: in Antwerpen theilte man bereits die Kirchen nach den Bekenntnissen, und die Katholischen mußten sich zuweilen mit den Chören der Kirchen begnügen, die sie so eben ganz besessen: in Gent verschmolz die protestantische Ten- denz mit einer bürgerlichen Bewegung, und behielt das Uebergewicht vollkommen. In der Pacification war der alte Zustand der katholischen Kirche im Ganzen gewähr- leistet worden; jetzt erließen die Generalstaaten ein Reli- gionsedict, welches beiden Bekenntnissen gleiche Freiheit ge- stattete. -- Allenthalben, auch in den Provinzen die am meisten katholisch waren, traten seitdem protestantische Re- gungen hervor: man konnte erwarten, daß der Protestan- tismus den Sieg überall davon tragen würde.
Buch V. Gegenreformationen.
Genter Pacification mußte er annehmen, die ſpaniſchen Truppen entlaſſen; und kaum regte er ſich, von dem ge- ſpannten Zuſtand gedraͤngt, ſo erhob ſich alles wider ihn: er ward fuͤr einen Feind des Landes erklaͤrt, und die Ober- haͤupter der Provinzen beriefen einen andern Prinzen des Hauſes an ſeine Stelle.
Das Princip der localen Gewalt bekam die Oberhand uͤber das fuͤrſtliche: das einheimiſche trug den Sieg davon uͤber das ſpaniſche.
Nothwendigerweiſe waren hiemit noch andere Folgen verknuͤpft. Einmal erlangten die noͤrdlichen Provinzen, welche den Krieg gefuͤhrt und dadurch dieſe Lage der Dinge moͤglich gemacht, ein natuͤrliches Uebergewicht in den Sachen des Kriegs und der Verwaltung: aber eben hiedurch ge- ſchah es dann, daß ſich die reformirte Religion uͤber die geſammten Niederlande ausbreitete. In Mecheln, Bruͤgge, Ypern drang ſie ein: in Antwerpen theilte man bereits die Kirchen nach den Bekenntniſſen, und die Katholiſchen mußten ſich zuweilen mit den Choͤren der Kirchen begnuͤgen, die ſie ſo eben ganz beſeſſen: in Gent verſchmolz die proteſtantiſche Ten- denz mit einer buͤrgerlichen Bewegung, und behielt das Uebergewicht vollkommen. In der Pacification war der alte Zuſtand der katholiſchen Kirche im Ganzen gewaͤhr- leiſtet worden; jetzt erließen die Generalſtaaten ein Reli- gionsedict, welches beiden Bekenntniſſen gleiche Freiheit ge- ſtattete. — Allenthalben, auch in den Provinzen die am meiſten katholiſch waren, traten ſeitdem proteſtantiſche Re- gungen hervor: man konnte erwarten, daß der Proteſtan- tismus den Sieg uͤberall davon tragen wuͤrde.
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Buch V. Gegenreformationen.
Genter Pacification mußte er annehmen, die ſpaniſchen
Truppen entlaſſen; und kaum regte er ſich, von dem ge-
ſpannten Zuſtand gedraͤngt, ſo erhob ſich alles wider ihn:
er ward fuͤr einen Feind des Landes erklaͤrt, und die Ober-
haͤupter der Provinzen beriefen einen andern Prinzen des
Hauſes an ſeine Stelle.
Das Princip der localen Gewalt bekam die Oberhand
uͤber das fuͤrſtliche: das einheimiſche trug den Sieg davon
uͤber das ſpaniſche.
Nothwendigerweiſe waren hiemit noch andere Folgen
verknuͤpft. Einmal erlangten die noͤrdlichen Provinzen,
welche den Krieg gefuͤhrt und dadurch dieſe Lage der Dinge
moͤglich gemacht, ein natuͤrliches Uebergewicht in den Sachen
des Kriegs und der Verwaltung: aber eben hiedurch ge-
ſchah es dann, daß ſich die reformirte Religion uͤber die
geſammten Niederlande ausbreitete. In Mecheln, Bruͤgge,
Ypern drang ſie ein: in Antwerpen theilte man bereits die
Kirchen nach den Bekenntniſſen, und die Katholiſchen mußten
ſich zuweilen mit den Choͤren der Kirchen begnuͤgen, die ſie ſo
eben ganz beſeſſen: in Gent verſchmolz die proteſtantiſche Ten-
denz mit einer buͤrgerlichen Bewegung, und behielt das
Uebergewicht vollkommen. In der Pacification war der
alte Zuſtand der katholiſchen Kirche im Ganzen gewaͤhr-
leiſtet worden; jetzt erließen die Generalſtaaten ein Reli-
gionsedict, welches beiden Bekenntniſſen gleiche Freiheit ge-
ſtattete. — Allenthalben, auch in den Provinzen die am
meiſten katholiſch waren, traten ſeitdem proteſtantiſche Re-
gungen hervor: man konnte erwarten, daß der Proteſtan-
tismus den Sieg uͤberall davon tragen wuͤrde.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/84>, abgerufen am 24.11.2024.
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