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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Anfang derselben in Deutschland. Fulda.
lungen machte: gleichsam verwundert entgegnete Abt Bal-
thasar: er hoffe, man werde ihm nicht Maaß geben wollen,
wie er die ihm von Gott befohlene Landschaft zu regieren
habe. Einige mächtige Reichsfürsten ordneten eine Gesandt-
schaft an ihn ab, um ihn zur Einstellung seiner Neuerun-
gen, zur Entfernung der Jesuiten zu bewegen: aber er blieb
unerschütterlich. Vielmehr bedrohte er bereits auch die
Ritterschaft. Sie nahm eine Art von Reichsunmittelbar-
keit in Anspruch, welche sehr beschränkt worden wäre,
wenn der geistliche Oberherr religiösen Gehorsam hätte er-
zwingen dürfen.

Und so erhob sich der Katholicismus, der bereits be-
siegt scheinen konnte, mit verjüngter Kraft in Deutschland.
Die mannigfaltigsten Motive trugen dazu bei: der Reli-
gion und der Lehre die wieder um sich griff, der durch
die Beschlüsse von Trident erneuerten kirchlichen Unterord-
nung, vornehmlich auch Beweggründe der innern Politik:
es lag am Tage, wie viel mächtiger ein Fürst wurde,
wenn die Unterthanen seinem Glauben folgten. Zwar hatte
die kirchliche Restauration erst einzelne Punkte eingenommen:
aber sie boten eine unermeßliche Aussicht dar. Namentlich
mußte es von der größten Wichtigkeit werden, daß die
geistlichen Fürsten keinen allgemeinern Widerspruch fan-
den. Bei dem Religionsfrieden hatte man die protestanti-
schen Gemeinden in den geistlichen Gebieten durch eine be-
sondere kaiserliche Declaration zu sichern gesucht: die geist-
lichen Fürsten läugneten jetzt, von dieser Declaration zu
wissen: auf keinen Fall kümmerten sie sich darum. Die
kaiserliche Macht war nicht stark, nicht entschlossen genug,
um eine durchgreifende Entscheidung hiegegen zu fassen, ge-

Anfang derſelben in Deutſchland. Fulda.
lungen machte: gleichſam verwundert entgegnete Abt Bal-
thaſar: er hoffe, man werde ihm nicht Maaß geben wollen,
wie er die ihm von Gott befohlene Landſchaft zu regieren
habe. Einige maͤchtige Reichsfuͤrſten ordneten eine Geſandt-
ſchaft an ihn ab, um ihn zur Einſtellung ſeiner Neuerun-
gen, zur Entfernung der Jeſuiten zu bewegen: aber er blieb
unerſchuͤtterlich. Vielmehr bedrohte er bereits auch die
Ritterſchaft. Sie nahm eine Art von Reichsunmittelbar-
keit in Anſpruch, welche ſehr beſchraͤnkt worden waͤre,
wenn der geiſtliche Oberherr religioͤſen Gehorſam haͤtte er-
zwingen duͤrfen.

Und ſo erhob ſich der Katholicismus, der bereits be-
ſiegt ſcheinen konnte, mit verjuͤngter Kraft in Deutſchland.
Die mannigfaltigſten Motive trugen dazu bei: der Reli-
gion und der Lehre die wieder um ſich griff, der durch
die Beſchluͤſſe von Trident erneuerten kirchlichen Unterord-
nung, vornehmlich auch Beweggruͤnde der innern Politik:
es lag am Tage, wie viel maͤchtiger ein Fuͤrſt wurde,
wenn die Unterthanen ſeinem Glauben folgten. Zwar hatte
die kirchliche Reſtauration erſt einzelne Punkte eingenommen:
aber ſie boten eine unermeßliche Ausſicht dar. Namentlich
mußte es von der groͤßten Wichtigkeit werden, daß die
geiſtlichen Fuͤrſten keinen allgemeinern Widerſpruch fan-
den. Bei dem Religionsfrieden hatte man die proteſtanti-
ſchen Gemeinden in den geiſtlichen Gebieten durch eine be-
ſondere kaiſerliche Declaration zu ſichern geſucht: die geiſt-
lichen Fuͤrſten laͤugneten jetzt, von dieſer Declaration zu
wiſſen: auf keinen Fall kuͤmmerten ſie ſich darum. Die
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[53/0065] Anfang derſelben in Deutſchland. Fulda. lungen machte: gleichſam verwundert entgegnete Abt Bal- thaſar: er hoffe, man werde ihm nicht Maaß geben wollen, wie er die ihm von Gott befohlene Landſchaft zu regieren habe. Einige maͤchtige Reichsfuͤrſten ordneten eine Geſandt- ſchaft an ihn ab, um ihn zur Einſtellung ſeiner Neuerun- gen, zur Entfernung der Jeſuiten zu bewegen: aber er blieb unerſchuͤtterlich. Vielmehr bedrohte er bereits auch die Ritterſchaft. Sie nahm eine Art von Reichsunmittelbar- keit in Anſpruch, welche ſehr beſchraͤnkt worden waͤre, wenn der geiſtliche Oberherr religioͤſen Gehorſam haͤtte er- zwingen duͤrfen. Und ſo erhob ſich der Katholicismus, der bereits be- ſiegt ſcheinen konnte, mit verjuͤngter Kraft in Deutſchland. Die mannigfaltigſten Motive trugen dazu bei: der Reli- gion und der Lehre die wieder um ſich griff, der durch die Beſchluͤſſe von Trident erneuerten kirchlichen Unterord- nung, vornehmlich auch Beweggruͤnde der innern Politik: es lag am Tage, wie viel maͤchtiger ein Fuͤrſt wurde, wenn die Unterthanen ſeinem Glauben folgten. Zwar hatte die kirchliche Reſtauration erſt einzelne Punkte eingenommen: aber ſie boten eine unermeßliche Ausſicht dar. Namentlich mußte es von der groͤßten Wichtigkeit werden, daß die geiſtlichen Fuͤrſten keinen allgemeinern Widerſpruch fan- den. Bei dem Religionsfrieden hatte man die proteſtanti- ſchen Gemeinden in den geiſtlichen Gebieten durch eine be- ſondere kaiſerliche Declaration zu ſichern geſucht: die geiſt- lichen Fuͤrſten laͤugneten jetzt, von dieſer Declaration zu wiſſen: auf keinen Fall kuͤmmerten ſie ſich darum. Die kaiſerliche Macht war nicht ſtark, nicht entſchloſſen genug, um eine durchgreifende Entſcheidung hiegegen zu faſſen, ge-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/65>, abgerufen am 24.11.2024.