Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Gewaltthätigkeiten in Frankreich. Veränderung der Meinung hinzutrat, so drangen sie end-lich durch, und gelangten in dem Jahre 1564 zu dem Rechte zu unterrichten. Da hatte sich ihnen auch schon Lyon eröffnet. War es mehr Glück oder mehr Verdienst: sie vermochten sogleich mit ein paar glänzenden Talenten aufzutreten. Den hugenottischen Predigern setzten sie Ed- mund Augier entgegen, der in Frankreich geboren, aber in Rom unter Ignatius erzogen war, von dem die Pro- testanten selbst gesagt haben sollen, hätte er nicht den ka- tholischen Ornat an seinem Leibe, so würde es nie einen größern Redner gegeben haben: -- er brachte durch Rede und Schrift einen ungemeinen Eindruck hervor. Nament- lich in Lyon wurden die Hugenotten vollkommen besiegt: ihre Prediger verjagt, ihre Kirchen zerstört, ihre Bücher verbrannt: den Jesuiten dagegen ward 1567 ein prächtiges Collegium errichtet. Auch einen ausgezeichneten Professor hatten sie, Maldonat, dessen Bibelerklärung die Jugend in Schaaren herbeizog und fesselte. Von diesen Hauptstädten nun durchzogen sie das Reich nach allen Richtungen: in Toulouse, in Bourdeaux siedelten sie sich an: allenthalben, wo sie erschienen, wuchs die Zahl der katholischen Com- municanten. Einen ungemeinen Beifall erwarb sich der Ka- techismus des Augier: binnen 8 Jahren sind allein in Paris 38000 Exemplare desselben verkauft worden 1). -- "infracta et ferocia pectora," heißt es darin, "gladio fldei acuto penetrarunt." 1) Man findet diese Notizen bei Orlandinus und seinen Fort-
setzern Pars I, lib. VI, nr. 30. II, IV, 84. III, III, 169 u. f. -- Juvencius V, 24, 769 theilt eine Lebensbeschreibung von Au- gier mit. Gewaltthaͤtigkeiten in Frankreich. Veraͤnderung der Meinung hinzutrat, ſo drangen ſie end-lich durch, und gelangten in dem Jahre 1564 zu dem Rechte zu unterrichten. Da hatte ſich ihnen auch ſchon Lyon eroͤffnet. War es mehr Gluͤck oder mehr Verdienſt: ſie vermochten ſogleich mit ein paar glaͤnzenden Talenten aufzutreten. Den hugenottiſchen Predigern ſetzten ſie Ed- mund Augier entgegen, der in Frankreich geboren, aber in Rom unter Ignatius erzogen war, von dem die Pro- teſtanten ſelbſt geſagt haben ſollen, haͤtte er nicht den ka- tholiſchen Ornat an ſeinem Leibe, ſo wuͤrde es nie einen groͤßern Redner gegeben haben: — er brachte durch Rede und Schrift einen ungemeinen Eindruck hervor. Nament- lich in Lyon wurden die Hugenotten vollkommen beſiegt: ihre Prediger verjagt, ihre Kirchen zerſtoͤrt, ihre Buͤcher verbrannt: den Jeſuiten dagegen ward 1567 ein praͤchtiges Collegium errichtet. Auch einen ausgezeichneten Profeſſor hatten ſie, Maldonat, deſſen Bibelerklaͤrung die Jugend in Schaaren herbeizog und feſſelte. Von dieſen Hauptſtaͤdten nun durchzogen ſie das Reich nach allen Richtungen: in Toulouſe, in Bourdeaux ſiedelten ſie ſich an: allenthalben, wo ſie erſchienen, wuchs die Zahl der katholiſchen Com- municanten. Einen ungemeinen Beifall erwarb ſich der Ka- techismus des Augier: binnen 8 Jahren ſind allein in Paris 38000 Exemplare deſſelben verkauft worden 1). — „infracta et ferocia pectora,“ heißt es darin, „gladio fldei acuto penetrarunt.“ 1) Man findet dieſe Notizen bei Orlandinus und ſeinen Fort-
ſetzern Pars I, lib. VI, nr. 30. II, IV, 84. III, III, 169 u. f. — Juvencius V, 24, 769 theilt eine Lebensbeſchreibung von Au- gier mit. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0075" n="63"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Gewaltthaͤtigkeiten in Frankreich</hi>.</fw><lb/> Veraͤnderung der Meinung hinzutrat, ſo drangen ſie end-<lb/> lich durch, und gelangten in dem Jahre 1564 zu dem<lb/> Rechte zu unterrichten. Da hatte ſich ihnen auch ſchon<lb/> Lyon eroͤffnet. War es mehr Gluͤck oder mehr Verdienſt:<lb/> ſie vermochten ſogleich mit ein paar glaͤnzenden Talenten<lb/> aufzutreten. Den hugenottiſchen Predigern ſetzten ſie Ed-<lb/> mund Augier entgegen, der in Frankreich geboren, aber<lb/> in Rom unter Ignatius erzogen war, von dem die Pro-<lb/> teſtanten ſelbſt geſagt haben ſollen, haͤtte er nicht den ka-<lb/> tholiſchen Ornat an ſeinem Leibe, ſo wuͤrde es nie einen<lb/> groͤßern Redner gegeben haben: — er brachte durch Rede<lb/> und Schrift einen ungemeinen Eindruck hervor. Nament-<lb/> lich in Lyon wurden die Hugenotten vollkommen beſiegt:<lb/> ihre Prediger verjagt, ihre Kirchen zerſtoͤrt, ihre Buͤcher<lb/> verbrannt: den Jeſuiten dagegen ward 1567 ein praͤchtiges<lb/> Collegium errichtet. Auch einen ausgezeichneten Profeſſor<lb/> hatten ſie, Maldonat, deſſen Bibelerklaͤrung die Jugend in<lb/> Schaaren herbeizog und feſſelte. Von dieſen Hauptſtaͤdten<lb/> nun durchzogen ſie das Reich nach allen Richtungen: in<lb/> Toulouſe, in Bourdeaux ſiedelten ſie ſich an: allenthalben,<lb/> wo ſie erſchienen, wuchs die Zahl der katholiſchen Com-<lb/> municanten. Einen ungemeinen Beifall erwarb ſich der Ka-<lb/> techismus des Augier: binnen 8 Jahren ſind allein in Paris<lb/> 38000 Exemplare deſſelben verkauft worden <note place="foot" n="1)">Man findet dieſe Notizen bei Orlandinus und ſeinen Fort-<lb/> ſetzern <hi rendition="#aq">Pars I, lib. VI, nr. 30. II, IV, 84. III, III, 169</hi> u. f.<lb/> — <hi rendition="#aq">Juvencius V, 24,</hi> 769 theilt eine Lebensbeſchreibung von Au-<lb/> gier mit.</note>.</p><lb/> <p> <note xml:id="seg2pn_3_2" prev="#seg2pn_3_1" place="foot" n="1)">— <hi rendition="#aq">„infracta et ferocia pectora,“</hi> heißt es darin, <hi rendition="#aq">„gladio fldei<lb/> acuto penetrarunt.“</hi></note> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0075]
Gewaltthaͤtigkeiten in Frankreich.
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lich durch, und gelangten in dem Jahre 1564 zu dem
Rechte zu unterrichten. Da hatte ſich ihnen auch ſchon
Lyon eroͤffnet. War es mehr Gluͤck oder mehr Verdienſt:
ſie vermochten ſogleich mit ein paar glaͤnzenden Talenten
aufzutreten. Den hugenottiſchen Predigern ſetzten ſie Ed-
mund Augier entgegen, der in Frankreich geboren, aber
in Rom unter Ignatius erzogen war, von dem die Pro-
teſtanten ſelbſt geſagt haben ſollen, haͤtte er nicht den ka-
tholiſchen Ornat an ſeinem Leibe, ſo wuͤrde es nie einen
groͤßern Redner gegeben haben: — er brachte durch Rede
und Schrift einen ungemeinen Eindruck hervor. Nament-
lich in Lyon wurden die Hugenotten vollkommen beſiegt:
ihre Prediger verjagt, ihre Kirchen zerſtoͤrt, ihre Buͤcher
verbrannt: den Jeſuiten dagegen ward 1567 ein praͤchtiges
Collegium errichtet. Auch einen ausgezeichneten Profeſſor
hatten ſie, Maldonat, deſſen Bibelerklaͤrung die Jugend in
Schaaren herbeizog und feſſelte. Von dieſen Hauptſtaͤdten
nun durchzogen ſie das Reich nach allen Richtungen: in
Toulouſe, in Bourdeaux ſiedelten ſie ſich an: allenthalben,
wo ſie erſchienen, wuchs die Zahl der katholiſchen Com-
municanten. Einen ungemeinen Beifall erwarb ſich der Ka-
techismus des Augier: binnen 8 Jahren ſind allein in Paris
38000 Exemplare deſſelben verkauft worden 1).
1)
1) Man findet dieſe Notizen bei Orlandinus und ſeinen Fort-
ſetzern Pars I, lib. VI, nr. 30. II, IV, 84. III, III, 169 u. f.
— Juvencius V, 24, 769 theilt eine Lebensbeſchreibung von Au-
gier mit.
1) — „infracta et ferocia pectora,“ heißt es darin, „gladio fldei
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