Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Buch V. Gegenreformationen. lutionären Bewegungen eines Landes alles ausrichte, wennman sich der Häupter entledige. Daß Carl V. nach so vielen und großen Siegen aus dem deutschen Reiche doch so gut wie verstoßen worden war, leitete er von der Nachsicht die- ses Fürsten her, der die Feinde, welche in seine Hand gefal- len, verschont habe. Es ist oft von der Verbindung die Rede gewesen, welche im Jahre 1565 bei der Zusammen- kunft von Bayonne zwischen Franzosen und Spaniern ge- geschlossen worden, von den Verabredungen, die man da getroffen habe: von allem, was man darüber gesagt hat, ist nur so viel gewiß, daß der Herzog von Alba die Königin von Frankreich aufforderte, sich der Oberhäupter der Hu- genotten, auf welche Weise auch immer, zu entledigen. Was er damals gerathen, trug er kein Bedenken, jetzt selbst aus- zuführen. Philipp II. hatte ihm einige mit der königli- chen Unterschrift versehene Blanquets mitgegeben. Der erste Gebrauch, den er davon machte, war, daß er Egmont und Horn gefangen setzen ließ, von denen er annahm, daß sie an den vorigen Bewegungen Schuld gehabt. "Heilige ka- tholische Majestät," fängt der Brief an, den er an den König hierüber schrieb, und der doch zu beweisen scheint, daß er dazu keinen ausdrücklichen Befehl hatte, "nachdem ich in Brüs- sel angelangt bin, habe ich gehörigen Orts die nöthigen Erkundigungen eingezogen, und mich darauf des Grafen von Egmont versichert, auch den Grafen von Horn und einige Andere verhaften lassen." 1) Will man wissen, 1) Dispaccio di Cavalli 16 Sett. Die bisherige Regentin
ließ sich über die Gefangennehmung bei dem Könige beklagen. Der König antwortete: er habe sie nicht befohlen. Um dieß zu bewei- Buch V. Gegenreformationen. lutionaͤren Bewegungen eines Landes alles ausrichte, wennman ſich der Haͤupter entledige. Daß Carl V. nach ſo vielen und großen Siegen aus dem deutſchen Reiche doch ſo gut wie verſtoßen worden war, leitete er von der Nachſicht die- ſes Fuͤrſten her, der die Feinde, welche in ſeine Hand gefal- len, verſchont habe. Es iſt oft von der Verbindung die Rede geweſen, welche im Jahre 1565 bei der Zuſammen- kunft von Bayonne zwiſchen Franzoſen und Spaniern ge- geſchloſſen worden, von den Verabredungen, die man da getroffen habe: von allem, was man daruͤber geſagt hat, iſt nur ſo viel gewiß, daß der Herzog von Alba die Koͤnigin von Frankreich aufforderte, ſich der Oberhaͤupter der Hu- genotten, auf welche Weiſe auch immer, zu entledigen. Was er damals gerathen, trug er kein Bedenken, jetzt ſelbſt aus- zufuͤhren. Philipp II. hatte ihm einige mit der koͤnigli- chen Unterſchrift verſehene Blanquets mitgegeben. Der erſte Gebrauch, den er davon machte, war, daß er Egmont und Horn gefangen ſetzen ließ, von denen er annahm, daß ſie an den vorigen Bewegungen Schuld gehabt. „Heilige ka- tholiſche Majeſtaͤt,“ faͤngt der Brief an, den er an den Koͤnig hieruͤber ſchrieb, und der doch zu beweiſen ſcheint, daß er dazu keinen ausdruͤcklichen Befehl hatte, „nachdem ich in Bruͤſ- ſel angelangt bin, habe ich gehoͤrigen Orts die noͤthigen Erkundigungen eingezogen, und mich darauf des Grafen von Egmont verſichert, auch den Grafen von Horn und einige Andere verhaften laſſen.“ 1) Will man wiſſen, 1) Dispaccio di Cavalli 16 Sett. Die bisherige Regentin
ließ ſich uͤber die Gefangennehmung bei dem Koͤnige beklagen. Der Koͤnig antwortete: er habe ſie nicht befohlen. Um dieß zu bewei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0070" n="58"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch <hi rendition="#aq">V.</hi> Gegenreformationen</hi>.</fw><lb/> lutionaͤren Bewegungen eines Landes alles ausrichte, wenn<lb/> man ſich der Haͤupter entledige. Daß Carl <hi rendition="#aq">V.</hi> nach ſo vielen<lb/> und großen Siegen aus dem deutſchen Reiche doch ſo gut<lb/> wie verſtoßen worden war, leitete er von der Nachſicht die-<lb/> ſes Fuͤrſten her, der die Feinde, welche in ſeine Hand gefal-<lb/> len, verſchont habe. Es iſt oft von der Verbindung die<lb/> Rede geweſen, welche im Jahre 1565 bei der Zuſammen-<lb/> kunft von Bayonne zwiſchen Franzoſen und Spaniern ge-<lb/> geſchloſſen worden, von den Verabredungen, die man da<lb/> getroffen habe: von allem, was man daruͤber geſagt hat, iſt<lb/> nur ſo viel gewiß, daß der Herzog von Alba die Koͤnigin<lb/> von Frankreich aufforderte, ſich der Oberhaͤupter der Hu-<lb/> genotten, auf welche Weiſe auch immer, zu entledigen. Was<lb/> er damals gerathen, trug er kein Bedenken, jetzt ſelbſt aus-<lb/> zufuͤhren. Philipp <hi rendition="#aq">II.</hi> hatte ihm einige mit der koͤnigli-<lb/> chen Unterſchrift verſehene Blanquets mitgegeben. Der erſte<lb/> Gebrauch, den er davon machte, war, daß er Egmont<lb/> und Horn gefangen ſetzen ließ, von denen er annahm, daß<lb/> ſie an den vorigen Bewegungen Schuld gehabt. „Heilige ka-<lb/> tholiſche Majeſtaͤt,“ faͤngt der Brief an, den er an den Koͤnig<lb/> hieruͤber ſchrieb, und der doch zu beweiſen ſcheint, daß er dazu<lb/> keinen ausdruͤcklichen Befehl hatte, „nachdem ich in Bruͤſ-<lb/> ſel angelangt bin, habe ich gehoͤrigen Orts die noͤthigen<lb/> Erkundigungen eingezogen, und mich darauf des Grafen<lb/> von Egmont verſichert, auch den Grafen von Horn und<lb/> einige Andere verhaften laſſen.“ <note xml:id="seg2pn_2_1" next="#seg2pn_2_2" place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Dispaccio di Cavalli 16 Sett.</hi> Die bisherige Regentin<lb/> ließ ſich uͤber die Gefangennehmung bei dem Koͤnige beklagen. Der<lb/> Koͤnig antwortete: er habe ſie nicht befohlen. Um dieß zu bewei-</note> Will man wiſſen,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [58/0070]
Buch V. Gegenreformationen.
lutionaͤren Bewegungen eines Landes alles ausrichte, wenn
man ſich der Haͤupter entledige. Daß Carl V. nach ſo vielen
und großen Siegen aus dem deutſchen Reiche doch ſo gut
wie verſtoßen worden war, leitete er von der Nachſicht die-
ſes Fuͤrſten her, der die Feinde, welche in ſeine Hand gefal-
len, verſchont habe. Es iſt oft von der Verbindung die
Rede geweſen, welche im Jahre 1565 bei der Zuſammen-
kunft von Bayonne zwiſchen Franzoſen und Spaniern ge-
geſchloſſen worden, von den Verabredungen, die man da
getroffen habe: von allem, was man daruͤber geſagt hat, iſt
nur ſo viel gewiß, daß der Herzog von Alba die Koͤnigin
von Frankreich aufforderte, ſich der Oberhaͤupter der Hu-
genotten, auf welche Weiſe auch immer, zu entledigen. Was
er damals gerathen, trug er kein Bedenken, jetzt ſelbſt aus-
zufuͤhren. Philipp II. hatte ihm einige mit der koͤnigli-
chen Unterſchrift verſehene Blanquets mitgegeben. Der erſte
Gebrauch, den er davon machte, war, daß er Egmont
und Horn gefangen ſetzen ließ, von denen er annahm, daß
ſie an den vorigen Bewegungen Schuld gehabt. „Heilige ka-
tholiſche Majeſtaͤt,“ faͤngt der Brief an, den er an den Koͤnig
hieruͤber ſchrieb, und der doch zu beweiſen ſcheint, daß er dazu
keinen ausdruͤcklichen Befehl hatte, „nachdem ich in Bruͤſ-
ſel angelangt bin, habe ich gehoͤrigen Orts die noͤthigen
Erkundigungen eingezogen, und mich darauf des Grafen
von Egmont verſichert, auch den Grafen von Horn und
einige Andere verhaften laſſen.“ 1) Will man wiſſen,
1) Dispaccio di Cavalli 16 Sett. Die bisherige Regentin
ließ ſich uͤber die Gefangennehmung bei dem Koͤnige beklagen. Der
Koͤnig antwortete: er habe ſie nicht befohlen. Um dieß zu bewei-
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